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ALTE KUNST
C Denkmälererhaltung. 3 Sdrtoß Chitton am Genfer See, das
Gefängnis Bonnivards, berühmt durch Lord Byron, foll reßau-
riert -werden. Zunächft find hierfür im Staatsbudget des Kan-
tons Waadt 14000 Fr. eingefetzt.
Man gedenkt das Sdoloß felbfl unter
Wahrung feines Charakters %u reno-
vieren, die inneren Räume aber %u
einem hiflorifchen Mufeum zu benutzen.
—Die Stadt Zug, die noch verhältnis-
mäßig reich an mittelalterlichen Bau-
denkmalen iß, hatte vor einiger Zeit
befdüoffen, die St. Oswalds-Kirche
umzubauen. Diefe iß eines der einheit-
üchften und nierkwürdigßen Denk-
mäler kirchlicher Spätgotik in der
Schweiz, der Chor ein Werk des Ma-
gißers Eberhard und des Meifte-rs Hans
Felder aus den Jahren 1478—148J.
Gegen den beabfidrtigten Umbau, der
Z- B. ein Ouerfchiff einfehieben wollte,
erhob fich ein Sturm der Entriißung
bei allen Kunflfreunden. Darauf hin
hat denn auch in einem neuerlichen
Befdrtuffe die Kirchengemeinde den Um-
bau abgelehnt. — In KÖN1GSFELDEN
(Kanton Aargau) wurde die Klofler-
hirche, das Sühnedenkmal derKaiferin
Agnes für die Ermordung ihres Ge-
mahls, Kaifer Albrechts, die Gruft
der im Kampfe ob Sempach gefallenen
ößerreichifeben Ritter, in würdiger
Weife wiederhergeflellt.
C Museen und Sammlungen. 3 Im
Berliner Museum wird ein kleiner
Umbau vorgenommen, um die Aufßellung des „Anslo" von
Rembrandt zu ermöglichen. Gleichzeitig wird ein befonderer
Raum hergerichtet, der die Broncen der Renaiffance aufnehmen
soll. In demselben Museum sind mehrere Hochreliefs von Bafalt,
altfemitifche Werke am den Ausgrabungen von Zengirli, glück-
lich aus zahlreichen Bruchßücken mfammengefetzt und auf-
gefeilt worden; eine der altaramäifeben Infchriften die/er Reliefs
bezüht fich u. a. auf den König Barnim, den Sohn des Pa-
nammu, des vermuthlich letzten Königs von San (um 732 bis 727
vor Chr.). — Demfelben Museum fielen mehrere wertvolle Ver-
machtnüse zu: 1) für die Gemäldegalerie die etwa 4000 Bände
BOTTICELLI: PALLAS
umfassende Bibliothek von Julius Meyer; 2) von Rudolf Springer
41 ägyptifche Bronzen; für das Kupferflichkabmet 224 japanifche
Holzfdmitte und 115 Hefte folcher Holzfchnitte, ferner verfebiedene
illuftrierte Bücher; für das Kunßgewerbemmeum eine Ex-libris-
Sammlumg von etwa 4000 Stück;
3) von Prof. C. Bernftein etwa hun-
dert franzöfifche illuftrierte Bücher
des XVIII. Jahrb., eine der gewähl-
teren Sammlungen ihrer Art, die in
der bedeutenden Abtheilung illuftrier-
te-r Bücher des Kupferflichkabmels eine
empfindliche Lüche ausfüllt. — Als
Curiofität thun wir der Brochüre Er-
wähnung, die unter dem Titel „Rem-
brandt und der Geheimrat Bode"
jüngß erfchienen iß. Ihr Ton und ihr
Inhalt laffen ein näheres Eingehen als
überflüffig erfcheinen.—Unferbelgifcher
Vertreterfchräbt uns: Für dos Mufeum
der Stadt ANTWERPEN find in den
letzten Monaten angekauft worden ein
großes Triptychon eines gotifchen Flam-
länder s „ Chrifl und feine Engel" und
ein verkleinertes Exemplar des berühm-
ten Meißerwerkes des hervorragenelften
aller romantifchen Maler Belgiens,
Louis Gallait, „Die Leichen der
Grafen Egmont und Hörn." Der
erfle Befitzer die [er Reduktion, der
Sammler Maskens, hatte dem Maler
für diefes Gemälde z- Zt. 54000 fr.
bezahlt. Das Antwerpener Mufeum
hat es jetzt in einer Auction für
20 000 fr. bekommen. Diefe Kopie iß
wunderfchön. — Viel hat man über
„Chrifl und feine Engel" gefprochen und gefchrieben. Ein Parifer
Kunjlhändler hat es dem Antwerpener Mufeum für 240000 fr.
überlaffen, was man wohl kaum zu hoch nennen darf, wenn das
Gemälde fich als ein authentifcher Memlinc erweiß. Ift dies aber
dm- Fall? Grammatici certant. Mit Alphonfe Wauters, der die
Exiflenz diefes Werkes als der erfle von Allen in feinem Buche
Hans Memlinc (ispj) erwähnte, und mit meinem Freunde Dr.
Max Roofes, dem gefeierten Autor der „ Gefchichte der Antwerpener
Malerfchule", bin idj der Anficht, daß Zweifel hier kaum erlaubt fei.
