leistet hatte. Daß ihre Kräfte in diesem Kriege zusammenge-
brochen sind, daran trug die Übermacht des Feindes die Schuld.
Daß sie aber trotzdem so manche Erfolge erzielte und sich
so lange zu halten vermochte, das darf mit vollem Recht ihrer
ausdauernden Tüchtigkeit zugeschrieben werden. Aus dem tür-
kischen Kriege habe sie wohl großen Schaden, aber keine
Schande davongetragen.
Ich habe oben gesagt, daß ihre Macht wider alles Erwarten unrichtige und
schnell zusammengebrochen ist. Anfang Juli warf sich der irreführende
— ..... .. Tir . . . Darstellung
Franzosenkonig, ihr stärkster Gegner, mit größter Wucht und
Schnelligkeit auf sie, musterte zu Mailand sein Heer und er-
reichte die venetianischen Truppen am 9. Juli in der Gegend von
Caravaggio; mit einem Teil derselben, der bestimmt war, den
Gegner so lange aufzuhalten, bis das übrige Heer einen günsti-
gen Punkt erreicht hätte, wurde er handgemein. Trotz ihrer
großen Tapferkeit wurden die venetianischen Soldaten doch
geschlagen und kopfüber in die Flucht gejagt. Ein Teil der Ka- Mai 1509
vallerie und fast die ganze Infanterie war gefallen. So viel steht Schlacht bei
unbestreitbar fest. Viele haben freilich die Vermutung ausge- A9liadell°
sprochen, wenn das ganze Heer Venedigs im Kampfe gewesen
wäre, hätte die Schlacht ein anderes Ende genommen. Mit solch
unsicheren Dingen mögen sich aber andere abgeben. Ich schrei-
be, was geschehen ist, nicht was hätte geschehen können. Wir
haben gesehen, daß Venedig aus Tüchtigkeit geboren, durch
Tüchtigkeit gewachsen und durch Klugheit so lange in seinem
Bestände erhalten war, daß seine Kräfte vor diesem Krieg nicht
abgenommen, sondern eher zugenommen hatten, daß sein Senat
sich durch Aufnahme mancher klugen Köpfe erweitert hatte —
und nun wollen wir wissen, warum es nicht imstande war, die-
sem kleinen Schaden einer verlorenen Schlacht vorbeugend
Einhalt zu tun, daß er nicht fortwucherte und zu einem großen
Unglück für den ganzen Staat wurde. Es ist durchaus nicht zu
glauben, daß dies Zufall und eine Laune des Schicksals war.
Sie unternahmen ja einen Krieg, den sie voraussehen mußten
und der ihnen angekündigt wurde. Sie hatten sich mit aller
Kraft dem heranziehenden Feinde entgegengeworfen; sie hatten
selbst für den schlimmsten Fall vorgesorgt, hatten ihr Heer
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brochen sind, daran trug die Übermacht des Feindes die Schuld.
Daß sie aber trotzdem so manche Erfolge erzielte und sich
so lange zu halten vermochte, das darf mit vollem Recht ihrer
ausdauernden Tüchtigkeit zugeschrieben werden. Aus dem tür-
kischen Kriege habe sie wohl großen Schaden, aber keine
Schande davongetragen.
Ich habe oben gesagt, daß ihre Macht wider alles Erwarten unrichtige und
schnell zusammengebrochen ist. Anfang Juli warf sich der irreführende
— ..... .. Tir . . . Darstellung
Franzosenkonig, ihr stärkster Gegner, mit größter Wucht und
Schnelligkeit auf sie, musterte zu Mailand sein Heer und er-
reichte die venetianischen Truppen am 9. Juli in der Gegend von
Caravaggio; mit einem Teil derselben, der bestimmt war, den
Gegner so lange aufzuhalten, bis das übrige Heer einen günsti-
gen Punkt erreicht hätte, wurde er handgemein. Trotz ihrer
großen Tapferkeit wurden die venetianischen Soldaten doch
geschlagen und kopfüber in die Flucht gejagt. Ein Teil der Ka- Mai 1509
vallerie und fast die ganze Infanterie war gefallen. So viel steht Schlacht bei
unbestreitbar fest. Viele haben freilich die Vermutung ausge- A9liadell°
sprochen, wenn das ganze Heer Venedigs im Kampfe gewesen
wäre, hätte die Schlacht ein anderes Ende genommen. Mit solch
unsicheren Dingen mögen sich aber andere abgeben. Ich schrei-
be, was geschehen ist, nicht was hätte geschehen können. Wir
haben gesehen, daß Venedig aus Tüchtigkeit geboren, durch
Tüchtigkeit gewachsen und durch Klugheit so lange in seinem
Bestände erhalten war, daß seine Kräfte vor diesem Krieg nicht
abgenommen, sondern eher zugenommen hatten, daß sein Senat
sich durch Aufnahme mancher klugen Köpfe erweitert hatte —
und nun wollen wir wissen, warum es nicht imstande war, die-
sem kleinen Schaden einer verlorenen Schlacht vorbeugend
Einhalt zu tun, daß er nicht fortwucherte und zu einem großen
Unglück für den ganzen Staat wurde. Es ist durchaus nicht zu
glauben, daß dies Zufall und eine Laune des Schicksals war.
Sie unternahmen ja einen Krieg, den sie voraussehen mußten
und der ihnen angekündigt wurde. Sie hatten sich mit aller
Kraft dem heranziehenden Feinde entgegengeworfen; sie hatten
selbst für den schlimmsten Fall vorgesorgt, hatten ihr Heer
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