Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
in Nürnberg, München und Würzburg am meisten überrascht zu werden, und mehr als einmal
habe ich dann die Meinung äussern hören: Ihr Deutschen seid viel mehr Bildhauer als Maler.

Es wird hohe Zeit, dass wir uns besinnen, ob wir nicht durch eine rationelle Kunstpflege
die schlummernden nationalen Kräfte wieder wecken sollten. Das darf jedoch nicht etwa durch
eine Reorganisation der Akademien und der Kunstgewerbeschulen versucht werden, denn diese
Institute sorgen in erster Linie für Künstler, nicht für Kunst. Auch der Aufträge bedarf es nicht
wohl aber der Aufgaben.

Was sich durch planmässige Kunstpflege erreichen lässt, soll nicht zu hoch angeschlagen
werden: Raffaels und Rembrandts kann man nicht säen. Auch im modernen Leben wird die
bewusste Förderung der Kunst keine wesentlich höhern Ergebnisse zeitigen als die Kunstpolitik
Ludwigs XIV. oder Friedrichs des Grossen. Aber würden wir nicht schon stolz sein dürfen,
wenn wir dieses Niveau erreichten? Würde das nicht genügen, unsere decorativen Künste, die in
Gefahr schweben, vom Ansturm des Auslandes über den Haufen gerannt zu werden, solange sie
allein im Ausgraben und Ausplündern der Alten ihr Heil suchen, auf die Füsse zu stellen?

Namentlich für die Plastik müssten an jedem Ort — denn jede Kunstpflege sollte an
Ort und Stunde anknüpfen — alle im Bereich der Möglichkeit liegenden Aufgaben unter

sucht und nach wohl er-
werden. Von einer gesunden
reiche Zweige der decorativen
heutige Zustand ahnen lässt,
umsichtige Pflege der Medaille
Bildhauerkunst zu erwecken

«

•»

Ihrem Charakter nach
dem Kupferstich wie ihn
gebildet haben. — Kupferstich
intimen Genuss gedacht. Sie
sein und können deshalb nur
nossen werden. Man besieht
zweien, der dritte ist schon
Zug grosser Intimität. — Dem

wogenem Plan gefördert
localen Plastik hängen zahl-
Künste ab. — Mehr als der
dürfte eine vorsichtige und
als Gefühl für die Werke der
im Stande sein.

* «■ *

ähnelt die Medaille am meisten
Schongauer und Dürer aus-
und Medaille sind für den
wollen in der Hand betrachtet
von wenigen zugleich ge-
sie am besten allein oder zu
zu viel. Das giebt ihnen den
Auge nahe gebracht ist die

kleine Fläche des Kupferstichs und der Medaille unendlich gross, monumental wie die Wand.

Im Kupferstich wie in der Medaille giebt es für die Phantasie des Künstlers keine Grenzen.
Schon Vittore Pisano, der erste Medailleur, hat im 15. Jahrhundert in seinen unvergleichlichen
Bildnissen und in seinen malerischen Reliefs das ganze Gebiet des Darstellbaren umschrieben von
der Allegorie, dem Menschenleben, dem Thierbild, der Landschaft und Architektur bis zum Stillleben.

Das Gebiet der Plastik hat durch die Medaille [eine Erweiterung erfahren wie das der
Malerei durch den Kupferstich, denn die feine Technik bringt ihr Relief der Zeichnung nahe,
und sie vermag Gedanken auszudrücken, für die die Mittel der Sculptur im engern Sinne un-
geeignet und unzulänglich sind.

Für den Medailleur, im Sinne von Originalstecher und Originalradierer genommen sind des-
halb Eigenschaften erforderlich, die der Bildhauer sonst kaum zur Geltung bringen kann. Denn
die Medaille kann je nach Umständen das Wesen des Epos, des Dramas, des Lehrgedichts, des
lyrischen Gedichts, der Allegorie, der symbolischen Dichtung und der Satire streifen, und der
Medailleur vermag eine Erfindungskraft ins Spiel zu setzen wie der Malerradierer nach Art Schon-
gauers, Dürers und Rembrandts.

Seine Werke haben auch das mit dem Kunstdruck gemein, dass sie auf Vervielfältigung
berechnet sind, und je nach der Technik kommt die Medaille der Radierung oder dem Holzschnitt
gleich. Beim Gussverfahren ist die Zahl der Exemplare in ähnlichem Sinne beschränkt wie bei

C 35 D

5*
 
Annotationen