Die badisch-pfälzische Familie Buhl
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Einrichtung, die ausgezeichnete, auf allen Zollvereinsmärkten begehrte Ware,
welche sie liefert, und durch ihre umsichtige Geschäftsführung weit und breit
rühmlich bekannt ist. Die Gebäude nehmen sich stattlich aus, und das Ganze
bildet eine Art Kolonie in einer romantischen Gegend. Kommt man näher, so
fällt das Auge auf das mächtige Hauptgebäude mit den beiden großen Seiten-
flügeln. Außer diesen Gebäuden gehören noch neun andere Häuser zur Fabrik,
nämlich das Baumwollmagazin, das Dampfmaschinengebäude, das Konstruk-
tionsgebäude, die Spenglerei nebst der Arbeiterküche, das Handwebereigebäude,
das Packhaus, die Scheuern und das Tuchmagazin. Außerdem gehören zur An-
lage zwei Nebengebäude für obere Angestellte und drei für Arbeiter, wovon
das größte 24 Wohnungen enthält, deren jede aus einer Küche, großem Zimmer
und Kammer besteht. Die beiden anderen enthalten zusammen die gleiche Zahl
Wohnungen nebst dem Speisesaal für Arbeiter. Alles ist luftig, geräumig und
gesund.“
Die Arbeiterhäuser (Laborantenhäuser) wie auch die Kantine sind durch die
ortsfremden Facharbeiter begründet. So wie die Spinnmaschinen und Webstühle
von der Mülhausener Firma Andre Koechlin geliefert wurden, mußte man auch
das gelernte Personal aus dem Elsaß holen: Spinndirektor wurde Laurent Lestage
aus Münster, Direktor der Weberei Peter Böhringer aus Mülhausen. Außerdem
kamen allein hundert gelernte Maschinenspinner und Weber aus dem Elsaß. (Das
hatte die merkwürdige Folge, daß während des 70er Krieges bei Ettlingen eine
ganze Kolonie von oft sehr überzeugten Franzosen saß, aber — o Weisheit der
Behörden! — von diesen ungeschoren blieb.) Über den Betrieb selbst weiß der
Volksbote weiter zu berichten: „Die Ettlinger Fabrik beschäftigt 1150 Men-
schen. Der Arbeitslohn beläuft sich auf 2 Gulden 20 Kreuzer täglich in den me-
chanischen Werkstätten, für Spinner und Weber auf 1 Gulden 12 Kreuzer, für
Schlichter, Zettler und Spuler auf 45—30 Kreuzer. Die Arbeitsstunden betragen
täglich 12 3A Stunden, nämlich von 5 Uhr morgens bis 7 Uhr abends mit einer
Ruhestunde mittags und einer Viertelstunde Ruhe morgens. Alle Kinder, welche
nach dem badischen Gesetze schulpflichtig sind und deren Anzahl in der Fabrik
sich auf etwa hundert beläuft, erhalten in der F abrikschule Unterricht und außer-
dem wöchentlich zweimal Religionslehre. Nach der Auskunft des Schulvorge-
setzten kann man mit den Fortschritten, welche die Fabrikkinder im Lernen
machen, sehr zufrieden sein, und sie stehen jenen, welche in anderen Schulen Un-
terricht erhalten, nicht im mindesten nach. Eine Krankenkasse unterstützt alle Ar-
beiter, welche durch Unwohlsein oder Krankheit am Arbeiten verhindert sind,
und sie zahlt im Durchschnitt jährlich für solche Unterstützungen, für Arzt und
Apotheker eine Summe von 5—6000 Gulden.“ Mögen Arbeiterhäuser und Kantine
auch durch die Notwendigkeit bedingt worden sein, Fachkräfte von auswärts
hier anzusiedeln, Fabrikschule und vor allem die Einrichtung einer Krankenkasse
dürften ureigenste Anliegen von Franz Anton Buhl gewesen sein, der sich schon
während seiner Abgeordnetenzeit neben den großen politischen Zielen die Sorgen
der kleinen Leute besonders hatte angelegen sein lassen, wenn er sich zum Bei-
spiel lebhaft für Senkung des Salzpreises, Eindämmung des Wildschadens, Steuer-
nachlaß für Weinbauern, Abschaffung der Frondienste und dergleichen mehr ein-
gesetzt hatte.
