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Panofsky, Erwin <Prof. Dr.>
Hercules am Scheidewege und andere antike Bildstoffe in der neueren Kunst — Leipzig, Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.29796#0115
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Das Herculesspiel des ,,Arvianotor“ 89

einem einheitlichen Ganzen zusammengefaßt und der auf fol. 5 a r unter-
gebrachten Berliner Zeichnung Nr. 1083 (Abb. 42) zugrunde gelegt hat,
sowie eine sechszeilige Inhaltsangabe:

„Inhalt Dises Buchs.

Sihe an den Sturm der Tugent begirlich:

Vider den eineytellichen wollust freudlich /

Vir lesen Herculem etwan im schlaff ligenden /

Gesehen der pede’ weg schwerlichen /

Ir beder stand / end / leben / weisz / gstalt / vnd mosz /
Erfarner angenomen den weg der Tugent genosz.“

Fol. 5 v bringt unter der Überschrift „Der wege der wollust“ zwei
weitere, speziell auf das Laster bezügliche Bibelzitate* 1), dann die bereits
erwähnte „Bildbeschreibung III“ und, unmittelbar anschließend, den
ersten Teil der eigentlichen Traumvision, nämlich die zu Lauten- und
Harfenbegleitung gesungenen „Worte der Vollust“, die auch noch ein
Drittel des Blattes 5 a v beanspruchen; unmittelbar darunter neue Über-
schrift: „Der wege der Tugent“, wiederum zwei entsprechend ausge-
wählte Bibelstellen2), und dann, als zweiter Teil der Traumvision, die
Rede der Tugend, die sich bis etwa zur Mitte des Blattes 6 r fortsetzt3),
und aus der vor allem das wenig schmeichelhafte Selbstporträt der „Tu-
gend“ herauszuheben ist:

„Greuslich pin ich / dapffer / vngestalt / pleich / vnd alt /

Hart / ein feint der posheith / gerecht / schamich.“

lautten spilent / der ander auff der harpffen / der dritte menschliche stim darein orgelt:
mit diesen worte finge sie an“, — „Bildbeschreibung IV“ auf fol. 6 r, abgedruckt bei Lenz,
ebendort: „Hercules in seinem erstlichen niderlegen/sicht er die Tugent den harten wege
zu dem gestirn auff steigen / welchen zu hindern vermeint der neyd / Die Tugent steigt den
himeln zu mit vill arbeith & mit der vorbenaten ubung vnnd cleidung welcher der Neyd
vnterwurfft hassung: Der neid [ursprünglich: „Die da“] ist ein alt / zitternt / ausz-
gelebt / pleich / weib / mit einer schlangen umbgürt / daran ein langer peuttel / die fuss
berurend (hinge), mit einem schwaifflenden munde / troiche dunckelle äuge / harlock ausz
schlänge: die selbig auch vnden am perg bei dem feuer eine haffen mit krotte / natern /
fröschen vnnd schlänge / syden / in ytlicher hant stettigs etwasz da von speis zu neme /
mit duner vnd rege den wege der tugent zu hindrn vermeint.“

1) „Eccs. ii. Ich hab nicht verpotten meinem hertzen das es icht allen wollust ge-
braucht vnnd erlustig sich in den dingen welche vnns zubereith sind.

Sapie. ii. Wer wir(i) also zerzeren: vnnd ubervleust in freuden alsz ich: Darumb
körnend vnnd messet der gutter die da sind vnnd gebrauchet der creatur zu gleicher weiss
alsz in der iugent schnelliglichen etc.“.

2) „Got hot erschaffen einen menschen von der erden / vnnd nach seiner pildnus hot
er in gemacht / vn widerumb hot er in verkert in sie / vnnd nach im hot er in becleidet
mit tugenden / Hot im auch geben die zeith vnnd die zall der teg / vnnd hot im geben alle
gewalt über die ding die do sind auff erden etc.“

3) Die untere Hälfte des Blattes wird von „Bildbeschreibung IV“ (siehe oben) ein-
genommen.
 
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