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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 34) — 1781

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Fortsetzung der Geschichte des Römischen Reichs, unter den Nachfolgern des Kaisers Mauritius
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Zehntes Hauptstück, Philippicus, Kaiser
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https://doi.org/10.11588/diglit.71768#0293
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unter dem Kaiser Philippicus. 269

bette Amasia nebst den in der Nahe liegenden Schlössern und entvöl-
kerte dieses Land. Er fiel endlich in Lycaonien ein, wo er alle
Etädte, ebne daß ihm jemand widerstund, plünderte und mit eine?
unschätzbaren Beute davon gieng.

§. Z. Im folgenden Jahre eroberte Abbas, ein anderer Feld- Jahr
Herr der Saracenen, Antiochia in Pisidien» Indessen ließ sich n. C. G.
Philippicus diesen so grossen Verlust wenig zu Herzen gehen, sondern ^?-
war nur auf sein Vergnügen bedacht. Er war mitten in seinem P-,,wpi-
Paliaste müssig, überließ sich den abscheulichsten Ausschweifungen,
in einer immerwährenden Untbätigkeit und verschwendete in kurzer Zeit
den größten ^heil der von seinen Vorfahren, besonders von dem letz-
ten Kaiser, gesammelten Schätze. Er besaß viel Verstand und
ausgebreitete Kenntnisse, allein seine Thaten entehrten den Tron und
machten ihn bey seinen Unterthanen verächtlich. "Der Eremit, von
welchem ihm seins Erhebung geweissagt worden war, hatte ihm auch
eine lange und glückliche Regierung versprochen, wenn er die Schlüs-
se des sechsten allgemeinen Concilii aufheben würde. Allein nach
Verlauf von achtzehn Monaten entstand eine Verschwörung gegen ihn
und er wurde in einen weit traurigem Zustand versetzt, als seine ehe-
malige Verbannung gewesen war. Der Patricier, Georgius Bu-
raphus, der Befehlshaber der Truppen in Phrygien, Mosten und
in dem Hellespont, befand sich damals in ^Hracien, um diese Pro-
vinz wider die Einfälle der Vulgaren zu vertheidigen. Dieser faß-
te mit dem Patricier, Theodorus Moacus, den Entschluß, dem Phi-
lippicus eine Wurde, die er nicht verdiente, zu nehmen. Er schick-
te einen von seinen Kriegsobersten, einen verwegenen Mann, namens
Rufus, mit einigen Soldaten nach Constantinopel, mit dem Be-
fehl, die nächste Gelegenheit Zu ergreifen, ihr Vorhaben auszuführen.
Philippicus feyene seinen Geburtstag mit einem Wettrennen auf dem
Rennplätze. Er zog hierauf in Begleitung einer zahlreichen Rette-
rey unter dem Schal lvon tausend musicalischen Instrumenten durch
die Stadt. Nachdem er in dem Bade gewesen war, fetzte er sich
mit seinen vornehmsten Hosteuten zur Tafel und trank ausserordentlich
viel. Nach geendigter Mahlzeit und während der Zeit, als der
Kaiser in einem tiefen Schlafe lag, eilete Rufus, da alles in der
gr^iten Unordnung war, m den Pallsst. Niemand dachte an den
Kaiser; jeder war mit seinem eigenen Vergnügen beschäftigt. Er
drang ohne Widerstand in das kaiserliche Gemach, wo er den Kai-
 
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