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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 34) — 1781

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Fortsetzung der Geschichte des Römischen Reichs, unter den Nachfolgern des Kaisers Mauritius
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Siebentes Hautptstück. Leontius, Kaiser
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https://doi.org/10.11588/diglit.71768#0263
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unter dem Kaiser Leontius.

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Verlage schämten und sich vor der Strafe für ihrs Feigheit fürchteten, Jahr
eins Empörung unter den Soldaten. Die ersten, die sich dazu ^ lE- G°
bewegen liessen, waren aus der Provinz Civyra, welchen Namen da- ^8-
mals das alte Carlen und das alte Lycien führeten. Dieft schon
von Natur aufrührerischen Truppen riefen ihren Anführer, den Ab-
simarus zum Kaiser aus. Die andern liessen sich durch ihr Bey-
spiel Hinreissen und erkannten ihn gleichfalls unter dem Namen Tibe-
rius ich dafür, Johannes wurde ermordet und der neue Kaiser
übernahm die Anführung der Flotte. Er langte vor Constantino-
pel an, welche Stadt damals von einer schrecklichen Pest verheeret
wurde. Als nemlich Leontius einen von den Häven, der mit Koth
und Schlamm angsfüllt war, wollte reinigen lassen, breitete sich in
der ganzen Stadt ein sehr schädlicher Dampf aus und die Seuche hat-
te seit vier Monaten die schrecklichsten Verwüstungen angerichtet. In-
dessen widersetzten sich die Einwohner ziemlich lang. Sie liebten den
Leontius, von welchem sie sich eine gelinde und gerechte Regierung
versprachen. Allein eine Verrätherey brachte die Stadt in die Ge-
walt des neuen gewaltsamen und unrechtmässigen Besitzers. Con-
siantinopel war nur mit einer einfachen Mauer langst an dem Meere
hin eingefaßt; von der Landseite, von dem Meerbusen bis an das
propontische Meer hatte sie eine doppelte Mauer, ausgenommen ge-
gen die Vorstadt Blaquernes nicht. Die Verwahrung dieses Pla-
tzes Hatte der Kaiser den Anführern der fremden Truppen anvertrauer,
nachdem sie ihm ihre Treue durch die schrecklichsten Eidschwüre Hatten
versichern müssen. Allein dieser Eid war nicht so mächtig, als
das Geld des Tiberius. Sie öfneten die Thore. Die Solda-
ten von der Flotte eileten haufenweise in die Stadt und behandelten
die Einwohner eben so, als ob sie besiegte Funde gewesen wären.
Leontius mußte die nemlichen Mishandlungen erfahren, die Justinia-
nus vor ihm erlitten Hatte. Man schnitt ihm die Nase ab und
sperrte ihn in ein Kloster. Alle seine Günstlinge mußten Theil an
seinem Unglück nehmen; man strich sie mit Ruthen fast zu todt, zog
ihre Güter ein und verwies sie des Landes. Nachdem Tiberius
von innen nichts mehr zu besorgen zu haben glaubte, dachte er auch
auf seine Sicherheit von aussen. Die Truppen des Reichs bestun-
den fast nur aus Reiterep. Die Anführung über dieselbe gab er
seinem Bruder Heraclius, welcher das Kriegswesen verstund und ein
tapferer Held war. Er schickte ihn nach Cappadocien, um die en-
gen Wege der Gebirge, durch welche man nach Klein - Asien kom-
HH

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