Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien (18.1915)

28: Inneres des Nymphaeums mit eingebauter Kapelle.

XI. Vorläufiger Bericht über die Grabungen in Ephesos 1913.
(Vgl. Jahreshefte XV Beibl. 157 ff.)

Die am 10. September begonnenen und
am ig. November 1913 geschlossenen Arbeiten
hatten sich zur Aufgabe gesteckt, die unge-
fähr südwestlich oberhalb der Agora a,m Nord-
abhange des Bülbüldagh gelegene Ruinenstätte
aufzudecken, für die sich in der Literatur der
wie so oft unzutreffende Name Claudius-
tempel eingebürgert hat. Tastgrabungen hatten
bereits 1911 (s. o. Ber. IX, Jahreshefte XV,
Beibl. 182) festgestellt, daß unter dem zunächst
wenig verheißenden Wirrsal gewaltiger Kalk-
steintrümmer in beträchtlicher Tiefe an meh-
reren Stellen Säulenbasen und Mauerreste in
situ lagen, und eröffneten begründete Aus-

sicht, Grundriß und Aufbau wenigstens in den
Hauptzügen wiedergewinnen zu können.
In beiden Hinsichten wurden die Erwar-
tungen erfüllt. Nicht bloß fanden sich sämt-
liche Säulenbasen der Front fast unverrückt
und ausgedehnte Stücke der Mauern oft bis
zu beträchtlicher Höhe aufrecht stehend vor,
sondern auch zahlreiche Werkstücke des Ober-
baues traten in den tiefen Schichten in teil-
weise vorzüglicher Erhaltung zutage. Abb. 28
und 29 geben den Zustand nach der Aus-
grabung, von Westen und Nordosten gesehen,
und Abb. 30 den Grundriß nach der Aufnahme
W. Wilbergs.