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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Neue Blätter für Gemäldekunde — Wien, 1.1922-1923

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Ankwicz-Kleehoven, Hans: Theagenes und Chariklea
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Frimmel, Theodor von: Ein merkwürdiges holländisches Bild aus dem ersten viertel des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.20642#0113

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sondern auch auf einem vom Jahre 1625 datierten Gemälde Abraham Blpe-
maerts, das Paul Seidel in seinem Buche über die ehemals im Besih des
deutschen Kaisers befindlichen Werke alter Meister abgebildet hat,*) und
das uns Chariklea in jenem Momente zeigt, da sie, vom Felsen herabgestiegen,
sich eben über ihren wiedererwachenden Freund Theagenes beugt.

EIN MERKWÜRDIGES HOLLÄNDISCHES BILD AUS DEM
ERSTEN VIERTEL DES 17. JAHRHUNDERTS.

Man wufjfe um ein höchst auffallendes Werk von Rembrandt, das die
Predigt Johannis des Täufers in der Wüste darstellt. Samuel van Hoogstraeten
gab schon 1678 davon öffentliche Kunde. In seiner „Inleyding tot de hooge
School der Schilderkonst" tadelt er ein Werk von seinem Lehrer Rembrandt,
eine Predigt Johannis, weil sie durch eine allzu natürliche Nebendarstellung
entweiht war. Die Stelle ist bemerkenswert. In dem Abschnitt vom Mißbrauch
der künstlerischen Freiheit (S. 182 f.) spricht Hoogstraeten u. a. von den Un-
zukömmlichkeiten bei der dichterischen Schilderung der Sintflut, um dann auf
die Malerei überzugehen und die jungen Maler vor ähnlichen Entgleisungen zu
warnen, damit nicht die (im übrigen) prächtigen Kompositionen durch Tändeleien
entehrt würden. Dabei fällt ihm ein, dak ein gewijj sonst artig komponiertes
Stück von Rembrandt, darstellend die Predigt Johannis, zwar in höchst
lobenswerter Weise die wunderbare Aufmerksamkeit von Zuhörern aus allen
Staaten zum Ausdruck bringe, dafc aber darauf Hund und Hündin vorkommen,
die in unanständiger Weise miteinander verkehren. Wenn ihm (Hoogstraeten)
jemand einwende, das sei ein natürlicher Zug, so müsse er entgegnen, es sei
ein Verstoß gegen den (heiligen) Gegenstand und man könnte so ein Beiwerk
(mit den Hunden) doch eher bei einer Predigt des hündischen Diogenes als bei
einer des heiligen Johannes erwarten. Im holländischen Text lautet die Stelle
(nach der dichterischen Entgleisung mit der Sintflut) so: Dies „... zal de
Schilderjeugd hoedsamer maeken en tot waerschuwinge dienen, um geen heer-
lyke ordonantien door beuzelmart te onteeren. t'gedenkt my dat ik, in zeker
aerdich geordineert stukje van Rembandt verbeeidende een Johannes Predi-
catie, een wonderlyke aandacht in de toehorderen van allerleye staeten gezien
hebbe: dit was ten hoogsten prvslyk, maer men zach' er ook een hondt, die op

*) Gemälde alter Meister im Besihe Sr. Majestät des deutschen Kaisers
und Königs von Preuken. Unter Mitwirkung von Wilhelm Bode und Max
J Friedländer herausgegeben von Paul Seidel. Berlin, R. Bong (o. I.), S. 111,
Abbildung S. 112.

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