Ganz-gewiß ift das Gemälde das Werk eines mittelalterlichen Flam-
länders, und zwar eines am der erflen Zeit nach dem Tode der
C 129 D
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ALTE KUNST
C Denkmälererhaltung. 3 Sdrtoß Chitton am Genfer See, das
Gefängnis Bonnivards, berühmt durch Lord Byron, foll reßau-
riert -werden. Zunächft find hierfür im Staatsbudget des Kan-
tons Waadt 14000 Fr. eingefetzt.
Man gedenkt das Sdoloß felbfl unter
Wahrung feines Charakters %u reno-
vieren, die inneren Räume aber %u
einem hiflorifchen Mufeum zu benutzen.
—Die Stadt Zug, die noch verhältnis-
mäßig reich an mittelalterlichen Bau-
denkmalen iß, hatte vor einiger Zeit
befdüoffen, die St. Oswalds-Kirche
umzubauen. Diefe iß eines der einheit-
üchften und nierkwürdigßen Denk-
mäler kirchlicher Spätgotik in der
Schweiz, der Chor ein Werk des Ma-
gißers Eberhard und des Meifte-rs Hans
Felder aus den Jahren 1478—148J.
Gegen den beabfidrtigten Umbau, der
Z- B. ein Ouerfchiff einfehieben wollte,
erhob fich ein Sturm der Entriißung
bei allen Kunflfreunden. Darauf hin
hat denn auch in einem neuerlichen
Befdrtuffe die Kirchengemeinde den Um-
bau abgelehnt. — In KÖN1GSFELDEN
(Kanton Aargau) wurde die Klofler-
hirche, das Sühnedenkmal derKaiferin
Agnes für die Ermordung ihres Ge-
mahls, Kaifer Albrechts, die Gruft
der im Kampfe ob Sempach gefallenen
ößerreichifeben Ritter, in würdiger
Weife wiederhergeflellt.
C Museen und Sammlungen. 3 Im
Berliner Museum wird ein kleiner
Umbau vorgenommen, um die Aufßellung des „Anslo" von
Rembrandt zu ermöglichen. Gleichzeitig wird ein befonderer
Raum hergerichtet, der die Broncen der Renaiffance aufnehmen
soll. In demselben Museum sind mehrere Hochreliefs von Bafalt,
altfemitifche Werke am den Ausgrabungen von Zengirli, glück-
lich aus zahlreichen Bruchßücken mfammengefetzt und auf-
gefeilt worden; eine der altaramäifeben Infchriften die/er Reliefs
bezüht fich u. a. auf den König Barnim, den Sohn des Pa-
nammu, des vermuthlich letzten Königs von San (um 732 bis 727
vor Chr.). — Demfelben Museum fielen mehrere wertvolle Ver-
machtnüse zu: 1) für die Gemäldegalerie die etwa 4000 Bände
BOTTICELLI: PALLAS
umfassende Bibliothek von Julius Meyer; 2) von Rudolf Springer
41 ägyptifche Bronzen; für das Kupferflichkabmet 224 japanifche
Holzfdmitte und 115 Hefte folcher Holzfchnitte, ferner verfebiedene
illuftrierte Bücher; für das Kunßgewerbemmeum eine Ex-libris-
Sammlumg von etwa 4000 Stück;
3) von Prof. C. Bernftein etwa hun-
dert franzöfifche illuftrierte Bücher
des XVIII. Jahrb., eine der gewähl-
teren Sammlungen ihrer Art, die in
der bedeutenden Abtheilung illuftrier-
te-r Bücher des Kupferflichkabmels eine
empfindliche Lüche ausfüllt. — Als
Curiofität thun wir der Brochüre Er-
wähnung, die unter dem Titel „Rem-
brandt und der Geheimrat Bode"
jüngß erfchienen iß. Ihr Ton und ihr
Inhalt laffen ein näheres Eingehen als
überflüffig erfcheinen.—Unferbelgifcher
Vertreterfchräbt uns: Für dos Mufeum
der Stadt ANTWERPEN find in den
letzten Monaten angekauft worden ein
großes Triptychon eines gotifchen Flam-
länder s „ Chrifl und feine Engel" und
ein verkleinertes Exemplar des berühm-
ten Meißerwerkes des hervorragenelften
aller romantifchen Maler Belgiens,
Louis Gallait, „Die Leichen der
Grafen Egmont und Hörn." Der
erfle Befitzer die [er Reduktion, der
Sammler Maskens, hatte dem Maler
für diefes Gemälde z- Zt. 54000 fr.
bezahlt. Das Antwerpener Mufeum
hat es jetzt in einer Auction für
20 000 fr. bekommen. Diefe Kopie iß
wunderfchön. — Viel hat man über
„Chrifl und feine Engel" gefprochen und gefchrieben. Ein Parifer
Kunjlhändler hat es dem Antwerpener Mufeum für 240000 fr.
überlaffen, was man wohl kaum zu hoch nennen darf, wenn das
Gemälde fich als ein authentifcher Memlinc erweiß. Ift dies aber
dm- Fall? Grammatici certant. Mit Alphonfe Wauters, der die
Exiflenz diefes Werkes als der erfle von Allen in feinem Buche
Hans Memlinc (ispj) erwähnte, und mit meinem Freunde Dr.
Max Roofes, dem gefeierten Autor der „ Gefchichte der Antwerpener
Malerfchule", bin idj der Anficht, daß Zweifel hier kaum erlaubt fei.
Ganz-gewiß ift das Gemälde das Werk eines mittelalterlichen Flam-
länders, und zwar eines am der erflen Zeit nach dem Tode der
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