Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI issue:
Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0113
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


Ur.

mhr

1?? _27 Jahrgang.
SlsWsßlllk: -llitklk Ntiksißriltzk 17.

Dannrrstag, 2. August 1900.
kesihaftsßkkk: Ülltklk Neiklllstratzk 17.


Ermordung des Königs von

MN

mrh!

dition d. 2^

achtel, Blicks!

achf
e

leten
icr
4, 3 Trel^jj

Portie-
rohsack-
ohsäckc,
v, Bett-
tfederrl,
erken,
»etttuch-
Nreitc«,
tvictte«,
Tücher,
srlage«,
Zesten,
Hemde«
eisen.

erlässigc

Freundschaft, welche unsere Häuser und Böller während
der Regierung deines Balers vereinigte, immer sortbcstchcn.
Sein Gedächtnis bleibt in meinem Herzen eingeschrieben."
Mailand, 31. Juli. Bei der Autopsie der Leiche
des Königs wurde eine Wunde breiter als die
beiden anderen gefunden. Doktor Savio erklär;,
diese Wunde könne also nicht durch eine aus demselben
Revolver gekommene Kugel zugcfügt worden sein, und ist
deshalb der entschiedenen Ikebcrzengung, daß gleichzeitig
mit Brcsci auch noch von irgend Jemand ein Schuß aus
einem zweiten Revolver abgegeben worden sei. Für
den Umstand, daß zwei Personen das Attentat ausführtcn,
beruft sich Dr. Savia darauf, daß ja in der That ein
zweiter Revolver auf dem Thatortc gefunden wurde.

schließ' mich in allein der Erklärung meines Bräutigams
an. Ich bin vom jetzigen Augenblick an seine rechtschaf-
fene christliche Ehefrau und will den Gottfried Federspiel
als Ehemann lieben und ehren und ihm gehorsamen im
Leben bis zum Tod. Das schwör' ich vor des Aller-
höchsten Angesicht, vor dem hochwürdigen Herrn Pfarrer
und der ganzen Gemeinde. So wahr mir Gott helfe!
Amen!" —
Jetzt war's geschehen und nichts mehr daran zu än-
dern. Der Pfarrer schritt die Stufen des Altars herab,
nahm das Birctt aus des Mcßdicners Hand und ging
aus der Kirche.
„Kommt mit mir in die Sakristei!" befahl er im
Borübcrschrcitcn den auf so ungewöhnliche Weise ehelich
Verbundenen.
Dort sagte er zu ihnen: „Ihr habt mir einen sehr
schmerzlichen Augenblick bereitet und mein Herz mit großer
Bitterkeit erfüllt. Niemals wäre cs mir in den Sinn ge-
kommen, daß ich einer von der Kirche so perhorrcszicrten
Handlung assistieren würde, wie eine Konsens-Eheschließung
ist, die Ihr in meiner unfreiwilligen Gegenwart vollzogen
habt. Gott sei Dank, daß ich mich in einer Zwangslage
befand, der ich, ohne Acrgcrnis zu geben, nicht auswcichcn
konnte —
„Und
nicht auch
„Eine
dächtig, „

mein Genüssen ist ruhig."
das uns'rigc", fragte der Schmied, „darf das
ruhig sein? Haben wir eine Sünde begangen?"
Sünde nun nicht", antwortete der Pfarrer be-
tonst würde eine solch' formlose Eheschließung

t
Schweine

Der südafrikanische Krieg.
London, l. Aug. Das Rcutcrschc Bureau Melder
aus Standcrton vom 31. v. M.: Die Buren, welche kürz-
lich versuchten die britische Patrouillen aus dem Hinter-
halt zu überfallen, sind gestern gezwungen, sich von ihrer
Stellung zurückzuzichcn, da die Stellung bei JoubcrtSkop
beschossen worden war. General Hildyard, der bei Volks-
rnst opcrirt, fand die Abteilung unter Christian Botha
auf dem Rückzüge aus der Umgebung der Eisenbahn.
Loudon, 31. Juli. Lord Roberts meldet Einzel-
heiten über die Ucber gäbe Prins loo's. Er stellt fest,
daß 986 ,also nicht 6000) Buren gefangen genommen
seien. Roberts fügt hinzu, einige Führer in den cnt-
lcgcncrcn Teilen der Berge zögerten noch, hcrbcizukommcn
und erklärten, daß sic mehr oder weniger unabhängig von
Prinslov seien. Roberts erteilte Hunter den Befehl, die
Feindseligkeiten wieder aufzunehmcn.
Prätoria, 31. Juli. Lord Roberts wurde von
Botha zum Rückzüge gezwungen und kehrte nach Prä-

