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Nuhn, Anton
Erklärungen der chirurgisch-anatomischen Tafeln — Mannheim, [1856]

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https://doi.org/10.11588/diglit.3098#0615
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Dreissiyste Tafel.

3. Blossgelegter und durch einen stumpfen Haken (3') nach innen
gezogener äusserer Rand des Musculus sartorius.

4. Innerer dicker Schenkelmuskel QM. vastus internus').

5. Oberflächliche Schenkelarterie [Art. femoralis super-
ficialis), von den Nachbartheilen isolirt und mit einer Ligatur
umgeben.

(i. Oberflächliche Schenkelvene (V. femoralis superficialis),
hinter der Arterie und nach aussen von ihr liegend.

7. Grosser Rosennerv (IV. saphenus major).
T. Ein Ast desselben, schräg über die Arterie wegziehend (vgl. Taf.
XXVII. 89. 90).

Bezüglich der Unterbindungen der Oberschenkelarterien sei hier noch
einiger Anomalien gedacht, welche im Einzelnen leicht Verlegenheit berei-
ten oder den Erfolg der Operation vereiteln können.

So muss man bei der Unterbindung der Arteria femoralis communis der
hohen Theilung der letztern dicht unter dem Poupart'schen Bande ein-
gedenk sein. Auch gehört hierher der Fall, von dem Tiedemann ein
Beispiel abbildet (Supplementtafeln Taf. LI. Fig. 2.), wo unter dem Poupart'schen
Band schon die Arterie sich in zwei Stämme theilt, weiter abwärts diese
aber zu einem wieder zusammenfliessen.

Aehnliches kommt auch bei der Arteria femoraäs superficialis vor, wie
Tiedemann (a. a. 0. Taf. LI. Fig. 1.) auch ein Beispiel dieser Art ab-
gebildet hat.

Wie schwer oft die Folgen sind, welche eine Nichtbeachtung dieser
Arterien-Anomalie in einzelnen Fällen haben könne, mag aus folgendem, mir
näher bekannten Falle ersehen werden. Wegen fast fortdauernden, Er-
schöpfung drohenden lilutungen aus einer, mit mehrfacher Fractur des
untern Theils des Oberschenkelbeins verbundenen, Schusswunde wurde bei
einem kim Jahr 1849 in der lind. Revolution verwundeten Soldaten die
Unterbindung der Art. femoralis communis vorgenommen. Die Blutungen
kehrten aber dessen ungeachtet wieder und der Kranke starb bald darauf
in Folge grösster Erschöpfung. Die Untersuchung nach dem Tode zeigte
die hohe Theilung der Arterie dicht unter dem Poupart'schen Bande, sowie,
dass nur die Arteria femoralis superficialis unterbunden und auch bereits
obliterirt war, während die Arteria femoralis profunda noch offen gewesen
und deshalb im Leben den Blutzufluss zu den YYeichtheilsn des Ober-
schenkels ungeschwächt unterhalten konnte.

Ich fühlte mich um so mehr veranlasst, auf diesen Fall hinzuweisen,
da er einem sonst sehr umsichtigen und geschickten Operateure begegnete
und dadurch gerade zeigt, dass selbst der umsichtige Arzt nicht immer
umsichtig genug ist.
 
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