Das elsässische Herzogtum
87
Adalbert folgte seinem Vater im elsässischen Herzogtum nach; nur ein einziges
Mal begegnen wir ihm in einer von ihm 722 in Königshofen bei Straßburg aus-
gestellten Urkunde25. Nur durch die Heiligenviten erfahren wir, daß er der Sohn
Attichs und der Bruder der hl. Odilia, sowie der Vater der hl. Eugenia und Attala
war26.
Adalberts urkundlich belegter Sohn, Liutfried, war der letzte elsässische Herzog;
er tritt in mehreren Urkunden der Abteien Honau, Weißenburg und Murbach
auf27. In seine Regierungszeit fallen die Kämpfe gegen die rechtsrheinischen Ale-
mannen und deren Inkursionen ins Elsaß28; in jenen Kämpfen der Jahre 742—744
dürfte er sein Leben gelassen haben. Mit ihm verschwindet das elsässische Her-
zogtum, das rund ein Jahrhundert bestanden hatte, von den 40er Jahren des
7. Jahrhunderts bis in die 40er Jahre des 8. Jahrhunderts.
4. Das Werk der elsässischen Herzöge
Die Herzöge haben die Einheit des Elsaß geschaffen, bzw. neu geschaffen,
wenn man annimmt, das Elsaß hätte bereits in keltischer Zeit eine Einheit gebildet.
Jedenfalls war es in der Römer- und in der Merowingerzeit sowohl kirchlich
als auch politisch gespalten, wie wir bereits hörten. Seit der großen Völkerwande-
rung war es dazu noch bevölkerungsmäßig gespalten.
Die Bevölkerung kann man in drei Hauptgruppen aufteilen.
Die gallorömische Restbevölkerung bildete die älteste Schicht. Daß diese über
die Völkerwanderungszeit hinaus weiterbestand, kann man aus verschiedenen Tat-
sachen erschließen. So zeigen an erster Stelle die archäologischen Funde, daß das
römische Handwerk im Elsaß weiter betrieben wurde. Führen wir als Beispiel
die berühmten Arbogastusziegeln an. Arbogastus, der erste fränkische Bischof von
Straßburg (um die Mitte des 6. Jahrhunderts), ließ nach römischem Muster Zie-
geln herstellen; sein Ziegelstempel hat genau die gleiche Form wie die Ziegel-
stempel der römischen VIII. Legion. Das Weiterleben römischer Handwerker-
Tradition ist ebenso an anderen Scherben festzustellen29. — Auch der römische
Weinbau überdauerte die Völkerwanderung; Barths gründliche Forschungen, die
in dem bedeutenden Werk über den „Rebbau des Elsaß“ erschienen sind, erlau-
ben keinen Zweifel30. Außerdem ist bekannt, daß die meisten Flußnamen (Rhein,
111, Thur, Moder usw.) vorgermanischen Ursprungs sind; ebenso sind manche Orts-
namen keltisch oder römisch, z. B. Selz, Argentoratum, Brumath, Keffenach, Ruf-
ach, Zabern (Tres Tabernae), Colmar (Columbarium)31 u. a. m. Dazu dürfen die
Wallenorte nicht vergessen werden, d. h. jene von Langenbeck und Himly auf-
gezählten Orte, deren Name auf eine „welsche“ Bevölkerung schließen läßt32,
25 Bruckner, Regesta n. 100.
26 A. M. Burg, Le duche d'Alsace au temps de sainte Odile, Woerth 1959, S. 38—42.
27 Bruckner, Regesta nn. 103, 110, 113, 123, 126, 133, 134, 137, 145.
28 Böhmer-Mühlbacher, Regesten des Kaiserreiches unter den Karolingern (19042), nn.
44 c, 45 b u. bes. 55 a.
29 R.Forrer, 1‘Alsace romaine, Paris 1935, S. 209—211;vgl. weiter unten Anm. 38
und 77.
30 M. Barth, Der Rebbau des Elsaß, Straßburg 1958, Bd. I, S. 8—37.
31 Forrer, op. cit., 199. — Himly, in: Revue d'Alsace 94 (1955), 7—37.
32 Fr. Langenbeck, Ortsnamenprobleme, in: Die Ortenau 33 (1953), 22—24. — Himly,
loc. cit., S. 39.
