des Herrn Cornelius Cayley. 857
thigkeit an, die ich, wo mein Hochmuth mich nicht
darzu angetrieben hatte, ganz hinterblieben zu
seyn fürchte. Und ich bin sehr besorgt, daß viele
tugendhaft scheinende Handlungen aus diesem
Schlangenkopfe, dem Hochmuths, entspringen:
denn ein böser Baum kann keine gute Frucht
hervorbringen, ob es schon in den Augen der
Menschen, welche die ersten und inwendigen Be-
wegursachen der menschlichen Thaken nicht können
nachforschen, also scheinen möchte: Aber der Aller-
höchste si'ehet das Hwz an, er durchgründet das
Inwendige sowohl als das Auswendige, und fället
ein rechtmäßiges und richtiges Urtheil, welches
mit dieser seiner genauen und tiefen Erkenntniß
Übereinkommen
Doch vors andere, um wieder zur Sache zu
kommen, entstand in mir oftmals, mitten unter allen
meinen Ergöhlichkeiten der Gedanke, daß, wenn,
ich nun einst mein Leben verlieren würde, dieses
alles alödenn würde dahin seyn; und mein Ge-
wißen nagte mich mannigmal wegen meiner Nach-
läßigkeit in den gottesdienstlichen Pflichten. Denn
ob ich schon fleißig in die Kirche gieng, so geschähe
dieses doch mehr in der Absicht um zu sehen, und
gesehen zu werden, als aus einigen gottesfürchti-
gen Beweggründen. Ich ward öfters durch die
Furcht für den Tod und durch die Gedanken, daß
ich meine ErgöHlichkeit würde verlieren müssen,
sehr empfindlich gerührt; denn ich sähe wohl ein,
daß das Leben ungewiß wäre, und nicht von uns
selber abhienge, und daß ich also alle Augenblicke
Iii 2 Gefahr
thigkeit an, die ich, wo mein Hochmuth mich nicht
darzu angetrieben hatte, ganz hinterblieben zu
seyn fürchte. Und ich bin sehr besorgt, daß viele
tugendhaft scheinende Handlungen aus diesem
Schlangenkopfe, dem Hochmuths, entspringen:
denn ein böser Baum kann keine gute Frucht
hervorbringen, ob es schon in den Augen der
Menschen, welche die ersten und inwendigen Be-
wegursachen der menschlichen Thaken nicht können
nachforschen, also scheinen möchte: Aber der Aller-
höchste si'ehet das Hwz an, er durchgründet das
Inwendige sowohl als das Auswendige, und fället
ein rechtmäßiges und richtiges Urtheil, welches
mit dieser seiner genauen und tiefen Erkenntniß
Übereinkommen
Doch vors andere, um wieder zur Sache zu
kommen, entstand in mir oftmals, mitten unter allen
meinen Ergöhlichkeiten der Gedanke, daß, wenn,
ich nun einst mein Leben verlieren würde, dieses
alles alödenn würde dahin seyn; und mein Ge-
wißen nagte mich mannigmal wegen meiner Nach-
läßigkeit in den gottesdienstlichen Pflichten. Denn
ob ich schon fleißig in die Kirche gieng, so geschähe
dieses doch mehr in der Absicht um zu sehen, und
gesehen zu werden, als aus einigen gottesfürchti-
gen Beweggründen. Ich ward öfters durch die
Furcht für den Tod und durch die Gedanken, daß
ich meine ErgöHlichkeit würde verlieren müssen,
sehr empfindlich gerührt; denn ich sähe wohl ein,
daß das Leben ungewiß wäre, und nicht von uns
selber abhienge, und daß ich also alle Augenblicke
Iii 2 Gefahr