Prophet, Holzschnitt Nolde
„Der Kampf der Geister wird auf der
Leinwand ausgefochten “
„Jeder Einzelne muß sich bemühen,
seine Zeit, die sein Schicksal ist,
in ihren Kunstwerken zu verstehen,
um so an den großen schöpferischen
Bewegungen lebendigen Anteil zu
nehmen. . . . “
Die Werke der Künstler, aus der Idee für die Ewigkeit geboren, überleben die Völker
und offenbaren deren Geist, selbst wenn alle Taten der Waffen, alls Bücher der Weisen
und alle Formen politischer Klugheit untergingen. Was wissen wir von den Skythen?
Sogar der Name bleibt hypothetisch. Und doch hallt heute die ganze Welt wieder von
diesem Volke, das uns Werke hinterließ, von deren zauberhafter Vollendung jedes Auge
geblendet sich schließt zu tiefem innerem Staunen über die Fülle und Gewalt einer Kultur
vor mehr als zweitausend Jahren, die uns nichts überlieferte als diese Kunstwerke aus
Gold und Schmelz *). Die zeugen für Ewigkeiten.
Hingewandt zu unseren Tagen, erfüllt vom Lärm der Schlachten und Konferenzen,
der wirtschaftlichen Krisen und Parteikämpfe, möchte der guteEuropäer fast verzweifeln
an der Mission des Künstlers. Er lagert ganz im Schatten. Seine Einflüsse scheinen ver-
nichtet. Und doch ist es nur unsere eigene Schwäche, Atemnot der Überarbeiteten, die
uns hindert zu erkennen, daß die Größe unserer Zeit sich gleichermaßen spiegelt in den
Äußerungen der Maler und Bildhauer, der Musiker und Dichter.
Die letzte große Stileinheit der Neuzeit, der Impressionismus, hervorleuchtend
aus der materialistischen, begrifflichen Anschauung gewachsener Natur, die des Glaubens
beraubt neben den Menschen trat, übermächtigt zerbrach unter der neuen Forderung:
Die Seele des Schaffenden soll das Erlebnis derTotalität unserer Zeit erschöpfen inVisionen,
*) Soeben vermittelt die Publikation der Akademie der Wissenschaften in Leningrad über die
Funde in Sibirien, dem Zentrum dieses großen Beides, Ausblicke auf die Kultur dieses Volkes und ihren
Zusammenhang mit China und den nordischen Ländern, die auf die gesamte Kunslforschung revolu-
tionierend wirken dürften.
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„Der Kampf der Geister wird auf der
Leinwand ausgefochten “
„Jeder Einzelne muß sich bemühen,
seine Zeit, die sein Schicksal ist,
in ihren Kunstwerken zu verstehen,
um so an den großen schöpferischen
Bewegungen lebendigen Anteil zu
nehmen. . . . “
Die Werke der Künstler, aus der Idee für die Ewigkeit geboren, überleben die Völker
und offenbaren deren Geist, selbst wenn alle Taten der Waffen, alls Bücher der Weisen
und alle Formen politischer Klugheit untergingen. Was wissen wir von den Skythen?
Sogar der Name bleibt hypothetisch. Und doch hallt heute die ganze Welt wieder von
diesem Volke, das uns Werke hinterließ, von deren zauberhafter Vollendung jedes Auge
geblendet sich schließt zu tiefem innerem Staunen über die Fülle und Gewalt einer Kultur
vor mehr als zweitausend Jahren, die uns nichts überlieferte als diese Kunstwerke aus
Gold und Schmelz *). Die zeugen für Ewigkeiten.
Hingewandt zu unseren Tagen, erfüllt vom Lärm der Schlachten und Konferenzen,
der wirtschaftlichen Krisen und Parteikämpfe, möchte der guteEuropäer fast verzweifeln
an der Mission des Künstlers. Er lagert ganz im Schatten. Seine Einflüsse scheinen ver-
nichtet. Und doch ist es nur unsere eigene Schwäche, Atemnot der Überarbeiteten, die
uns hindert zu erkennen, daß die Größe unserer Zeit sich gleichermaßen spiegelt in den
Äußerungen der Maler und Bildhauer, der Musiker und Dichter.
Die letzte große Stileinheit der Neuzeit, der Impressionismus, hervorleuchtend
aus der materialistischen, begrifflichen Anschauung gewachsener Natur, die des Glaubens
beraubt neben den Menschen trat, übermächtigt zerbrach unter der neuen Forderung:
Die Seele des Schaffenden soll das Erlebnis derTotalität unserer Zeit erschöpfen inVisionen,
*) Soeben vermittelt die Publikation der Akademie der Wissenschaften in Leningrad über die
Funde in Sibirien, dem Zentrum dieses großen Beides, Ausblicke auf die Kultur dieses Volkes und ihren
Zusammenhang mit China und den nordischen Ländern, die auf die gesamte Kunslforschung revolu-
tionierend wirken dürften.
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