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Pan <Berlin> — 1.1895-96 (Heft I und II)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3164#0061
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niemals etwa auf einer Seite %wei verfdoiedene Stilarten Platz
haben dürfen. Das wird einfad) dadurch vermieden, daß man
jeden Beitrag eine neue Seite beginnen läßt, ein Gnmdfatz, der
übrigens audo ohnehin felbftverftändlido ifl in einer Zeitfdorift, die
hünfllerifdi auftritt.

Es find audo nod) weitere, tedonifdoe Gründe, du die Wahl
einer durdogehenden Letter für ums unmöglido madoen. Wir
fireben eine fiarhe Steigerung m der Zahl foldoer Illuflrationen
an, die direckt vom Originale des Künfllers abgedruckt werden
und die, %umal bei kleineren Dichtungen, (alle^ theoretifchen
Beiträge kommen hier natürlich überhaupt nicht in Betradot)
womöglich auch den Text felbß von Künßlerhand aufgezeichnet,
alfo nidot durch Typendruck reprodu^irt, wiedergeben. Gelingt uns
die/es Streben, fo ifl an einen einheitlichen Schriftcbarakter natürlich
erft red)t nicht %u denken.

Am nächften werden wir dem von Bode betonten Ziele einer
typographifdoen Einheitlichkeit innerhalb eines Heftes kommen,
wenn es uns gelingen wird, Hefte einheitlichen Inhalts zufammen-
Zußetten. Ein Heft, das etwa die englifchen Praeraphaeliten
vereinigte, würde entfprechend dem durchgehenden Wesenszuge
Inhaltes auch lypographifch einheitlido amgeflattet werden
Dies Ziel, an dem wir uns völlig mit Bode vereinigen
würden und an das er, der über die großen und genial zu-
fammengeflellten Sdoätze feines Mufeums verfügt, gedacht haben
mag, haben wir bereits im Auge gehabt, als wir unferen erflen
Profpeht veröffentlichten. Erreicht wird es, wenn wnfer Material
fo angewadofen fein wird, daß äne Zufammenfteüung zahlreicher
innerlüh verwandter künftlerifdoer wie dichterifdoer Werke möglich
wird. Bei der erflen Publikation, die das Publikum geneigt ifl,
als Programm aufzufaffen, halten wir die Pflüht, fo wenig ein-
heitlich in diefem Sinne wie möglido zu fein, um dem Verdachte der
Bevorzugung irgend einer Richtung oder Gattung vorzubeugen.

Audo über die Verwendung medoanifcher Reproduktionsver-
fahren im PAN erübrigt es, einige Worte zufagen. Ohne Weiteres
flimmen wir mit Bode darin überein, daß es wünfchenswert ifl,
fich ihrer nicht in zu großem Umfange zu bedienen. Wir möchten
imfern Standpunkt in die/er Frage etwa fo ausdrücken: Wir
ftreben für die Illuflrationen grundfätzlido eine immer reichhaltigere
Verwendung vornehmlich von Holzfdmitten und Lithographien an,
obwohl die Verwendung der letzteren gewiffe Unbequemlichkeiten
im Gefolge hat. Audo die Radierung fchließen wir natürlich
nicht aus, wie wir denn fo glücklich find, bereits im zwgiten
Hefte eine KuNGERfche Radierung als Textiüuftration zu bringen.
Von den mechanifdoen Reproduktionsverfahrelt bevorzugen wir für
den Text die Strichätzung, d. h. zoir fluchen die Künftler nach
Möglichkeit zu beflimmen, ihre Iüuflrationen m einer reinen Strich-
tedonih herzuftellen. Dies vorzüglich audo aus dem Grunde, weil
das Vorkommen von Netzätzungen uns %wmgt, teilweife ge-
glättetes Papier zu wählen, während es natürlich wünfchenswert
erfdoeint, im ganzen Hefte für den Textteil Papier von völlig
gleichem, und zwar rauhem, Ausfehen zu verwenden.

Audo für die Vollbilder fireben wir ein Anwadofen der
Plattendrucke an, ohne daß wir uns doch zu der Überzeugung
bekennen möchten, es fei audo für die Wiedergabe nach gemalten
oder modellierten Originalen die Verwendung eines perfönlichen
Überfetzers der Inanfpruchnabme einer mechanifdoen Art der Wieder-
gabe durdoaus vorzuziehen. Es liegt m unflerm Plane viel mehr
die Pflege des Originalfchnittes, -Stiches etc., als die Pflege der
in den Dienfi der Reproduktion gefleüten graphifchen Künfte.
Wir erheben natürlich nicht den Anfprudo, in unferen phototypifdo
hergeftellten Vollbildern Kunfiblätter darzubieten. Was wir in
ihnen geben wollen, ifl eine möglichft getreue Wiedergabe befonders
intereffanter Originale, die aus irgendwelchen Gründen nicht an
•vielen Orten zur Ausfteüung gelangen können und deren Kenntnis
•wir unfern Freunden deshalb wenigfiens m einerforgfam hergeftellten
■ vermitteln möchten. In unfern Sonderausgaben deuten

wir
an,

Unterfdoied zwifchen unfern Vollbildern audo äußerlich
wir die Plattendrucke in größerem Format ungeheftet

