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Paulus, Eduard [Editor]; Hartmann, ... [Compiler]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0444
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422

Ortsbeschreibung.

schlag uud erreichen uicht selten ein hohes Alter; gegeuwärtig zählen
6 Persouen 80 Jahre und dariiber. Sie sind von Charakter gutarlig,
ordnungsliebend, gefällig, kirchlich, gewaudt im Verkehr und habcn
schon einige Aehulichkeit, wie auch im Dialekt, mit den Pfälzcrn.
Dte Vermögensverhältnisse siud gut, indem ein vermöglicher Mittel-
stand vorherrscht; der begätertste Bürgcr besttzt 38 Morgen, der
Mittelmann 18 — 20 und die minder bemittelte Klasse 5—6 Morgen
Grundeigenthum. Auf angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger
etwa 60 Morgen Güter. Gemcindeunterstützuug erhalten gegenwärtig
5 — 6 Personen.

Die Hauptnahrungsquellen der Einwohner sind Feldbau, Vieh-
zucht und Weinbau; auch die minder Bemittclten haben viel Gelegen-
heit zu Vcrdienst, der ihnen ein gutes Auskommeu sichert. Äur
den Gewerben siud die nöthigen Handwerker vertreten; auch bestehen
2 Schildwirthschasten, cin Kaufladen, 2 Kramläden und eine Mühle
im Ort mit 2 Mahlgängen, eiuem Gerbgang uud einer Hausreibe
(uber die obere Mühle s. unten).

Die große wohlarrondirte Markung, die gegen Norden und
Westen an das Großherzogthum Baden grenzt, hat mit Ausnahme
des Heuchelbergs eine wellensörmige, von vielen mäßig eingefurchten
Thälchen und Rinnen durchzogene Lage und einen fruchtbaren Boden,
der theils aus Lchm, theils aus dcn Zersctzungen des uuteren Keuper-
mergels, auf dem Heuchelbcrg aber aus den leichtsandigen Zersetzungen
des Keuperwerksteins besteht; in der Leinthalebene haben sich den
Wicsenbau begünftigende Alluviouen abgelagert. Auf dem Heuchel-
berg ist ein Steinbruch angelegt, der sehr gute, weithin gesuchte Werk-
und Bausteine liefert; Gips- und Mergelgruben bestehcn Stunde
suvöstlich vom Ort. Das Klima ist mild und Frühlingssröste kom-
men gerade nicht häufig vor; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Brabanterpstugs
und der Walze gut betrieben; zur Besserung des Bodens beuützt
man außer den in zweämäßig angelegten Düugerstätten steißig ge-
sammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln den Gips und den Pferch.
Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von dicsen vor-
zugsweise Tinkel und Haber, serner Kartosfeln, ziemlich viel Futter-
kräuter sdreibl. Klee, Luzerue, Esparsette), Angersen, Ackerbohnen,
Mais, Flachs, Hans, Mohn und Cichorie; die beiven letzteren kommen
zum Verkaus nach außen. Von den Getreidefrüchten können über
den eigenen Bedarf jährlich etwa 2200 Scheffel Dinkel und 1500
Scheffel Haber verkaust werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert
reichlich gutes Futter und ermöglicht die Haltung eines namhaften
ViehstandeS. Der mit Klevnern und schwarzen Rißlingen stch be-
schäftigende Weinbau wird iu mittlerer Ausdehnung in dcr gewöhn--
lichen Weise beirieben; aus dcn Morgen rechuet man 2800 Stöcke,
 
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