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Organisty, Adam [Hrsg.]; Horzela, Dobrosława [Hrsg.]
Wokół Wita Stwosza: materiały z międzynarodowej konferencji naukowej w Muzeum Narodowym w Krakowie, 19 - 22 maja 2005 — Kraków, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.17217#0091

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Wilfried Franzen

Berlin

Krakauer Retabelkunst um 1460—1470
im Kontext hofischer Reprasentation.

Zur Ausstattung der westlichen Kapellenaniage
der Krakauer Kathedrale

Erst in den vergangenen Jahren erfahrt die Bildhauerkunst in Krakau vor dem Eintreffen von Veit Stoss eine
verstarkte Aufmerksamkeit seitens der kunsthistorischen Forschung 1. Dabei wird mehr und mehr deutlich, wie sehr
bislang entwicklungsgeschichtliche Denkmodelle den Blick fiir die stilistische Heterogenitat innerhalb der Krakauer
„Kunstlandschaft" verstellt haben. Die jiingst von Jiri Fajt vorgenommene Neudatierung der Taufgruppe aus der
Krakauer Florianikirche in die Jahre um 1470 ist in diesem Zusammenhang sicherlich das spektakularste und fiir
die weitere Stoss-Forschung bedeutendste Ergebnis 2. Wahrend sich dieses Werk in die hochaktuellen Stromungen
der mitteleuropaischen Skulptur einreiht, sind die zeitgenossischen Stiftungen des jagiellonischen Konigshauses im
wesentlichen durch andere Vorgaben und MaBstabe gepragt.

Im Fokus der Stiftungstatigkeit des polnischen Konigspaares Kasimir IV. der Jagiellone (Kazimierz IV
Jagiellończyk) und Elisabeth von Habsburg stand nach ihrer EheschlieBung 1454 zunachst vor allem die Fortfiihrung
des unter Kasimirs Eltern, Wladislaw II. Jagiello (Wtadystaw II Jagietto) und Sophie Holszany (Zofia Holszańska),
begonnenen Projektes einer dynastischen Grablege, einer der Westfassade der Kathedrale vorgelagerten Dop-
pelanlage, die den Haupteingang in die Kathedrale flankiert und offenkundig als ein markantes Zeichen der jagiel-
lonischen Prasenz in Krakau und Ausdruck der dynastischen Anspruche auf die polnische Krone intendiert war 3.
Konigin Sophie hatte 1431 die nordlich gelegene Trinitatskapelle gestiftet, die jedoch nur ihr selbst als Ruhestatte
dienen sollte, wahrend Wladislaw 1434 in Anknupfung an seine piastischen Vorganger im Kirchenschiff begraben
wurde. Von Beginn an, so ist zu vermuten, bestand das Konzept einer Doppelanlage: d.h. mit dieser Stiftung ist sehr

1 Siehe insbesondere J. Fajt, War Veit Stoss der Erste? Zur Rezeption oberrheinischer Kunst in Krakau, [in:] Kiinstlerische Wech-
selwirkungen, hrsg. von J. Fajt und M. Horsch, Ostfildern 2006, S. 289-324; D. Horzela, Twórczość rzeźbiarska warsztatu tryptyku
Świętej Trójcy w katedrze na Wawelu, „Studia Waweliana" 11-12, 2002-2003, S. 85-106; dieselbe, Między liryzmem a ekspresją
- rzeźba w Matopolsce przed Witem Stwoszem 1450-1477, [in:] Wokól Wita Stwosza, [Katalog der Ausstellung im National Mu-
seum in Krakau], hrsg. von D. Horzela und A. Organisty, Kraków 2005, S. 17-29, sowie den Beitrag derselben im vorliegenden
Tagungsband. D. Horzela bereitet derzeit eine Dissertation zur Skulptur des 3. Viertels des 15. Jahrhunderts in Polen vor. - Der hier
von mir vorgelegte Text uberschneidet sich teilweise mit meinem im Dezember 2003 verfassten Aufsatz Nikolaus Haberschrack
und der „Meister der Chóre". Beobachtungen zur Krakauer Betabelkunst um 1460-70, [in:] Kunstlerische Wechselwirkungen...,
S. 183-201.

2 Fajt, op. cit.

3 A. S. Labuda, Die architektonische Gestalt der Trinitats- und der Heiligkreuzkapelle an der Krakauer Kathedrale im Kontext der
kóniglichen Residenz auf dem Wawel, [in:] Die Lander der Bóhmischen Krone und ihre Nachbarn zur Zeit der Jagiellonenkónige
(1471-1526). Kunst-Kultur-Geschichte, hrsg. vom E. Wetter, Ostfildern 2004, S. 69-83.

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