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Noack, Ferdinand
Ovalhaus und Palast in Kreta: ein Beitrag zur Frühgeschichte des Hauses — Leipzig, Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.902#0019
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Das jüngere Tor in Phaistos. \i

schließlich führen. Und darum sei wenigstens die Frage hier
nicht zurückgehalten: hat man diesmal den in so vieler Hin-
sicht exzeptionellen Lichthof nicht doch darum mit dem Portal
verquickt und zu einer bei Toren so ganz singulären Einheit
verschmolzen, weil er eben doch noch einen weiteren Zweck
erfüllen sollte? Dieser Prachteingang mit seinem durch
den Lichthof geschaffenen großflächigen Hinterraum (69 -j- 69'
— J37;5 l111) sollte wohl nicht nur als Passage dienen, sondern
vor allem selbst als Szene für die Akte irgendwelches Zere-
moniells, die aus Gründen, die wir nicht kennen, nicht berufen
waren, sich im Palastinnern abzuspielen? Man wählte dafür
die Form des Lichthofes, weil ja kein geschlossener Wohn-
raum oder Saal geschaffen werden sollte, sondern eine Halle,
die so gut wie jene den Schmuck der Wandbemalung ge-
stattete14) und sich außerdem durch Teppiche und schwebende
Baldachine leicht für ihren jedesmaligen Zweck herrichten ließ,
während man andrerseits von gewissen Vorteilen, die sich durch
diese Wahl von selbst ergaben, gerne profitierte. Die strenge
Symmetrie der Anlage, die der kretische Eingang an sich
nicht fordert, würde uns um so begreiflicher, wenn bereits der
Raum, auf den sich ihre beiden Türen öffneten, ein Ziel von
selbständiger Bedeutung bot. Dann aber erscheint auch das
Verhältnis dieser ganzen Anlage zu den Hauptnachbarräumen
als ein anderes, als es nach Dörpfelds Auffassung gewesen wäre.

2.
In diesen hat Dörpfeld einen willkommenen Ersatz für Die jüngeren
das verlorene „Megaron" 67—69 begrüßt. Es ist der allseitig vml 74.M
von Säulen umgebene „peristyle Binnenhof" 74, auf den sich
im Norden der Raum 93 mit einer ausgedehnten Pfeiler-
stellung öffnet, die mit sieben Durchgängen die ganze Breite
des Hofes einnimmt (Mon. ant. XIV, Taf. 27 und Spezialplan
S. 379, A. M. 07, 583). Je ein Durchgang links und rechts
entspricht der Tiefe der Hallen, die mittleren fünf füllten die
Breite des von den Säulen umschlossenen unbedeckten Hofes
selbst, der innerhalb der Säulen eine lichte Weite von

14) Auch der Lichtschacht von „Queen's Megaron" in Knossos trug reiche
Wanddekoration: Ann. VIII, 51 f.
 
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