Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 18.1915

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Walter, Otto: Vorläufiger Bericht über die Grabungen in Elis 1914
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34106#0202

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
75

Otto Walter, Vorläufiger Bericht über die Grabungen in Elis 1914

76

breiten römischen Bühne annimmt, worüber
ein weiteres Aufdecken der Orchestra Klarheit
bringen wird. Teilweise wurde die östliche
Parodos freigelegt, wo die Stützmauer des
Zuschauerraumes und daran in der Parodos
eine Bank gefunden wurde. Einzelfunde
wurden nur wenige gemacht; hervorzuheben
sind viele Scheiben aus Bronze, teils mit den
Buchstaben FA(AE!ON), also tesserae.
Die ältere Anlage des Theaters weist in
hellenistische Zeit, doch zeigen viele Quadern
Klammerlöcher, die deren frühere ander-
weitige Verwendung beweisen. Vielleicht darf
man einen älteren Theaterbau voraussetzen,
der etwa auch Paraskenien hatte, wie man
aus der vor den Proskenionstylobat vor-
springenden Quader der westlichen Seiten-
mauer vermuten möchte.
Von Steinsitzen des Zuschauerraumes
fanden sich weder in einem weit durch-
gezogenen Radialgraben noch an der östlichen
Parodos auch nur Spuren; allerdings scheinen
dort auch der große Entwässerungskanal und
jede andere Orchestraeinfassung gänzlich ent-
fernt. Der Terrainbeschaffenheit nach ist
das östliche Analemma sicher künstlich auf-
geschüttet. Pausanias (VI 26, 1) spricht von
einem {faxipov (xp^afov: erst weitere Grabun-
gen werden zeigen, ob sich diese Bezeichnung
auf das Fehlen eines römischen pulpitum
oder etwa nur eines steinernen Zuschauer-
raumes gründet. Nach Pausanias liegt das
Theater [iSTaEu ayop<x$ xod io0 My^vfou.
Tatsächlich befindet sich das Plateau, auf dem
wir die Agora ansetzen, unmittelbar südwest-

lich davon, so daß für die Richtigkeit ihrer
Ansetzung ein neuer Beweis gefunden ist.
Den dürfen wir, wenn wir vom Men-
heiligtum Roberts (Pausanias als Schrift-
steller 166) und einer Verschreibung für
Peneios absehen, in einem von der Akropolis
herabkommenden, jetzt allerdings fast immer
trockenen Bachlauf erkennen; das Wasser
der auch heute sogar im Sommer nicht
versiegenden Quelle verläuft gewöhnlich in der
nächsten Umgebung. Dies stimmt auch voll-
kommen zum Wege, den Pausanias nimmt:
Gymnasium, Agora, Theater, Akropolis.
Nordwestlich des Theaters wurde, von
diesem durch einen Weg getrennt, eine Stütz-
mauer gefunden; in der Nähe der Ecke be-
zeichnet eine Schwelle mit danebenstehendem
Horosstein einen Eingang in den Bezirk.
Weiter nördlich wurden einige späte Gräber
geöffnet; in einem derselben fand sich ein
ovales Goldplättchen mit der Darstellung der
stehenden Athene mit Schild und Lanze,
die für die Frage nach der Bildung der elischen
Athene von Bedeutung sein kann.
Am Westabhang der Akropolis wurde ein
Teil einer Umfassungsmauer gefunden und
freigelegt. Der Lage nach scheint es fraglich,
ob wir hier Reste einer Akropolisummauerung
erkennen dürfen. Eine solche wurde, wie
wir aus Diodor XIX 87 wissen, von Teles-
phoros, dem Admiral des Antigonos, im
Jahre 312 v. Chr. angelegt, aber bald wieder
geschleift. Der aufgedeckte Teil — ungefähr
30 ^ — zeigt polygonale Bauart und eine
Dicke von ungefähr einem Meter.

Athen.

OTTO WALTER
 
Annotationen