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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 18.1915

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Schober, Arnold: Die Kopfreplik des "Kasseler" Apollo in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.34106#0092

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Die Kopfreplik des „Kasseler" Apollo in Wien.
Tafel I.
Unter den zahlreichen Wiederholungen des unter dem Namen Apollo von
Kassel bekannten Apollotypus ist die in der archäologischen Sammlung der k. k. Uni-
versität in Wien aufbewahrte Kopfreplik bisher in weiteren Kreisen nicht bekannt
und für die Erkenntnis des Originals benutzt worden. Mit Erlaubnis des Vorstandes
der genannten Sammlung Professor E. Reisch lege ich nun den Kopf in Taf. I und
Abb. 49 u. 50 vor, mit dem Versuche, seine Stellung innerhalb der Replikenreihe fest-
zulegen. Er ist bisher nur von C. Patsch im archäologischen Anzeiger (VI 1891,
181 n. 3) mit Angabe der Hauptmaße kurz erwähnt worden, der auch die Erwerbung
aus dem Nachlaß des Wiener Malers Penther im Jahre 1887 verzeichnet und seine
Identität mit der von Benndorf 1879 im Wiener Kunsthandel gesehenen Replik
(Annali 1880, 198 n. 5) für wahrscheinlich hält.
Der Erhaltungszustand des aus feinkristallinischem, weißem, wohl parischem
Marmor gefertigten Kopfes ist bis auf die Nase, die Seitenlocken, einige geringfügige
Absplitterungen in den Lockenpartien und Augenlidern und bis auf mehrere Sprünge
auf der linken Gesichtshälfte ein recht guter ^). Daß der Kopf nach seiner Auffin-
dung stark geputzt wurde, beweisen noch Spuren der einstigen Oberfläche an der
Oberlippe und die ganz verwischten Ansatzspuren der abgebrochenen linken Seiten-
locke. Schräg oberhalb und unterhalb des linken Mundwinkels sind im gleichen
Abstand zwei Meßpunkte stehen geblieben, die der Kopist zu entfernen vergessen
hat und die auch durch die Putzung nicht ganz verwischt wurden. Sonst macht die
Arbeit im Detail einen überaus sorgfältigen und gewissenhaften, in der Gesamt-
wirkung aber etwas leeren Eindruck, was wohl auch zum Teil auf die moderne
Glättung der Wangen zurückzuführen ist.
Was die Stellung des Kopfes innerhalb der ganzen Replikenreihe anbelangt,
so genügt schon eine oberflächliche Vergleichung, um zu zeigen, daß er mit der
Florentiner Replik (Abb. 51 u. 52 nach dem Gipsabguß) viel größere Übereinstim-
mungen aufweist als mit jeder anderen. Vor allem entsprechen sich die Einzelheiten
der Haarbehandlung vollkommen, der vordere Lockenkranz stimmt Locke auf Locke

*)Die erste mißrateneErgänzung derNasewurde
vor kurzem entfernt und vom Bildhauer Rothmund
in der Restaurierungsanstalt des k. u. k. Hof-
museums durch eine Nachbildung der Originalnase

der Florentiner Replik in Steinkitt ersetzt.
2) Ich verwende im folgenden dafür die Ab-
kürzungen: F = Florenz, K — Kassel, B = Bar-
racco, P = Paris, C = Ny-Carlsberg, W = Wien.
 
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