unter großen Kosten mit Maschinen und Geschützen versehen;
an geeigneten Plätzen hatten sie reichen Proviant aufgestapelt,
mit Graben, Mauern und anderen Befestigungen ihre Städte
und Burgen sichern lassen; an Sold zahlten sie ungeheure Sum-
men und wirtschafteten dabei sehr klug mit ihrem Gelde: hiel-
ten damit nicht nur ihre eigenen Soldaten zusammen, sondern
wußten auch solche aus den Reihen der Feinde anzulocken; der
Senat hielt täglich lange Sitzungen, beorderte für diesen Krieg
als sogenannte „Proveditoren der Armee“ mehr Leute als sonst
und außergewöhnlich kluge Männer und hatte sie zeitig in die
einzelnen Provinzen abgeschickt. Der schlimme Zufall wagt
sich nicht an Leute, die auf solche Weise sich vorgesehen haben,
und selbst des blinden Schicksals Gewalt hätte sie in so kurzer
Zeit nicht aufreiben können. Das ist die Ansicht der meisten
Philosophen, die das Schicksal entweder für eine unabänder-
liche, nicht zufällig wirkende Notwendigkeit, oder für eine
ewige Kette zusammenhängender Dinge halten. Es gibt auch
solche, die des Schicksals Gewalt an den Sternenlauf knüpfen,
und andere gibt es, die anders darüber denken. Langwierige
Arbeit wäre es, alle diese Meinungen aufzuzählen, und eine
leichte Mühe, sie zu widerlegen. Aber lassen wir das, da es
nichts mit unserer Sache zu tun hat. Viel besser nennen wir das
Schicksal eine ewige gottgewollte Ordnung der Dinge, die alles
dem Zweck des Ganzen und seinem eigenen inneren Wesen
entsprechend zur rechten Zeit und am rechten Orte geschehen
läßt, wenn es auch uns in unserem engen Gesichtskreis sinnlos
und unerklärlich erscheinen mag. Und es genüge uns, zu glau-
ben, daß alles in Gerechtigkeit und Heiligkeit — ausgenommen
die Sünde und das Laster — nach Gottes Vorsehung und Urteil
sich vollzieht. Des Schicksals Wille aber war diese so unerwar-
tete Niederlage Venedigs; den Grund aber weiß allein der, der
alles vermag und dem nichts gefällt als das Gerechte. Wir aber
lernen daraus, daß wir nie aufhören dürfen, Gott zu fürchten;
denn was unser wartet und was Gott über uns beschlossen hat,
das wissen wir nicht trotz Verstand und Logik. Dies ist aber
eine Furcht, die furchtlos dem Kommenden entgegensieht und
die uns für die Flucht der Laster die Hoffnung ewigen Lebens
318
an geeigneten Plätzen hatten sie reichen Proviant aufgestapelt,
mit Graben, Mauern und anderen Befestigungen ihre Städte
und Burgen sichern lassen; an Sold zahlten sie ungeheure Sum-
men und wirtschafteten dabei sehr klug mit ihrem Gelde: hiel-
ten damit nicht nur ihre eigenen Soldaten zusammen, sondern
wußten auch solche aus den Reihen der Feinde anzulocken; der
Senat hielt täglich lange Sitzungen, beorderte für diesen Krieg
als sogenannte „Proveditoren der Armee“ mehr Leute als sonst
und außergewöhnlich kluge Männer und hatte sie zeitig in die
einzelnen Provinzen abgeschickt. Der schlimme Zufall wagt
sich nicht an Leute, die auf solche Weise sich vorgesehen haben,
und selbst des blinden Schicksals Gewalt hätte sie in so kurzer
Zeit nicht aufreiben können. Das ist die Ansicht der meisten
Philosophen, die das Schicksal entweder für eine unabänder-
liche, nicht zufällig wirkende Notwendigkeit, oder für eine
ewige Kette zusammenhängender Dinge halten. Es gibt auch
solche, die des Schicksals Gewalt an den Sternenlauf knüpfen,
und andere gibt es, die anders darüber denken. Langwierige
Arbeit wäre es, alle diese Meinungen aufzuzählen, und eine
leichte Mühe, sie zu widerlegen. Aber lassen wir das, da es
nichts mit unserer Sache zu tun hat. Viel besser nennen wir das
Schicksal eine ewige gottgewollte Ordnung der Dinge, die alles
dem Zweck des Ganzen und seinem eigenen inneren Wesen
entsprechend zur rechten Zeit und am rechten Orte geschehen
läßt, wenn es auch uns in unserem engen Gesichtskreis sinnlos
und unerklärlich erscheinen mag. Und es genüge uns, zu glau-
ben, daß alles in Gerechtigkeit und Heiligkeit — ausgenommen
die Sünde und das Laster — nach Gottes Vorsehung und Urteil
sich vollzieht. Des Schicksals Wille aber war diese so unerwar-
tete Niederlage Venedigs; den Grund aber weiß allein der, der
alles vermag und dem nichts gefällt als das Gerechte. Wir aber
lernen daraus, daß wir nie aufhören dürfen, Gott zu fürchten;
denn was unser wartet und was Gott über uns beschlossen hat,
das wissen wir nicht trotz Verstand und Logik. Dies ist aber
eine Furcht, die furchtlos dem Kommenden entgegensieht und
die uns für die Flucht der Laster die Hoffnung ewigen Lebens
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