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Das Hercules spiel des ,, Arvianotor'

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genau genommen noch außerhalb des nach „Arvianotor“ übersetzten
Hauptteiles, dessen Titel sich erst auf fol. 4a v befindet, aber sie ent-
spricht in Stil und Inhalt so völlig den weiteren, innerhalb dieses
„Arvianotor'‘-Textes stehenden „Bildbeschreibungen“, daß sie von diesen
auf keinen Fall abgetrennt werden kann: entweder sind alle „Bildbe-
schreibungen“ von Schwenter verfaßt und dem „Arvianotor“-Text eigen-
mächtig eingefügt worden, oder aber sie gehören alle dem „Arvianotor“-
Text an, in welchem Falle die Vorausnahme der ersten aus Gründen der
Papierersparnis erklärbar wäre* 1); welche dieser beiden Annahmen die
wahrscheinlichere ist, wird alsbald zu prüfen sein.

Formell beginnt also die Übersetzung nach „Arvianotor“ auf fol. 4 a v
mit dem feierlichen Titel: „Der Traum des Grosten Streitters Her-
culis, von dem gekrönten Poeten Gregorio Arvianotor. Fe. von
Spei er erstlich in latein: vnd durch mich Pangracz Bernhaubt zv teuths
gemacht, vahet an.“2) Auf diesen Titel folgt der mit einem Bibelzitat3)
abschließende „Pr ologus“, der durch zwei Umstände Interesse erweckt:
einmal durch den von Schwenter erstmals unternommenen und in den
folgenden Abschnitten des Stückes mit etwas besserem Glück wieder-
holten V ersuch, antikischquantitierteVersein die deutsche Dichtung
einzuführen, sodann durch einen Hinweis auf die Unentrinnbarkeit des
Sterbens, der das mit der Herculesdichtung nicht unmittelbar zusammen-
hängende „Memento mori“ des lang ausgesponnenen Schlußteils von
vornherein in etwas vorbereitet:

bisherigen Wiedergaben nicht fehlerfrei sind. Es ist eine getreue Transkription angestrebt
worden, die sich nur in der Verwendung der Großbuchstaben und Interpunktionen eine
gewisse Freiheit erlaubt: „Hercules an der lincken seytten schlaffend ligender / angethon
seiner streitperlichen waffen / vnter dem schatten eines Buchsbaumes / mit geblostem
haubt, bei im sein gezirter heim ober dem kopff’ / vnnden bei im sein triknodiger mit
blut besprengter kolb / zu der gerechten seitten die drei gottin des lebens / wan Cloto
entmitten irer dreier den rocken zu spinen zuricht vnd heit / neben ir zu der gerechten
Lachesis die feden aus dem rocken spinet vnd zeuhet: beiden sei ben auff der gelincken
Atropos den gespunen faden abreist / Aber ausz dem himel kombt Somnus in purper ge-
ziert / seinem haubt eine breitten hut bedeckt / ein drizweidige palmruth / aus dem flus
Letheo entspringt, in seiner gerechten hant, das schleffrich haubt Herculis damit berurt /
an seinen fussen er flugeltraget.“ Die Orientierung ist in allen diesen „Bildbeschreibungen“
die heraldische.

1) Hätte Schwenter die „Bildbeschreibung I“ erst nach dem „Arvianotor“-Titel
bringen wollen, so hätte der Titel auf fol. 4 a r, die „Bildbeschreibung I“ auf fol. 4 a v
und die Zeichnung Nr. 1082 auf fol. 5 r kommen müssen. Das hätte aber die Verschiebung
der ganzen Anordnung um eine Seite und damit die Drangabe eines weiteren „ganzen
Bogens“ zur Folge gehabt.

2) Abdruck bei Braun a. a. O., S. 54.

3) „Proverbiorü quarto / Von zweierlei wegen menschlichs lebens / Abkeer deinen
fusz von dem posen / die wege welche zu der gerechten sind erkennet der Herre / ver-
kert aber sind die zu der gelincken etc.“
 
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