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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Frimmel, Theodor von: Der Denis Calvaert in der Wiener Sammlung Sonnenmoser und seine Wanderungen
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Frimmel, Theodor von: Gemäldesammlungen in Venedig um die Mitte des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0124

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finden sich in San Giacomo und in Corpus domini zu Bologna. Andere wird
man nach den Angaben bei Baldinucci und nach denen in" C. C. Malvasias
Felsina pittrice auffinden können. Auch Felis „Les artistes Beiges ä l'etranger"
II (1865, S. 151 ff.) gibt Anhaltspunkte,, ganz abgesehen von den sonstigen
vielen Büchern über bolognesische oder Antwerpener Künstler. Als geborener
Antwerpener gehört Calvaert ja ebenso in die niederländische wie in die
italienische Kunstgeschichte. Auf einige sehr beachtenswerte versteckte Werke
von Calvaert habe ich in Band III der Studien und Skizzen zur Gemäldekunde
aufmerksam gemacht, wo auch das signierte Bildchen von Calvaert aus der
Sammlung Clara Meyer in Wien abgebildet ist. Nachzufragen wäre ein kleines
Kupferbild mit Maria und Simeon im Tempel, das sich 1734 bei Ruffo in Ferrara
befunden hat (nach S. 78 und 92 des alten Kataloges). Nur wüfjie ich nicht an-
zugeben, wo sich dieses Werk seither versteckt hat. Ohne weiter auf solche
verschollene Werke einzugehen, kann ich aber nach dem, was von gut er-
haltenen Calvaert'schen Bildern abzulesen ist, behaupten, daß dieser Künstler,
wie die meisten Manieristen seiner Zeit, vorläufig noch nicht genügend geschäht
ist. Die vorliegende Bekehrung des Saulus steht auf einer Kunststufe, die wohl
das allgemeine Vorurteil gegen Calvaert zu bekämpfen sehr geeignet ist.

Dr. Th. Frimmel.

GEMÄLDESAMMLUNGEN IN VENEDIG UM DIE MITTE DES

17. JAHRHUNDERTS.

Ein ungeheurer Reichtum an Gemälden wird uns im Geiste vorgeführt,
wenn wir die Blätter der Stadtgeschichfe Venedigs vor uns ausbreiten.
M. Boschini übertreibt zwar in seiner „Carta del navegar pittoresco" von 1660
ganz unbändig, wenn er schon damals von Millionen Bildern und unendlich
vielen Galerien*) spricht, aber hinter dieser dichterischen Freiheit — die Carta
del navegar ist ja eine Dichtung — steckt doch ein mächtiger, fester Hinter-
grund, und gewifj müßte man heute ein sehr dickes Buch schreiben, wollte man
den tatsächlich vorhanden gewesenen Reichtum Venedigs an Gemälden ein-
gehend und gründlich behandeln. Die Bildergeschichte des Dogenpalastes
allein würde schon ein großes Kapitel füllen. Dieses wird heute nicht einmal
skizziert. Ich berücksichtige nur die privaten Häuser. Ferner mufj es unter-
lassen werden, der Geschichte einzelner Bilder nachzugehen, wie sehr auch

*) Carta del navegar pittoresco (Vento settimo, S. 547): „Perche in iuna
Ciiä come xe questa, doue ghe milioni de Piture, si no ghe fusse de ste degne
eure, la sara ve una pena manifesta", und S. 573: „... infinitä de Galarie".

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