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Neumayr, Franz
Geistliche Schaubühne, Oder: Die Welt im Bösen: 1. Joan. cap. 5. v. 19. Durch vier Betrachtungen über die vier Alter des Menschen vorgestellet — München, 1768 [VD18 14352834]

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https://doi.org/10.11588/diglit.32967#0209
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Die Schuld dieser Sorglosigkeit, ro^

damit er noch die Heil. Sacramente empfangen, und
damit man wenigst nicht sagen könnte, er fty, wie ei«
Ohngötterer, crepirt. Der kluge Priester, weilen der
Kranke nicht mehr reden konnte, rächet ihm, er soll in
dem Herzen GOtt durch ein Gelübd versprechen, drey
Täge auf die Erneuerung des Geistes zu verwenden,
wenn er wiederum genesen würde. Er machte das Ger
lübde: und siehe! von Tag zu Tag nahm die Krank-
heit ab, und die Kräften zu , er befindet sich säst ganz?
lich hergestellet. Ich, weilen mich cheils die Grabe
schrift erschreckte, cheils der Rath sehr gut gedruckte^
Und die erwünscht Frucht des Gelübdes klar vor Augen
sähe, habe mich an der Stelle entschlossen , mit dem
Beyspielc vorzugehen, und an mir selbst die Probe zu
machen, wie vieles eine so heilsame Entschließung ver-
möge. Wie beschlossen, so gechan! Ich verschlief
mich in eine dreytätige Einöde: und siehe ! den ersten
Tag, da ich, unter Anleitung des nämlichen Priesters,
das Ziel und Ende des Menschens betrachtete, über-
fiel mich der Geist GOtteS Em neues Licht bestrahlte
mein Gemüth : ich sähe, daß ich den geistlichen Stand
weder aus einem guten Ziel angetretten, noch die
Pflicht eines Geistlichen, wie sichs geziemet, aus einem
guten Ziel bishero erfüllet. Ich grieffnach dem Kelch,
nicht weil er heilig, sondern weil er von Gold Und
Silber war: Ich legte diests Kleid an, nicht um desto
eifriger ru arbeiten, sondern desto freyer dem Müs-
sts-
 
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