D. R.

<DIE GLYPTOGRAPHIEEN

\<B1LDHAUERDRVCKE, ESTAMPES DE SCULPTEÜRS)

Seit einigen Jahren fcheinen die Bildhauer es darauf abgefehen
ZU haben, Drucke zu fdoaffen, die ihnen allein eigentümlich find,
Drucke die wie die japaniflchen Surimonos modelliert und getönt
find, Drucke, die gleichzeitig den Charakter des Gemäldes, des
Stichs und des Reliefs an fich tragen.

Man hat den Ergebniffen diefes Strebens Beifall gefpendet,
Zugleich aber die große Schwierigkeit empfunden, Schöpfungen,
die von den Wörterbüchern nicht vorhergefehen worden waren,
mit einem treffenden Namen zu bezeichnen. Unzutreffende Be-
nennungen find angewendet worden, und indem man fido kurz
die Gefdoichte diefer Bezeichnungen ins Gedächtnis zurückruft,
wird man gleichzeitig die Entwichelung diefer neuen Beflrebungen
verfolgen.

Der Katalog der Ausfteüung des Champ de Mars verzeichnet
im Jahre 1892 unter den Zeichnungen die Arbeiten von Pierre
Roche als „Aquarelles estampees" (man könnte das mit: aquarel-
lierte Abdrücke überfetzen). Es waren reizende Reliefdrucke,
die durch das Eindrücken eines Blattes feuchten Papiers in die
Vertiefung einer Form gewonnen worden waren und Jodann
eine Tönung in Waffenfarben erhalten hatten. Da fie durchaus
von dem Künftler durchmodelliert und koloriert worden waren,
fo halten fie mit wirklichen Drucken nichts weiter als den .

Zwei Jähre fpäter erfihienen unter der Bezeichnung von
„Gypfographieen" Darflellungen, die den erflgenannten ziemlido
ähnlich, jedoch in Bezug auf Farbenauftrag und Modellierung
auf einmal, durch einen änzigen Druck hergefteüt waren., indem
bei ihnen der Farbftoff bereits in die Vertiefung der Gipsform
war.
hat man diefe Bezeichnung Gypfographien auf alle
Relief drucke, fettofl auf folche, die mittels der Preffe
hergefteüt oder vom Stein oder dem Kupfer genommen find,
angewendet.

Jetzt, wo die Gunft fido in ftmgendem Maße diefen Bild-
'.wendet — Alexandre Charp&ttier hat deren
gefdoaffen, die ganz hervorragend find —: muß man da
nicht diefe unzurwdoenden Bezeichnungen durch eine genaue und
die ganze Gattung umfaffende Benennung erfetzen, wie z- B. die
als „Glyptographieen"; und hat diefe Neubildung nidot ihr
gutes Recht, da die Glyptik die Kunfl ifl, ein Relief kleinen
Maßflabes herzufteüen? — Mag audo ein foldoes Relief bei einer
Medaiüe auf dem Metaü, bei einer Camee auf einem Edelflein,
bei einem Druck aber auf der Oberfläche des Papiers zur Er-
fdoeinung kommen, fo bleibt doch die Technik in aüen diefen
Fällen die gleiche, und wir glauben andrerfeits nidot, daß die
aügemäne Benennung nötig habe, den Stoff, aus welchem die
Form für das herzufieüende Relief gefdoaffen worden ift, näher
Zu bezeichnen. Auch hierbei wird es feltne und gewählte Abdrücke
geben, die der Bildhauer Jelhft modeüiert, tönt und abzieht;
forgfam mit der Hand kolorierte oder auf medoanifchem Wege
gefärbte Abdrücke: der Liebhaber wird unter aü diefen Abzügen
auf den erflen Blick die Unterfdoiede herauszufinden wiffen. Die
Hauptfadoe bleibt, diefer Gruppe neuer Hervorbringumgm dadurch
die Weihe zu geben, daß man fie mit mner genauen und, wie
wir meinen, logifch abgeleiteten Benennung verfieht, indem das
Grundwort der vorgefcblagenen Bezeichnung das Verfahren kenn-

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