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Ja, es kommt wirklich wie ein Blitz aus heiterem
Himmel! dachte ich mir. — „Und sind Sie denn sehr, sehr
glücklich, Charlie?"

„O Gott! Sie liebt mich ja!"

Er setzte sich hin und wiederholte die letzten Worte
mehrere Mal für sich hin. — Ich sah ihn an, das bartlose,
blasse Gesicht, die eingefallenen Wangen, die schmale Brust,
schon von der Arbeit am Pult gebeugt — und ich fragte
mich: ist dies der Gefährte von Thorfin Karlsefne? —
wie mag der in seinem früheren Leben geliebt haben!

„Und was wird Ihre Mutter dazu sagen?" fragte ich
mit verstelltem Interesse.

„Mir verdammt gleichgültig, was meine Frau Mutter
dazu sagt!"

Mit zwanzig Jahren ist die Liste der Sachen, die einem
verdammt gleichgültig sind, ziemlich umfangreich; aber
die Mutter sollte nicht dazu gehören. Ich sagte ihm das
so rücksichtsvoll wie möglich, und er gab mir eine Be-
schreibung seiner Geliebten mit dem Enthusiasmus und der
Wärme, mit denen Adam den neuerschaffenen Thieren im

Paradies die Schönheit und Jugend der neuerschaffenen Eva
geschildert haben mag. Ich hörte beiläufig, sie sei in einem
Cigarrenladen angestellt; habe schöne Kleider gern und
noch nie einen Mann geküsst. Er konnte gar nicht aufhören
vor Begeisterung. Und ich sass ihm gegenüber, tausende von
Jahren von ihm getrennt, und grübelte über den Ursprung
der Dinge.

„Und was soll nun aus unserer Galeeren-Geschichte
■werden ?" fragte ich ganz unbefangen bei der ersten kleinen
Pause.

Charlie sah mich mit peinlicher Ueberraschung an, als
ob ihn etwas gestochen hätte. „Die Galeere? was für eine
Galeere? Um Gotteswillen, machen Sie keine schlechten
Witze! Die Sache ist ernst, sehr ernst! Sie glauben gar
nicht, wie ernst!"

Grish-Chunder hatte Recht,: Charlie hatte Frauenliebe
gekostet Frauenliebe, die alle Erinnerung tödtet.

Und die beste Geschichte der Welt —--------ist nie

geschrieben worden.

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