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Noack, Friedrich
Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters (Band 1) — Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.35478#0431
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der Pinciohöhe versammelten. Auf gemeinsamen Reisen nach Sizi-
lien und Etrurien wurden sie mit neuen Funden bekannt, und es stellte
sich das Bedürfnis heraus, die heimatliche Wissenschaft bald von den
sich häufenden Entdeckungen in Kenntnis zu setzen. Gerhard war
schon 1823 in dieser Richtung tätig, indem er für das Gottasche
Morgenblatt Berichte über seine italienischen Studienfahrten schrieb,
dann arbeitete er 1825 an der Herausgabe der ,,Antiken Bildwerke",
Kestner und Stackeiberg begannen mit Hilfe des Baumeisters Thürmer
die Veröffentlichung der Wandgemälde von Tarquinii, und Gerhard
ließ 1828 für das Berliner Museum Zeichnungen von unedierten An-
tiken sammeln. Die Freunde sahen jedoch ein, daß die Forschung den
rechten Nutzen von den da und dort andauernd zutage kommenden
Funden nur dann haben konnte, wenn ein Netz von Mitarbeitern über
Ralien gebreitet wurde, deren Mitteilungen an einer Hauptstelle ge-
sammelt und von da aus regelmäßig in fachmännischer Bearbeitung
der Gelehrtenwelt zugänglich gemacht wurden. Es kam darauf an, den
archäologischen Forschungsbetrieb einheitlich für ganz Ralien zu
ordnen. So entstand der Plan, in Rom ein Archäologisches Korrespon-
denz-Institut einzurichten, an dem die Altertumsfreunde aller Kultur-
völker, vor allem die zahlreichen in den Provinzstädten und auf dem
Fände zerstreuten italienischen Liebhaber und Sammler als Mitarbei-
ter zu interessieren wären. War der Gedanke ausschließlich von deut-
schen Gelehrten ausgegangen, so erforderte doch der wissenschaftliche
Zweck eine internationale Gestaltung der Anstalt und eine gewisse Be-
vorzugung des Italienertums, von dessen Beihilfe der Erfolg wesent-
lich abhing. Bunsen, der seit dem Jahre 1818 mit Ernst Platner an der
im Cottaschen Verlag erscheinenden Beschreibung der Stadt Rom be-
teiligt und immer tiefer in die archäologische Arbeit hineingekommen
war, schloß sich dem Vorhaben mit ganzem Eifer an, und als anläß-
lich des Besuchs des Kronprinzen Friedrich Wilhelm es Gerhard im
November 1828 gelungen war, diesen zur Übernahme des Protektorats
einer solchen Anstalt zu bewegen, konnte man zur Verwirklichung des
Planes schreiten. Stackeiberg war persönlich nicht mehr daran betei-
ligt, er hatte im August Rom verlassen. Am 9. Dezember schon wurden
beim preußischen Gesandten im Palazzo Caffarelli die Grundzüge des
Istituto di Corrispondenza Archeologica entworsen, und am 2. Januar
1829 trat es ins Leben. Bunsen und Gerhard wurden Sekretäre, Kestner
Archivar, dem französischen Gesandten Herzog von Blacas d'Aulps,
einem fleißigen Sammler, übertrug man den Vorsitz. Auch der vor-
bereitende Ausschuß, der die Einladungen zum Beitritt erließ, war
schon international zusammengesetzt gewesen, außer den drei Deut-
schen gehörten ihm der Däne Thorwaldsen und der Italiener Fea an;
man zog diese beiden hervorragenden Mitglieder der päpstlichen Alter-
tümer-Kommission zu, um zu verhüten, daß auf dieser Seite Eifersucht

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