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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 34) — 1781

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Fortsetzung der Geschichte des Römischen Reichs, unter den Nachfolgern des Kaisers Mauritius
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Sechszehntes Hauptstück. Constantinus VI. Porphyrogentius, Kaiser
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https://doi.org/10.11588/diglit.71768#0493
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Miet dem Kaiser Constantinos Vk. Porphyrogenitus. 4s9
den war und dis man die Purpurkannuer nannte, weswegen auch Iah^
dem Prinzen der Beyname Porphyrogenitus gegeben wurde."In^ C. G.
Derselben blieb er einen Theil des Tags über, während welcher Zeit
sie sich mit der Irene wegen der Maßregeln, die zu nehmen seyn
möchten, beredeten. Diese unmenschliche Mutter wollte zwar ihre
Hände nicht mit seinem Blute beflecken und sich dadurch nicht vor al-
ler Welt zum Gegenstände des Abscheues machen; doch wollte sie ihn
Mr sernern Regierung untüchtig machen. Sie befahl zu diesem En-
de, daß ihm die Augen ausgestochen werden sollten. Ihr grausa-
mer Befehl wurde aufs genaueste vollzogen. Der äusserst ermüdete
Furst lag gegen neun Uhr in einem tiefen Schlafe. Die Mörder
(denn diesen Namen verdienten sie) näherten sich seinem Belte und
weckten ihn nicht anders, als durch die Nadeln, auf, die sie ihm,
And zwar mit einer solchen Heftigkeit in die Augen stachen, daß sie
ihm beynahe das Leben auf der Stelle genommen hätten. Constan-
sinus fieng ein erbärmliches Geschrey an, warf sich auf die Erde,
wollte sich durchaus nicht verbinden lassen, verfluchte seine Mutter,
Den Tag und den Ort seiner Geburt und so blieb er etliche Tage,
ohne etwas zu geniessen. Er gewöhnte sich endlich an sein Unglück
und überlebte sogar seine Mutter, indem er seine elenden Lebenstage
in Verachtung und Vergessenheit hinbrachte. Die auf diesen schreck-
lichen Austritt folgenden siebenzehn Tage über war die Lust mit so di-
cken Wolken bedecke, daß sich die Schiffe auf dem Meere verirrten
And am 26. August ereignete sich eine Sonnenfinsterniß. Diese
Lufterscheinungen und das Unglück des Constantinus erfüllten die Ge-
müther mit den fürchterlichsten Vorstellungen. Der Pöbel bildete
sich ein, der Himmel wolle durch die Entziehung seines Lichtes einen
deutlichen Beweis von seinem Zorne ablegen. Constantinus Hatte
mit der Maria eine Tochter namens Euphrosyna gezeugt. Nach
dem ihrem Vater wiederfahrenen Unglück wurde sie in ein Kloster auf
Der Prinzemnsel gesteckt, sieben und zwanzig Jahre hernach aber wie-
der aus diesem Otte genommen und von dem Kaiser Michael, dem
Stammler, auf den Tron gesetzt. Man schreibt ihm noch eir^
Tochter, namens Irene, zu, von welcher aber, äusser ihrem Na-
men und ihrem Begräbniß, nichts bekannt worden ist. In der
Beschreibung der Graber zu Constantinopel findet man, daß dieser
Kaiser nebst seiner Gemahlinn Maria und seinen beiden Töchtern in
dem Kloster der heiligen Euphrosyna, das seine Mutter Hatte bauen
lassen, begraben liegen.

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