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Frimmel, Theodor von [Editor]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Frimmel, Theodor von: Zu Friedrich Gauermann
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Rundgang durch die Wiener Galerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0054

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ZU FRIEDRICH GAUERMANN.

Eine fesselnde Darstellung von Friedrich Gauermann kam im
Dezember 1921 bei einer Versteigerung im Dorotheum zu Wien vor. Sie wird
alle Freunde unseres Schneeberges sehr anheimeln und überdies einen
auch heiklen Kunstsinn befriedigen. Es war eine Zeichnung von dem genann-
ten Künstler aus seinen jungen Jahren, die beweist, wie früh er schon eine
nahezu reife Meisterschaft errungen hatte. In Klein-Quer-Folio ist eine ganze
Gesellschaft von Ausflüglern dargestellt, die auf einem gewundenen Waldweg
aufwärts reiten und sich einer Art Hohlweg nähern. Neben den Ausflüglern zu
Pferd gewahrt man Führer und Träger; diese als lebte links unten, grofje rund-
liche Rückenkörbe tragend. Das Ganze ist prächtig gesehen und gut in Per-
spektive gebracht. Der junge Künstler hat selbst die Erläuterung hingeschrie-
ben. Rechts unten steht „Reise auf den Schneeberg August 1834 mit der
Tante, Onkel Karl etc." Auf der Kehrseite alter Vermerk mit dem Künstler-
namen. Anno 1834 war es noch eine „Reise", wenn man den Gipfel des
Schneebergs erreichen wollte. Das Blatt hat also jedenfalls Bedeutung für die
Geschichte der Bergbesteigungen. Gauermanns Blatt mit der Familienreise
auf den Schneeberg fällt um mehr als ein Jahrzehnt früher, als die Notizen
und Zeichnungen von Jean Wedl, die ich vor einiger Zeit in den „Studien und
Skizzen" erwähnt habe. Die alten Blätter bilden einen merkwürdigen Gegen-
satz zu den neuen und neuesten Lichtbildaufnahmen, die auf dem so viel
besuchten Bergstock zu häuf angefertigt werden.

In derselben Versteigerung kamen auch beachtenswerte Federzeichnun-
gen von Fr. Gauermann vor, u. a. eine Skizze Nr. 213, „Der Ackersmann",
des früher so bekannten und beliebten Gemäldes im ehemaligen Hofmuseum
(jefct ist es, wie alle Bilder aus dem 19. Jahrhundert, versteckt, dank der un-
glücklichen Gudens'schen Neuaufstellung), ferner ein Eber, der von einem
oder mehreren Wölfen überfallen wird, Nr. 214. Diese getuschte Federzeich-
nung dürfte zu dem Gemälde gehören, das mit der Sammlung Benedek in die
Grazer Galerie gelangt ist. Fr.

RUNDGANG DURCH DIE WIENER GALERIEN.

In der Galerie Sankt Lukas habe ich wiederholt mehrere vorzügliche,
fesselnde Bilder gesehen, von denen rasch das eine oder andere notiert werden
konnte, leider zumeist ohne eingehende Beschreibung. Indes ist der vorzüg-
liche Greisenkopf von Sebastiano del Piombo im I. Band meines Lexi-

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