32ß
R. Münsterberg, Verkannte Titel auf griechischen Münzen
324
Athenakopf r., Rs. Schrift Durchm. 0*012^*)
zu lesen geglaubt (Beamtenn. 91). Die Er-
werbung eines besser erhaltenen Exemplars hat
Gelegenheit gegeben, festzustellen, daß bei
dieser verfehlten Lesung die Einbildungskraft
stark mitgearbeitet hat. Die folgende Ver-
gleichung meines früheren und eines älteren
Lesungsversuches im Katalog der Sammlung
Welzl (n. 548z}) mit der richtigen Lesung
scheint mir besonders lehrreich, weil sie zeigt,
Katalog Welzl: X ! O B UU
Meine frühere Lesung: K A E (JU
Die richtige Lesung: + Y P L UU
wie selbst bei gewissenhafter Entzifferung
schlecht und am Rand unvollständig erhaltener
Münzen grobe Irrungen möglich sind, zumal
da — abweichend von den Inschriften — bei
den flüchtig geschriebenen Münzaufschriften
oft genug nicht der einzelne — selbst bei
guter Erhaltung mehrerer Deutungen fähige —
Buchstabe festgehalten werden kann und die
Lesung aus
werden muß.
dem
Zusammenhang
(() A NNI
O
M IAO Y
N AHM
IAIAO Y
N + A N N 0[0E]
M !AO[E]
Die Namen #6paoJV und kommen auf erythräischen Münzen und sonst vor.
Wien. RUDOLF MÜNSTERBERG
Ceroma.
Zahlreiche Nachrichten griechischer und
insbesondere lateinischer Schriftsteller der spä-
teren Zeit verwenden den Ausdruck xVjpMp-K —
ceroma in einer Weise, die erkennen läßt,
daß damit etwas für den damaligen athletischen
Sport überaus Wichtiges und Signifikantes
bezeichnet wird. Die Deutung, die jene
Stellen in den Kommentaren, in den Hand-
und Wörterbüchern gefunden haben, läßt sich
etwa dahin zusammenfassen, daß das Wort
in gymnastischem Sinne bedeute 1. das Salböl
oder eine Wachssalbe beziehungsweise die
Salbung der Athleten, 2. einen Raum, wo
Leibesübungen stattfanden und der seinen
Namen von jener Salbung erhalten habe*)-
Richtig ist, daß das Wort als medizinischer
oder kosmetischer Terminus eine Salbe oder
die Salbung bezeichnet: Hippokr. TC. SaxtT.
XXII 74 K (8 II 424 Littre); vgl. ebenda 86
(14 II 470), Mart. IV 4. 10, Diosc. I 32,
Hist. Apoll, rec A 13, Plin. n. h. 29. 26. Die
Stellen sind in den Thesauri ausgeschrieben.
So hat man auch beim Training an das Salböl
oder eine Wachssalbe, eine Art Mischung von
Wachs, Öl u. dgl. gedacht, womit die Athleten
eingerieben wurden. Wenn nun Martial das
ccro/aa an zwei Stellen (IV 19. 3 und VII 32. 9)
als zäh (/en?am) hinstellt, so könnte man an
einen starken Zusatz von Wachs denken, so
auffällig dies auch wäre; aber wie kann er
XIV 30 diese feine Salbe als unrein (/mmanr/aa!)
bezeichnen und hier und XI 47. 3 sagen, daß
sie den Körper beschmutze?, abgesehen von
anderen Stellen, die, wie wir sehen werden,
dieser Ansicht widersprechen oder unter dieser
Voraussetzung unverständlich bleiben.
Richtig ist dann wiederum, daß x^pd)}-t<x —
ceroma eine Örtlichkeit oder einen Raum be-
deutet, der mit der Palästra zusammengestellt
wird: Plut. an seni resp. ger. s. 12 (790 F) (%CX7]-
*) Vgl. Krause, Gymn. u. Agon. 106 f.; Pauly I 1080; Wilamowitz, Phil. Unters. IX 119 Anm. 7.
RE II 278; Blümner, Maximaltarif d. Dioclet. 116; Von Wörterbüchern insbesondere Thesaur. lingu.
Privatalt. 330 f.; Saglio in Daremberg-Saglio, Dict. lat. s. v.