Als die Gesellschaft für Spinnerei und Weberei ihren Betrieb aufnahm, löste
Franz Anton Buhl seine eigene kleine und seit längerem unrentable Spinnerei bei
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Einrichtung, die ausgezeichnete, auf allen Zollvereinsmärkten begehrte Ware,
welche sie liefert, und durch ihre umsichtige Geschäftsführung weit und breit
rühmlich bekannt ist. Die Gebäude nehmen sich stattlich aus, und das Ganze
bildet eine Art Kolonie in einer romantischen Gegend. Kommt man näher, so
fällt das Auge auf das mächtige Hauptgebäude mit den beiden großen Seiten-
flügeln. Außer diesen Gebäuden gehören noch neun andere Häuser zur Fabrik,
nämlich das Baumwollmagazin, das Dampfmaschinengebäude, das Konstruk-
tionsgebäude, die Spenglerei nebst der Arbeiterküche, das Handwebereigebäude,
das Packhaus, die Scheuern und das Tuchmagazin. Außerdem gehören zur An-
lage zwei Nebengebäude für obere Angestellte und drei für Arbeiter, wovon
das größte 24 Wohnungen enthält, deren jede aus einer Küche, großem Zimmer
und Kammer besteht. Die beiden anderen enthalten zusammen die gleiche Zahl
Wohnungen nebst dem Speisesaal für Arbeiter. Alles ist luftig, geräumig und
gesund.“
Die Arbeiterhäuser (Laborantenhäuser) wie auch die Kantine sind durch die
ortsfremden Facharbeiter begründet. So wie die Spinnmaschinen und Webstühle
von der Mülhausener Firma Andre Koechlin geliefert wurden, mußte man auch
das gelernte Personal aus dem Elsaß holen: Spinndirektor wurde Laurent Lestage
aus Münster, Direktor der Weberei Peter Böhringer aus Mülhausen. Außerdem
kamen allein hundert gelernte Maschinenspinner und Weber aus dem Elsaß. (Das
hatte die merkwürdige Folge, daß während des 70er Krieges bei Ettlingen eine
ganze Kolonie von oft sehr überzeugten Franzosen saß, aber — o Weisheit der
Behörden! — von diesen ungeschoren blieb.) Über den Betrieb selbst weiß der
Volksbote weiter zu berichten: „Die Ettlinger Fabrik beschäftigt 1150 Men-
schen. Der Arbeitslohn beläuft sich auf 2 Gulden 20 Kreuzer täglich in den me-
chanischen Werkstätten, für Spinner und Weber auf 1 Gulden 12 Kreuzer, für
Schlichter, Zettler und Spuler auf 45—30 Kreuzer. Die Arbeitsstunden betragen
täglich 12 3A Stunden, nämlich von 5 Uhr morgens bis 7 Uhr abends mit einer
Ruhestunde mittags und einer Viertelstunde Ruhe morgens. Alle Kinder, welche
nach dem badischen Gesetze schulpflichtig sind und deren Anzahl in der Fabrik
sich auf etwa hundert beläuft, erhalten in der F abrikschule Unterricht und außer-
dem wöchentlich zweimal Religionslehre. Nach der Auskunft des Schulvorge-
setzten kann man mit den Fortschritten, welche die Fabrikkinder im Lernen
machen, sehr zufrieden sein, und sie stehen jenen, welche in anderen Schulen Un-
terricht erhalten, nicht im mindesten nach. Eine Krankenkasse unterstützt alle Ar-
beiter, welche durch Unwohlsein oder Krankheit am Arbeiten verhindert sind,
und sie zahlt im Durchschnitt jährlich für solche Unterstützungen, für Arzt und
Apotheker eine Summe von 5—6000 Gulden.“ Mögen Arbeiterhäuser und Kantine
auch durch die Notwendigkeit bedingt worden sein, Fachkräfte von auswärts
hier anzusiedeln, Fabrikschule und vor allem die Einrichtung einer Krankenkasse
dürften ureigenste Anliegen von Franz Anton Buhl gewesen sein, der sich schon
während seiner Abgeordnetenzeit neben den großen politischen Zielen die Sorgen
der kleinen Leute besonders hatte angelegen sein lassen, wenn er sich zum Bei-
spiel lebhaft für Senkung des Salzpreises, Eindämmung des Wildschadens, Steuer-
nachlaß für Weinbauern, Abschaffung der Frondienste und dergleichen mehr ein-
gesetzt hatte.
Als die Gesellschaft für Spinnerei und Weberei ihren Betrieb aufnahm, löste
Franz Anton Buhl seine eigene kleine und seit längerem unrentable Spinnerei bei