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Hercules Prodicius

S8

,,0b villeicht du im schatten / verporge sehest den starcken /
Alciden: mit müden äugen: schnarcken /

Nicht verwunder die grymigen arm den schlaff geweren
Van teglicher rüe nymant mag entberen
Darzu auch seinem haubt ausz dem flus Laetheo
Die nassen ruth: der schlaffgeber beweget ho /

Darumb den himelkrefften: dem dot: wer mag widerstan /

Van mit der masz musz es ewig zugan /

Du aber nicht gelaub vom schlaff die vberwundne gelider
Abgedilgt / vnd vngeadelt / sein mit einander /

Velchen nicht die ängstlich forcht oder zwifaltige laster
Haben erschreckt . . . “ usw.x)

Blatt 5r enthält die „Bildbeschreibung II“1 2), die der Illustrator
mit den „Bildbeschreibungen III und IV“ (fol. 5 v und 6r)3) zu

1) Im „Prologus" ist jedes Verspaar noch durch Schlußreim verbunden, in dem Ge-
sang des „Paranimphus“ dagegen (S. 91, Anm. x), wo immer auf je drei Hexameter je
ein fünffüßiger Vers folgt, der wohl einen Pentameter vorstellen soll (so auch in „Pro-
logus“), ist auch diese Erinnerung an das mittelalterliche Reimprinzip getilgt. Schwenter
kann jedenfalls nach dem bisherigen Stande unserer Kenntnis den Anspruch erheben, die
frühesten antikisch quantitierten deutschen Hexameter gedichtet zu haben:
Lessing glaubte, bei Fischart die ersten gefunden zu haben (Literaturbriefe 18/19),
während die neuere Literatur auf Konrad Gesners „Mithridates“ vom Jahre 1555 ver-
weist (vgl. etwa A. Hauffen, Joh. Fischart, 1922, II, S. 270 und das Reallexikon der
deutschen Literaturgesch., I, 1925/26, S. 60); Schwenter hat also immerhin einen Vor-
sprung von 40 Jahren. — Daß gerade dieses ausgesprochene Nichtgenie eine solche Neue-
rung gewagt hätte, würde bei seiner geradezu fanatischen Begeisterung für die Antike be-
greiflich erscheinen: hat er doch auch, der Übereinstimmung mit der antiken Mythologie
zu Liebe, die Sonne zum Masculinum und den Mond zum Femininum gemacht (vgl. die
folgende Anmerkung), was nur von einigen ganz rabiaten Grammatikern gefordert wurde,
während sogar der ,.Vater des Humanistischen Gymnasiums“, Jacob Wimpfeling, diese
Überspitzung des humanistischen Prinzips ausdrücklich verworfen hat: Isidoneus Germani-
cus, Cap. 9 (vgl. Knepper a. a. O., S. 85).

2) Abdruck bei Braun a. a. O., S. 54: „Hercules also zw der gelincken schlaffend vnnter
dem vorbenanten buchsbaum seiner waffen angethon / wasz ime träumen: die zwitracht
der tugentlichen eer / wider die verdemptlich wollust / Wan er den wollust an der lincken
seitten blosz auff einem ebnen wege / auff einem pfulben steend: agethon irer fusse
pantofflen / Aber hinter ir Orcus, ein haubt eins erschrockenlichen thiers: auff welchem
haubt galgen, dere angehegte kette waren / In der mitten des mauls stunde Cerberus der
drihaubtig helhunt, ausz ytzlichem seinem maull ein flam des gyfftigen Aconitischen feurs
rausher schlug / Aber zu der gerechten seitten / wasz die tugent auffsteigend den steinigen
wege / bezirt mit einer eerlichen cleidung / vnter der gurtel ein rocken tragende die federn
da von auszuspinen, das sie icht mussig erfunden wurde: we(l)cher ir entgegen stunden
der Son die Mon mit allem gestirn: irer schein entglestend’.“

3) „Bildbeschreibung III“ auf fol. 5 v, abgedruckt bei O. Lenz a. a. O., S. 89:
„Hercules also schiaffender / ersieht den entblosten [ursprünglich: „nackenden“] reytzen-
den wollust auff eine pfu(l)ben vnnd vorigem geschuch / bei welicher ein lebendig springen-
der wasserbrun: auff welches port oder vmbkreisz / alle lustbere frucht / auch hohe mit
getranck erfulte pecher (stunden). Bei ir waren auch singer freud zu mache, der erste in der
 
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