Stecknadel vernommen hätte. Alle Hälse streckten sich,
alle Augen waren auf die zwei Stühle vor dem Altar
gerichtet; in den hintersten Stühlen stellten sich die Män-
ner nnd Weiber auf die Knicbänkc, um einen freieren
Ucbcrblick zu gewinnen und nichts von dem zu verpassen,
was sich jetzt ereignen würde.
Selbst der Pfarrer wußte nicht, welche Bedeutung er
dem Vorfall beilegen sollte.
„Was wollt Ihr?" fragte er, indem er seine Augen-
brauen etwas unwillig wölbte.
Da begann der Bursch mit klingender Stimme: „Hoch-
würdiger Herr!" sagte er, „hier im Angesichte Gottes —
vor Ihnen, als unserem zuständigen Pfarrer und im Bei-
sein der ganzen Gemeinde, die Zeugschaft leistet, erkläre
ich, Gottfried Federspiel, ansässig als Schmiedmeistcr in
Pirk, daß ich mit der mitanwcscnden Jungfrau Rosalia
Hierlingcr eine rcchtsgiltigc Ehe cingchcn will. Ich be-
trachte sic von diesem Augenblick an als mein christliches
Eheweib und gelobe, sic als solches zu ehren, zu lieben,
zu schützen nnd Freud' und Leid mit ihr zu tragen, bis
der Tod uns scheidet. So wahr mir Gott helfe! Amen!"
Jetzt hatte der Pfarrer begriffen. Er war sehr bleich
geworden und zitterte, daß die Meßgefäße in seiner Hand
leise klirrten. Doch es blieb ihm keine Zeil zu einem
Entschluß, dessen Ausführung die ohne seinen Willen und
doch unter seinen Augen sich vollziehende Eheschließung
hätte unterbrechen und etwa ungültig machen können. Denn
schon begann auch Rosl, etwas besangen zwar, doch deut-
lich ihren Spruch: „Und ich, Rosa Hierlingcr von hier,

Berlin, 1. Aug. Sicherem Vernehmen der „Nordd.
Allg. Ztg." zufolge genehmigte der Kaiser grundsätzlich
die Annahme von tropen dienstfähigen, für die
Verwendung in China sich freiwillig meldenden
Unteroffizieren und Mannschaften des Beurlaubten-
standes für etwaige notwendig werdende Ersatztrans Porte.
Durch die Bczirkskommandos werden in nächster Zeit ent-
sprechende Ermittelungen angcstellt werden. Die betreffenden
Leute würde ein Handgeld und Löhnuugszuschuß erhalten.
Bremerhaven, 1. Aug. An der Besichtigung der Ver-
suchsstation des Norddeutschen Lloyd durch das
K aiscrpaar hat auch der Staatssekretär Graf v. Bülo w
tcilgcnommcn. Unter der Führung der Direktion wurden
die Maschinenmodclle besichtigt und Versuche mit einzelnen
Modellen eingestellt. Später begab sich das Kaiscrpaar
mittels Verkehrsbootes an Bord der kaiserlichen Jacht
„Hohenzollcrn" zurück. Im Lause des Vormittags wurde
auf den Transportschiffen eifrig geladen. Weitere Trans-
porte von Offizieren und Mannschaften find cingetroffeu.
Äoburg, 1. Aug. Heute Mittag zwölf Uhr fand im
Thronsaale des herzoglichen Schlosses Ehrenburg die feier-
liche Vereidigung des Regierungsverwescrs, des Erbprinzen
Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, in Gegenwart des Staats-
ministeriums statt. Der Verweser versprach, die Ver-
fassung der Herzogtümer zu wahren und kräftig zu schützen.

