Vorwort.
VII
peinliche Sorgfalt die Herausgabe eines solchen Werkes erfordert, so
würden sie der Herstellung eines seit 70 Jahren*) nicht mehr er-
schienenen biographischen lexikalischen Werkes der Frauenlitteratur
das erforderliche Interesse entgegengebracht, und damit der Heraus-
geberin viel Mühe, Zeit, und v. a. erspart haben, und das vorliegende
Werk wäre lückenloser geworden.
Alle diese Hemmnisse und Widerwärtigkeiten vermochten aber
ihre Kräfte nicht zu erlahmen, verminderten ihr Bemühen nicht, das
Erreichbare zu erstreben.
So unangenehm, wenig fördernd, ja abschreckend diese eben be-
rührten Wahrnehmungen einerseits waren, so wurden sie reichlich
aufgewogen durch die Fülle von angenehmen Anregungen, welche die
Herausgeberin im Laufe der Arbeit erhielt, in dem überaus grossen
Wohlwollen und den sympathischen Kundgebungen, welche ihr von
einem grossen Teile der schreibenden Frauenwelt und vielen Männern
entgegengebracht wurden und welche, zumal einzelne dieser brief-
lichen und persönlichen Sympathiebezeugungen von den Besten der
Besten herrühren, ihr eine bleibende und angenehme Erinnerung für
das Leben sein werden. Aber noch einen anderen, nicht minder
hohen, seelischen und geistigen Genuss bot ihr die Arbeit bei dem
Durchlesen eines grossen Teiles der ihr zugekommenen Autobiographieen.
Die streng nüchterne Form eines lexikalischen Werkes, sowie der
beschränkte Raum verbieten es zu ihrem lebhaften Bedauern, die ein-
gesandten Biographieen unverkürzt wiederzugeben. Sie bedauert dies
aufrichtig im Interesse desjenigen Teils der Frauenwelt, welcher aus
diesen Biographieen eine Fülle von Anregungen erhalten haben würde.
So manche Biographie liest sich wie ein Abschnitt eines sozialen
Romans mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Nicht immer ist
es der innere Drang nach schriftstellerischer Bethätigung, welcher die
Frau in die Reihe der „Schreibenden“ gestellt hat. Gar oft waren es die
eigene Not, die Sorge um die darbende Familie, den siechen Gatten, die
vaterlosen Kinder oder die der Unterstützung bedürftigen Geschwister,
welche der Tochter, der Gattin, der Mutter oder Schwester die Feder
in die Hand drückten, um das in ihr schlummernde Talent aus-
zumünzen und so manche unter ihnen hat thränenden Auges ihre
*) Das einzige Werk dieser Art, wurde unter dem Titel „Die
Deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts“ herausgegeben
von Karl Wilh. Otto August v. Schindel, in den Jahren 1823—1825,
von F. A. Brockhaus in Leipzig verlegt.
VII
peinliche Sorgfalt die Herausgabe eines solchen Werkes erfordert, so
würden sie der Herstellung eines seit 70 Jahren*) nicht mehr er-
schienenen biographischen lexikalischen Werkes der Frauenlitteratur
das erforderliche Interesse entgegengebracht, und damit der Heraus-
geberin viel Mühe, Zeit, und v. a. erspart haben, und das vorliegende
Werk wäre lückenloser geworden.
Alle diese Hemmnisse und Widerwärtigkeiten vermochten aber
ihre Kräfte nicht zu erlahmen, verminderten ihr Bemühen nicht, das
Erreichbare zu erstreben.
So unangenehm, wenig fördernd, ja abschreckend diese eben be-
rührten Wahrnehmungen einerseits waren, so wurden sie reichlich
aufgewogen durch die Fülle von angenehmen Anregungen, welche die
Herausgeberin im Laufe der Arbeit erhielt, in dem überaus grossen
Wohlwollen und den sympathischen Kundgebungen, welche ihr von
einem grossen Teile der schreibenden Frauenwelt und vielen Männern
entgegengebracht wurden und welche, zumal einzelne dieser brief-
lichen und persönlichen Sympathiebezeugungen von den Besten der
Besten herrühren, ihr eine bleibende und angenehme Erinnerung für
das Leben sein werden. Aber noch einen anderen, nicht minder
hohen, seelischen und geistigen Genuss bot ihr die Arbeit bei dem
Durchlesen eines grossen Teiles der ihr zugekommenen Autobiographieen.
Die streng nüchterne Form eines lexikalischen Werkes, sowie der
beschränkte Raum verbieten es zu ihrem lebhaften Bedauern, die ein-
gesandten Biographieen unverkürzt wiederzugeben. Sie bedauert dies
aufrichtig im Interesse desjenigen Teils der Frauenwelt, welcher aus
diesen Biographieen eine Fülle von Anregungen erhalten haben würde.
So manche Biographie liest sich wie ein Abschnitt eines sozialen
Romans mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Nicht immer ist
es der innere Drang nach schriftstellerischer Bethätigung, welcher die
Frau in die Reihe der „Schreibenden“ gestellt hat. Gar oft waren es die
eigene Not, die Sorge um die darbende Familie, den siechen Gatten, die
vaterlosen Kinder oder die der Unterstützung bedürftigen Geschwister,
welche der Tochter, der Gattin, der Mutter oder Schwester die Feder
in die Hand drückten, um das in ihr schlummernde Talent aus-
zumünzen und so manche unter ihnen hat thränenden Auges ihre
*) Das einzige Werk dieser Art, wurde unter dem Titel „Die
Deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts“ herausgegeben
von Karl Wilh. Otto August v. Schindel, in den Jahren 1823—1825,
von F. A. Brockhaus in Leipzig verlegt.