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Noack, Ferdinand
Ovalhaus und Palast in Kreta: ein Beitrag zur Frühgeschichte des Hauses — Leipzig, Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.902#0030
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24. H. 3. Triada und die Raumbildung

such fallt sehr bescheiden aus. Die Möglichkeit einer luftig
weiten Öffnung des Saales, das eigentliche Ziel des Pfeiler-
saales (s. u.), wird hier nicht gewonnen, da ja die normale Tür-
wand dahinter bleibt, und „die schützende Vorhalle vor ihr"
ist auch nicht erst den Pfeilern zu liebe gebaut, sondern hat
viel ältere Rechte und Pflichten. Holzpfeiler nach kretischer
Art allerdings, in den Schutz einer Halle gestellt, aber einer
Halle, die längst durch den alten festländischen Haustypus ge-
geben war, — man sieht, die Verwandtschaft mit Kreta schrumpft
auf eine geringfügige Äußerlichkeit zusammen.

3-

Die Raum- Wir kehren zu dem jüngeren Pfeilersaal Q] in Phaistos

form des phai- J o ,J

stischen saa- zurück. Es bleibt die Frage nach seiner ursprünglichen Raum-

les 93

gestaltung. Hier kann das Beispiel des Saales 8 in H. Triada
— er mißt rund 9x6m — uns nicht helfen. Für die kre-
tischen Pfeilersäle gab es keine eindeutige feste Regel
über das Verhältnis von Breite zu Tiefe. Auch das
haben wir seit 1902 gelernt. Wir können also höchstens aus
den Wänden des nördlich von Saal 93 erhaltenen Erdgeschosses
des älteren Palastes einen Hinweis entnehmen. Danach könnte
er über das Bad 83 hinübergreifend bis zur Nordwand von
81/84 gereicht haben, so daß seine Tiefe rund 14 m gegen
13,16 m lichter Breite betragen hätte. Die Grundfläche wäre,
wie bei einzelnen anderen Pfeilersälen, nahezu quadrat ge-
wesen. Ich halte es aber für ebenso gut möglich, daß schon
über der Südwand von 82/83 oder auf der Trennungslinie
zwischen 83 und 81 ein Stylobat mit einer zweiten Pfeilerreihe
oder mit einer Säulenstellung gelegen habe, die dann zu einem
Lichtschacht (über 81/84) geführt hätte.22) Aber über Möglich-
keiten kommen wir hierbei nicht hinaus.

22) Ich habe vorübergehend daran gedacht, ob man nicht aus der auf-
fallenden Stärke der Mauer zwischen 79/80 (ca. 1, 40 m) auf eine besondere An-
lage im Obergeschoß zu schließen hätte. Das könnte dann eine Pfeilerstellung
gewesen sein, die sich nach Osten auf eine Halle über 79 geöffnet habe. Aber
es ist doch anzunehmen, daß diese Wand schon dem älteren Palast angehörte,
dann erlaubt sie keinen unbedingten Schluß auf die jüngere Anlage darüber, und
außerdem würde eine Pfeilerstellung auf der Ostseite von 93, wenn wir sie
 
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