Naher
Nächst
,csnchk
)

Deutsches Reich.
Berlin, 1. Aug. Der Hof legte heute eine vierzehn-
tägige Trauer für den Herzog von Lachscn-K obu rg
Gotha an.
Berlin, 1. Aug. Der Staatssekretär des RcichSpost-
amts v. Podbielski verfügte, daß sämtliche Rcichspost-
ämtcr Geldspenden an ne hm en zu den Sammlungen
des deutschen Hilfsausschusscs für Ostasicn bchnfs Unter-
stützung der in China kämpfenden Deutschen und ihrer

mit 2 gra^I
stoßendem
c per 1. Os
. Näheres
. 3, 2 StiM

Die Wirren in China.
London, 1. Aug. Die „Morning Post" meldet aus
Washington von gestern: Der amerikanische Botschafter
Choatc setzte sich mit Lord Salisbury heute in Verbindung
wegen des sofortigen Vormarsch-cs auf Peking
und teilte ihm mit, daß die Bereinigten Staaten ent-
schlossen seien, sofort den Vormarsch anzutrctcn. Salis-
bury antwortete, Großbritannien habe sich in gleicher
Weise schlüssig gemacht. - Die „Times" meldet ans
Tientsin: General Gasclcc ist mit seinem Stabe hier cin-
getrosfcn. Auch sind große Verstärkungen nngclangt. Der
Vormarsch soll gleich von statten gehen. Russen
und Japaner schieben ihre Vorgosten auf Prüfung vor.
General Aamaknchi hofft, Iangtun in drei Tagen zu nehmen.
Brüssel, 1. Aug. Der Minister des Acußern er-
hielt von dem belgischen Geschäftsträger Dec artier ein
von heute datiertes Telegramm aus Shanghai, wonach
die Verbündeten auf Peking marschieren. Sie
befinden sich 18 Meilen von Tientsin und wollen in acht
Tagen in Peking cintreffen. Alle Europäev
flüchteten in das Innere der kaiserlichen Stadt.
Shanghai, 31. Juli. Das Bureau Reuter meldet:
j Privatuachrichtcn aus Niu-Tschwang vom l. August zu-
l folge griffen die Russen am 26. Juli die Chinesen außer-
halb der Niederlassung an. Der Kampf dauerte 14/s
Stunden. Die Russen besetzten die Befestigungen,
zogen sich aber wieder nach den Niederlassungen zurück;
sic hatten 4 Tote.

Zimmer, K'stj
chc HndelbA
ailie. Nahc

Berlin, I. Aug. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge
Schleie der Kaiser au die Königin Margherita fol-
9«rdcs Telegramm: „Furchtbar erschüttert durch den.
. deines königlichen Gemahls, meines treuen Freundes
Verbündeten sende ich Dir mit der Kaiserin den Aus-
Tuck unseres tiefsten und innigsten Beileids. Ritterlich
,^ch und durch, gütig, tapfer und treu fiel König Hum-
wie ein Soldat auf dem Schlachtfeld; ein Opfer
liu^ ^uMchcn Bestrebungen, welche göttliche und nicnsch-
Ordnung zu zerstören trachten. Gott tröste Dich
4 deinem namenlosen Schmerze. Er stärke den Arm deines
^JNcs, daß er Sccpkcr und Schwert führen möge zum
> seines Volkes und für den Ruhm und die Wohlfahrt
6 alicns. Das Andenken deines verewigten Gemahls wird
unstrcn Herzen unauslöschlich fortlcbcn.
Nom, l. Aug. Die Agcnzia Stefani meldet: Dem
^Uchmcu nach scheine, nach den Aussagen Brcssis im
"Ugcn Verhör, cs nicht ausgeschlossen zu sein, daß er
3,1 -luftragc gehandelt hat. Man glaubt, die Ausführung
^Verbrechens sei in Paterson besprochen worden. Brcssi
e- . zu, in Paris gewesen zu sein, leugnet aber Zusammen-

eu, billig o k
äs (tzoos^Z
kaufen
um.

heim.
1. Oktober sj,
Zubehör. L
Landstraße/
cheim. 4
-ox* auf r- §
tober e>
tenWohub^
estehend aA
allem Zuv°"
tt, BaugeÄ
E. Geisel l
>erg.

