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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Tol, Claes: C. Poelenburg und seine Nachfolger
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0085

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C. POELENBURG UND SEINE NACHFOLGER.

(Fortsehung „Studien und Skizzen" zu Bd. I, S. 102 ff., 137 ff., Bd. II, S. 101,

Bd. IV, S. 20 f. und 40 ff.)

C1 a e s Toi.

Vor kurzem fand ich bei Herrn Bergdirektor A. Sonnenmoser in
Wien neben anderen bemerkenswerten Bildern auch ein signiertes Werk von
Claes Jacobsz Toi, einem sehr beachtenswerten Künstler der Poelenburg-
gruppe. So etwas gehört zu den Seltenheiten und gibt mir Gelegenheit, die
Besprechung der Poelenburgreihe, die in den „Studien und Skizzen" zur Ge-
mäldekunde begonnen worden, wieder aufzunehmen. Die Abbildung wird dem
freundlichen Entgegenkommen des Sammlers verdankt, bei dem sich der Claes
Toi befindet und der, nebenbei bemerkt, mehrere vortreffliche kunstgeschicht-
lich und künstlerisch wertvolle Gemälde besikt. Ich hoffe, bei Gelegenheit auf
das Hauptwerk des trefflichen Akademikers Anton Petter aus dem Jahre 1825
mit der Auferweckung der Tabita durch Petrus näher eingehen zu können, auf
den Schabgrabenden Mönch von P. Calvi von 1834, auf den signierten Dionys
Calvaert mit der Bekehrung des Saulus. Dieses Bild ist wenigstens schon
kunstgeschichtlich bekannt durch die Besprechung der ersten Versteigerung
Sankt Lukas in Wien. Ein kleiner W. Allan ist für uns Wiener eine kostbare
Rarität.

Heute aber gilt es nur dem C 1 a e s T o 1. Wir haben ein ansehnlich mittel-
großes Gemälde vor uns (auf Eichenholz, breit 75, hoch 53 cm.), auf dem eine
Gruppe genießender Halbgottheiten aus dem bacchischen Kreise dargestellt
ist. Man hat sich am Rande des Gebirges nahe einem felsigen Abhang und
vor einem Standbild der Ceres gelagert. Als Hauptpersonen fallen mitten im
Bilde auf ein Hirte, der mit einer Hirtin oder Bacchantin kost. Auf ihrem
Schoß sifet ein feister Putto. Sie hält mit ihrer Linken eine Schale empor, um
sich von einem Satyr aus einem Metallkrug einschenken zu lassen. Der Satyr
steht nahe beim Postament der Ceresstatue, vor der auf dem Boden ein
weiterer Satyr und eine flötende Bacchantin siken. Drei Bacchantinnen rechts
im Bild sind so angeordnet, daß sie geschickt die Komposition abschließen,
rechts steht nämlich eine, die ein Tamburin mit beiden Händen hält, weiter
vorne siken die beiden anderen, eine im Halbprofil und die dritte zuvorderst
so, daß man an ihr einen wohl studierten Rückenakt bewundern kann. Gegen
links wird die ganze Anordnung durch drei wohlgenährte Bacchantenkinder
abgeschlossen. Vorne mitten ein prächtiges Stilleben mit Gefäßen und Trauben.
Links Ausblick auf eine hügelige Gegend mit einem Wasserfall. Auf einem
überhängenden, zum Teil bewaldeten Felsen in mittlerer Ferne steht ein antiker

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