R. Münsterberg, Verkannte Titel auf griechischen Münzen
324
Athenakopf r., Rs. Schrift Durchm. 0*012^*)
zu lesen geglaubt (Beamtenn. 91). Die Er-
werbung eines besser erhaltenen Exemplars hat
Gelegenheit gegeben, festzustellen, daß bei
dieser verfehlten Lesung die Einbildungskraft
stark mitgearbeitet hat. Die folgende Ver-
gleichung meines früheren und eines älteren
Lesungsversuches im Katalog der Sammlung
Welzl (n. 548z}) mit der richtigen Lesung
scheint mir besonders lehrreich, weil sie zeigt,
Katalog Welzl: X ! O B UU
Meine frühere Lesung: K A E (JU
Die richtige Lesung: + Y P L UU
wie selbst bei gewissenhafter Entzifferung
schlecht und am Rand unvollständig erhaltener
Münzen grobe Irrungen möglich sind, zumal
da — abweichend von den Inschriften — bei
den flüchtig geschriebenen Münzaufschriften
oft genug nicht der einzelne — selbst bei
guter Erhaltung mehrerer Deutungen fähige —
Buchstabe festgehalten werden kann und die
Lesung aus
werden muß.
dem
Zusammenhang
(() A NNI
O
M IAO Y
N AHM
IAIAO Y
N + A N N 0[0E]
M !AO[E]
Die Namen #6paoJV und kommen auf erythräischen Münzen und sonst vor.
Wien. RUDOLF MÜNSTERBERG
Ceroma.
Zahlreiche Nachrichten griechischer und
insbesondere lateinischer Schriftsteller der spä-
teren Zeit verwenden den Ausdruck xVjpMp-K —
ceroma in einer Weise, die erkennen läßt,
daß damit etwas für den damaligen athletischen
Sport überaus Wichtiges und Signifikantes
bezeichnet wird. Die Deutung, die jene
Stellen in den Kommentaren, in den Hand-
und Wörterbüchern gefunden haben, läßt sich
etwa dahin zusammenfassen, daß das Wort
in gymnastischem Sinne bedeute 1. das Salböl
oder eine Wachssalbe beziehungsweise die
Salbung der Athleten, 2. einen Raum, wo
Leibesübungen stattfanden und der seinen
Namen von jener Salbung erhalten habe*)-
Richtig ist, daß das Wort als medizinischer
oder kosmetischer Terminus eine Salbe oder
die Salbung bezeichnet: Hippokr. TC. SaxtT.
XXII 74 K (8 II 424 Littre); vgl. ebenda 86
(14 II 470), Mart. IV 4. 10, Diosc. I 32,
Hist. Apoll, rec A 13, Plin. n. h. 29. 26. Die
Stellen sind in den Thesauri ausgeschrieben.
So hat man auch beim Training an das Salböl
oder eine Wachssalbe, eine Art Mischung von
Wachs, Öl u. dgl. gedacht, womit die Athleten
eingerieben wurden. Wenn nun Martial das
ccro/aa an zwei Stellen (IV 19. 3 und VII 32. 9)
als zäh (/en?am) hinstellt, so könnte man an
einen starken Zusatz von Wachs denken, so
auffällig dies auch wäre; aber wie kann er
XIV 30 diese feine Salbe als unrein (/mmanr/aa!)
bezeichnen und hier und XI 47. 3 sagen, daß
sie den Körper beschmutze?, abgesehen von
anderen Stellen, die, wie wir sehen werden,
dieser Ansicht widersprechen oder unter dieser
Voraussetzung unverständlich bleiben.
Richtig ist dann wiederum, daß x^pd)}-t<x —
ceroma eine Örtlichkeit oder einen Raum be-
deutet, der mit der Palästra zusammengestellt
wird: Plut. an seni resp. ger. s. 12 (790 F) (%CX7]-
*) Vgl. Krause, Gymn. u. Agon. 106 f.; Pauly I 1080; Wilamowitz, Phil. Unters. IX 119 Anm. 7.
RE II 278; Blümner, Maximaltarif d. Dioclet. 116; Von Wörterbüchern insbesondere Thesaur. lingu.
Privatalt. 330 f.; Saglio in Daremberg-Saglio, Dict. lat. s. v.