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Osthaus, Karl Ernst
Grundzüge der Stilentwicklung — Hagen i. W.: Hagener Verl.-Anst., 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.45044#0063
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Renaissancemensch dagegen schaut das Spiel im Raume, mit dem Raume zu-
sammen, und die Luft, die der Spieler atmet, ist die seinige nicht. Dies ist
sein neues optisches Verhältnis zur Welt: er schaut Gestalten und Dinge um-
flossen von Licht und Atmosphäre, das Dasein löst sich auf zu einem alldurch-
dringenden, pantheistischen Weltgefühl.

Die Madonna in der Felsgrotte
von Lionardo da Vinci.


Die byzantinische Renaissance.
Man hat die Renaissance bisher für eine ausschließlich abendländische
Erscheinung gehalten. Warum, ist schwer einzusehen. Denn die Werke der
morgenländischen Parallelbewegung sind lange genug bekannt, um die Welt von
ihrem Dasein und von ihrer Geistesart zu überzeugen.
Die byzantinische Renaissance knüpft an die Eroberung von Konstantinopel
durch die Türken an. Man hat dieses Ereignis lange als ein Unglück für Europa
angesehn. In Wahrheit erlöste es in der alten Kaiserstadt die durch ein deka-
dentes System gebundenen Kräfte.

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