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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 18.1915

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Hülsen, Christian: Il letto di Policleto: eine Antike aus dem Besitze Lorenzo Ghibertis
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https://doi.org/10.11588/diglit.34106#0142

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11 Letto di Policleto.

Eine Antike aus dem Besitze Lorenzo Ghibertis.
Das rätselhafte antike Bildwerk, welches im fünfzehnten Jahrhundert in Florenz,
im sechzehnten in Rom unter dem Namen ,,das Bett des Polyklet" auf taucht, von
großen Künstlern bewundert, von Fürsten begehrt wird, um dann im Anfänge des
siebzehnten Jahrhunderts in der Kunstkammer Kaiser Rudolfs II. in Prag spurlos
zu verschwinden, ist vor nicht langer Zeit der Gegenstand einer umfassenden und ein-
gehenden Untersuchung Julius v. Schlossers*) gewesen. Das literarische und ur-
kundliche Material ist von Schlosser mit musterhafter Akribie zusammengestellP),
manche Fäden, die von dem alten Kunstwerke zu den Schöpfungen der Renaissance
hinleiten, sind mit Scharfsinn und Sorgfalt aufgesucht, weite Blicke über das Fort-
leben der Antike im Quattrocento und Cinquecento eröffnet. In einer wesentlichen
Frage freilich ist Schlosser nicht zu einem abschließenden Resultate gekommen,
der Frage: wie sah das ,,Letto di Policleto" eigentlich aus? Und da ich zur Entschei-
dung hierüber neues und, wie mir scheint, entscheidendes Material beibringen kann,
möge es gestattet sein, kurz auf das Thema zurückzukommen.
Die Untersuchung wird dadurch wesentlich erschwert, daß von jenem antiken
Relief, welches um seiner vollendeten Ausführung willen für ein Werk des Polyklet
gehalten wurde, nicht nur ein, sondern mehrere Exemplare in der Literatur erwähnt
werden. Am greifbarsten verfolgen lassen sich die Schicksale desjenigen, welches
sich bereits um 1430 im Besitze des großen Florentiner Bildhauers Lorenzo Ghiberti
befand und nach mancherlei Schicksalen in der Sammlung Kaiser Rudolfs II endigte.
Daneben finden sich Nachrichten über andere Exemplare des ,,Letto", welche beim
Kardinal Bembo, bei dem Sieneser Arzte und Kunstforscher Giulio Mancini, beim
Kardinal Granvella gewesen sein sollen. Die Berichte sprechen von diesen meist
nur in kurzen Andeutungen, die zum Teil schwer miteinander zu vereinigen sind,
namentlich da keinerlei bildliche Darstellung durch Stich oder Zeichnung uns eine
genaue Anschauung von irgend einem vermittelt.
J. v. Schlosser hielt es für wahrscheinlich (S. 139), daß hinter dem sonder-
baren Namen nichts anderes gesteckt habe als ein spätgriechisches Heroenrelief:
*) Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen des Quellen, die wichtige Beschreibung des Mancinischen
Allerh. Kaiserhauses XXIV (1904) S. 12g ff. Exemplars, hat v. Schlosser selbst in seinem Kom-
3) Den einzigen Nachtrag dazu aus literarischen mentar zu Ghiberti II 172 gegeben.
 
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