Der Schmied von Pirk.
Z8) Zählung aus der Oberpfalz von Jos. Baicrlein.
Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
e»l
D -
folgende Tag war ein Sonntag.
richtiger Würdigung der Thatsachc, daß die meisten
von der strengen Feldarbeit der vorausgegangencn
Schlön cimüdct, selbst während des Gottesdienstes ihr
qJdürfnis nicht ganz unterdrücken können, hatte der
blitz ^i'arrcr von Pirk die Predigt kurz und gut gemacht
Au^h derselben das Hochamt gefeiert.
cr nach beendigten priesterlichen Verrichtungen den
A Sftpendct Halle und mit den heiligen Meßgeräten
Hand den Altar verlassen wollte, ereignete sich
Überraschendes — Unerhörtes — in Pirk noch nie
O'vcsencs.
'bis den vordersten Kirchcnftühlcn, wo sic gcknicet und
^y^Ter Andacht der feierlichen Handlung bcigcwohnt
l>ig - traten ein Jüngling und ein Mädchen. Sic gingen
Ehor der Kirche, schritten durch das offcnstehcndc
^Ito^niangittcr und stellten sich vor den Stufen des
W einander auf.
s sollte das bedeuten?
^bi^ch dic Kirche ging ein Flüstern der Neugier, aus
A's, /utlich die Worte herausklangcn: „Der Bingges
Bingges! — Und die Hicrlingcrrosl!"
vu trat eine Stille ein, daß man das Fallen einer

mit Anarchisten gehabt zn haben. Ein gewisser Sal- ! Familien.
' Uorc Ouintaralli, der mit Brcssi von Amerika zurück-
und mit ihm nach Paris zu einer anarchistischen
, Sammlung ging, ist gestern in Biodarino auf Elba vcr-
Morden. Dem Vernehmen nach wurden bei ihm
schiere Briefe und Photographien! von 5 Anarchisten so-
»nnc belastende Postkarte beschlagnahmt. Ouintaralli
vx/.. '«s Gefängnis nach Porlo Fcrnajo gebracht. Ein
Antonio Launer aus Trient, welcher gleichfalls
stb brcssi nnd einer Frauensperson aus Amerika zurück-
Ä wurde gestern in Ivrca verhaftet. Die Gründe des
sy..Schalles Lanners in Jvrca find nicht bekannt. Jn-
datz Verhaftungen mehren sich die Vcrdachtsgrüude,
A ..ss sich um ein Komplott gehandelt hat. Leutnant
»lz v' Bruder des Mörders, bezeichnet das Verbrechen
T feigste That des Jahrhunderts und fügt hinzu, cr
!cit langem keine Nachricht von seinem Bruder gehabt,
Nimmer noch in Amerika glaubte. Wenn er auf-
dj^^i't würde, vor dem Richter anszusagcn, würde cr
Z Miz offen rhun.
K°iu, l- Aug. Die vom Kaiser Wilhelm an
l^.^önig Victor Emanuel gerichtete Trauerkundgcbung
bicin^' ."Tieferschüttert von dem Tode deines edlen Vaters,
bst innigsten Freundes und Bundesgenossen, sende ich
»N ,^m Ausdruck meiner tiefen Trauer die aufrichtigsten
Wünsche für deine Regierung. Möge die

abends
. Mütze.
tmann.
M.
schäft
t «ohlcli :
aus. Be
d an H-
Vorstand.
st


Insev'ntcnPlntt
für Keiöewerg rrnö Hlrngegenö

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
llseitigc „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg,
mit den Beiblättern'3« Pfg. monatlich. Durch die
Voll vierteliäbrlich 0« Pfg. akme Bestellgeld.

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzcigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. GraUsverbreitung durch Säulcnanschlag.
——- -- S
 
Annotationen