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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 2) — Frankfurt, Leipzig: Van Düren, 1749

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— 8 15

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III. Abſchn. Von der Handlung und Schifffahrt der Phoͤnicier. v 17

F. 16. Nachdem der Pol erfunden worden, ſo hat man wahrgenommen, Anmer-
daß, wenn man, zum Exempel, ſich geradesweges im Reiſen dem mitternacht⸗ uber die
lichen Pol naͤherte, derſelbe ſich immer mehr und mehr uͤber den Horizont Pole.
zu erheben ſchien; nicht aber, daß er ſich bewege, denn er iſt ein unbewegli⸗ ö
cher Himmelspunkt: ſondern daher, weil man durch die Fortſetzung der Reiſe
auf der Erde ſich dem Pol immer mehr und mehr naͤhert. Gleichwie es
die Reiſenden bemerken, daß naͤmlich, wann ſie von weitem die Kirchthuͤrne
einer groſen Stadt ſehen, dieſelbe ihnen in der ferne ſehr niedrig vorkommen:
jemehr ſie aber denenſelben ſich naͤhern, deſtomehr ſcheinen ſich auch dieſe
Thuͤrne in ihren Augen zuerhoͤhen, und groͤſer zu werden, bis daß ſie endlich
bey Erreichung der Stadt, genoͤthiget werden die Koͤpfe in die Hoͤhe zu richten
wenn ſie die Spitzen der Thuͤrne erblicken wollen. Es iſt alſo auch wahr-
genommen worden, daß, wenn man den Weg nach Mittag fortgeſetzet, der
mitternaͤchtliche Pol, welchen man alsdann hinter ſich hat beſtaͤndig kleiner zu
werden geſchienen/ jemehr man ſich davon entfernet; und daß, wenn man ſo lan-
ge gereiſet waͤre, bis der Pol ganz unten bey dem Horizont zu ſeyn ſchien,
man allgemach auf der andern Seite den andern Pol bemerkte, welcher der
mittaͤgliche genennet wird; bis endlich, wenn man noch weiter gegen Mittag
reiſete, der mitternaͤchtliche Pol ſich gar aus den Augen verloren, und ſich im-
mer mehr und mehr unter der Erde zu verſtecken Heſchtenen; der mittagliche
hingegen immer naͤher und naͤher ſich erblicken laſſen (a).

E. /. Die. Kenntniß der Hoͤhe des Pols hat nicht nur zu der Auf⸗ Nutzen der
nahm der Schifffahrt, ſondern auch zu der Weltbeſchreibung gedienet. Man 12215
hat dadurch beſtimmet, welche Laͤnder gegen Morgen, welche gegen Mit⸗ des Pols.
tag/ welche gegen Abend, und welche gegen Mitternacht liegen; und die-
ſes ſowohl in Anſehung der Welt uͤberhaupt, als ihrer Theile insbeſondere: *
desgleichen hat ſich auch daraus der Unterſcheid derer Witterungen in einem je⸗ ö
den Land erdennen laſſen. ö ö
ö ö ö Eben
Dieſer Raum, welchen man ſol-

(12 Es befindet ſich um die Welt⸗ und endigen.

Himmelskugel ein groſer flacher Cirkel oder

Kreis, welcher der Horizont genennet wird.

Dieſer theilet die Kugel in zwey gleiche
Theile; diejenige Haͤlfte, welche uͤber dem
Cirkel iſt,
oder halbe Kugel; und diejenige, welche
unter dem Cirkel iſt, die untere Hemiſphaͤre
genannt. Imgleichen ſiehet man an einem
jeden Ort, wo man ohne Hinderniß, ſo weit
ſich das Geſicht erſtrecket, um ſich herum
ſehen kann, die Erde in einer Rundung ſich

wird die obere Hemiſphaͤre

chergeſtalt ſiehet, wird die ſichtbare Hemi-

ſphaͤre des Horizonts von dem Ort, wo ſich
die Perſon befindet, genennet.
die Kugel gehoͤrig geſtellet iſt, und man
ſie auf eben dieſe Art herumdrehet, wie der
Sternhimmel ſich beweget; ſo ſiehet man nach

und nach auf der Kugel die Sterne, welche

auf⸗, diejenigen welche unter ⸗, und diejeni-
ge, welche durch die Mittagslinie gehen; und

hierdurch wird man die Lage der Laͤnder un.

ter einem oder dem andern Geſtirn erkennen.
P E 8 *

Wann
 
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