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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Leporini, Heinrich: Die Schmutzerausstellung der Albertina in Wien
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Frimmel, Theodor von: Erlebnisse in Galerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0039

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seinen Schülern" und das „Joachimquartett", in welchen dem Künster die Be-
handlung groger Flächen mit durchaus neuen technischen Mitteln der Radier-
kunst glänzend gelungen ist, liegt ein Weg zielbewußten und erfolgreichen
Strebens. So bietet die Ausstellung nicht nur einen Abriß österreichischer
Kunstentwicklung, sondern neben dem Rückblick auch einen Ausblick auf eine
lebendige und gedeihliche Fortentwicklung der graphischen Kunst in Wien.

Dr. Heinrich Leporini.

ERLEBNISSE IN GALERIEN.

Wer Tausende von Sammlungen im Süden, im Norden, im Osten und
Westen besucht hat, weiß manches zu erzählen. Ein weniges von meinen
eigenen Erlebnissen sei im Folgenden mitgeteilt. In vielen Sammlungen hatte
ich freiesten Zutritt in der glücklichen Zeit, als man noch auf Studienreisen aus-
gehen konnte. In Stockholm, Berlin, Dresden, Budapest, Hermannstadt, Neapel,
Venedig und in anderen Kunststädten standen mir die Museen und in einigen
der genannten Orte auch die sonst unzugänglichen Vorräte offen. Besonders in
Venedig und Berlin wurde ich in dieser Beziehung freundlich gefördert. Allerlei
Erfahrungen über die Aufstellung der Bilder, über Galerienverwaltung und über
die verschiedenartigsten Vorstände wurden gesammelt. Ich ärgerte mich über
die Spiegelgläser vor den Bildern in der National-Galerie in London und be-
dauerte die sorglose Aufstellung in kleineren Galerien Italiens und Frankreichs
und in den meisten österreichischen Stiffgalerien. In Privatgalerien, deren ich
so viele nicht nur gesehen, sondern auch mit Verzeichnissen, gedruckten oder
ungedruckten, versehen habe, lernte ich die verschiedenartigsten Naturen der
Besifeer kennen, von den vornehm ruhigen, fein gebildeten, wie dem Grafen
Arthur Schönborn-Wiesentheid in Pommersfelden, bis zu den ungestüm Un-
geduldigen, die jede Sekunde mit einem neuen Bild herankamen und jedesmal
barsch fragten: Was ist dies?, was ist das? Alle Stufen zwischen feinem Kunst-
verständnis und gänzlicher Unkenntnis der Sachlage, zwischen Uberzeugbarkeit
durch beweisende Gründe einerseits und unbeugsamen Eigensinn der Un-
vernunft andererseits wurden bei ungezählten Sammlern durchgekostet. Wie
leicht und erfreulich war es mit Konsul Weber in Hamburg, mit dem alten er-
fahrungsreichen H. O. Miethke in Wien zu verkehren, die für vergleichende
Studien voll Verständnis waren; wie anregend war das Studium beim wohl
unterrichteten Dr. A. Marenzeller, bei Klarwill in Wien, wie schwer dagegen
eine Verständigung mit Sammlern in der Art des Altwiener Arztes Dr. Schell,
der seinen angeblichen Raffael mit Auszügen aus — Naglers Lexikon (!) und

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