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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

DOI Artikel:
Leporini, Heinrich: Die Schmutzerausstellung der Albertina in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0038

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Neue

Blätter für Gemäldekunde

(FRÜHER: STUDIEN UND SKIZZEN ZUR GEMKLDEKUNDE.)

HERAUSGEGEBEN VON Dr. THEODOR FRIMMEL.

I. JAHRGANG 2. HEFT JULI 1922

DIE SCHMUTZERAUSSTELLUNG DER ALBERTINA IN WIEN.

Die graphische Kunstsammlung „Alberiina" hat in den Monaten April und
Mai eine Ausstellung von Werken der Künstlerfamilie Schmuher veranstaltet-
Für die Entwicklungsgeschichte österreichischer Graphik hat dieser Künstler-
name eine außergewöhnliche Bedeutung. Von den Arbeiten des Josef und
Andreas Schmuher aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts, mit welchem
eine eigentlich bodenständige Wiener Kupferstecherkunst ihren Anfang nimmt,
bis zu dem heute im In- und Ausland gleichsam als Repräsentanten öster-
reichischer Graphik hochgeschähten Ferdinand Schmuher liegt ein Zeitraum
von zwei Jahrhunderten künstlerischer Entwicklung. Und inmitten dieser Ent-
wicklungsreihe ist es wieder Jakob Schmuher, der als Begründer der
Wiener Kupferstecherakademie im Jahre 1766, überhaupt einer eigentlichen
Wiener Schule und Tradition eine dominierende Stellung einnimmt. Fast alle
folgenden Generationen österreichischer Graphiker sind mittelbar oder un-
mittelbar aus seiner Schule hervorgegangen. Der Sinn für solide technische
Arbeit, der die österreichische Bildkunst auszeichnet, kommt schon in den
Arbeiten des Josef und Andreas zur Anschauung, von welchen das Porträt des
Grafen Questenberg, sowie ein prächtiger Reproduktionsstich nach Rubens
„Decius' Ansprache an seine Soldaten" zu sehen sind. Die besondere Ver-
anlagung der österreichischen Künstler für das Porträtfach und die Landschaft
beherrscht bis zum heutigen Tage die Entwicklung. Neben den reizvollen An-
sichten des Schloßparkes von Neuwaldegg sind es vor allem die nach seiner
Pariser Schulung technisch vollendeten Porträtstiche, so das nach einem Bas-
relief Hagenauers verfertigte Bildnis des Fürsten Kaunih, welche Jakob
Schmuhers Können zeigen. Nach einem langen Stillstand in der Entwicklung
der graphischen Künste ist es wieder ein Ferdinand Sch muher (geboren
1870), der geradezu bahnbrechend als Porträtradierer hervortritt und einen
neuen Aufschwung einleitet. Von Rudolf Alts und Paul Heyses Bildnissen bis
zu den berühmten Arbeiten großen Formats — „Dr. Lueger", „Chrobak mit

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