87
Adalbert folgte seinem Vater im elsässischen Herzogtum nach; nur ein einziges
Mal begegnen wir ihm in einer von ihm 722 in Königshofen bei Straßburg aus-
gestellten Urkunde25. Nur durch die Heiligenviten erfahren wir, daß er der Sohn
Attichs und der Bruder der hl. Odilia, sowie der Vater der hl. Eugenia und Attala
war26.
Adalberts urkundlich belegter Sohn, Liutfried, war der letzte elsässische Herzog;
er tritt in mehreren Urkunden der Abteien Honau, Weißenburg und Murbach
auf27. In seine Regierungszeit fallen die Kämpfe gegen die rechtsrheinischen Ale-
mannen und deren Inkursionen ins Elsaß28; in jenen Kämpfen der Jahre 742—744
dürfte er sein Leben gelassen haben. Mit ihm verschwindet das elsässische Her-
zogtum, das rund ein Jahrhundert bestanden hatte, von den 40er Jahren des
7. Jahrhunderts bis in die 40er Jahre des 8. Jahrhunderts.
4. Das Werk der elsässischen Herzöge
Die Herzöge haben die Einheit des Elsaß geschaffen, bzw. neu geschaffen,
wenn man annimmt, das Elsaß hätte bereits in keltischer Zeit eine Einheit gebildet.
Jedenfalls war es in der Römer- und in der Merowingerzeit sowohl kirchlich
als auch politisch gespalten, wie wir bereits hörten. Seit der großen Völkerwande-
rung war es dazu noch bevölkerungsmäßig gespalten.
Die Bevölkerung kann man in drei Hauptgruppen aufteilen.
Die gallorömische Restbevölkerung bildete die älteste Schicht. Daß diese über
die Völkerwanderungszeit hinaus weiterbestand, kann man aus verschiedenen Tat-
sachen erschließen. So zeigen an erster Stelle die archäologischen Funde, daß das
römische Handwerk im Elsaß weiter betrieben wurde. Führen wir als Beispiel
die berühmten Arbogastusziegeln an. Arbogastus, der erste fränkische Bischof von
Straßburg (um die Mitte des 6. Jahrhunderts), ließ nach römischem Muster Zie-
geln herstellen; sein Ziegelstempel hat genau die gleiche Form wie die Ziegel-
stempel der römischen VIII. Legion. Das Weiterleben römischer Handwerker-
Tradition ist ebenso an anderen Scherben festzustellen29. — Auch der römische
Weinbau überdauerte die Völkerwanderung; Barths gründliche Forschungen, die
in dem bedeutenden Werk über den „Rebbau des Elsaß“ erschienen sind, erlau-
ben keinen Zweifel30. Außerdem ist bekannt, daß die meisten Flußnamen (Rhein,
111, Thur, Moder usw.) vorgermanischen Ursprungs sind; ebenso sind manche Orts-
namen keltisch oder römisch, z. B. Selz, Argentoratum, Brumath, Keffenach, Ruf-
ach, Zabern (Tres Tabernae), Colmar (Columbarium)31 u. a. m. Dazu dürfen die
Wallenorte nicht vergessen werden, d. h. jene von Langenbeck und Himly auf-
gezählten Orte, deren Name auf eine „welsche“ Bevölkerung schließen läßt32,
25 Bruckner, Regesta n. 100.
26 A. M. Burg, Le duche d'Alsace au temps de sainte Odile, Woerth 1959, S. 38—42.
27 Bruckner, Regesta nn. 103, 110, 113, 123, 126, 133, 134, 137, 145.
28 Böhmer-Mühlbacher, Regesten des Kaiserreiches unter den Karolingern (19042), nn.
44 c, 45 b u. bes. 55 a.
29 R.Forrer, 1‘Alsace romaine, Paris 1935, S. 209—211;vgl. weiter unten Anm. 38
und 77.
30 M. Barth, Der Rebbau des Elsaß, Straßburg 1958, Bd. I, S. 8—37.
31 Forrer, op. cit., 199. — Himly, in: Revue d'Alsace 94 (1955), 7—37.
32 Fr. Langenbeck, Ortsnamenprobleme, in: Die Ortenau 33 (1953), 22—24. — Himly,
loc. cit., S. 39.