298
Güthner.
schon nach kurzer, kaum 11 Monate dauernder Ehe durch den Tod
verlor. Tief gebeugt durch den harten Schlag und innerlich gänzlich
gebrochen, fand die junge Witwe, deren eigenes Leben lange in
ernster Gefahr schwebte, ihren Lebensmut erst an der Wiege ihres
hilflosen Kindes wieder, dem sie jetzt Mutter und Vater sein sollte.
Aller Mittel bar, sah sie sich genötigt, um für ihr Kind und sich
zu sorgen, wieder ihren Lehrerinnenberuf aufzunehmen. Man sah
sie die nächsten 5 Jahre an einem Mädchenpensionate in Reval
ihres Amtes walten, woselbst innere Kämpfe und harte Stürme ihr
nicht erspart blieben. In Liedern gab sie jetzt wieder, was sie
litt. Bis 1893 blieb sie in Reval thätig und lebt seit dieser Zeit
ganz ihrer schriftstellerischen Neigung und Befähigung. Skizzen
und Novellen aus ihrer Feder finden sich in verschiedenen Zeitungen
und Zeitschriften. Ihre vor 4 Jahren herausgegebene Gedicht-
sammlung, welche sie als ihre „beste Biographie“ bezeichnet, soll
jetzt eine neue, vielfach vervollständigte Ausgabe erfahren. Auch
sind ein grösserer Roman und ein Märchenbuch in Vorbereitung.
Ihre Märchen, Romanzen, Balladen und Lieder hat sie in den ver-
schiedensten Städten und Badeorten Deutschlands selbst vorgetragen,
und sowohl Presse als Publikum für sich zu gewinnen gewusst. Zwei
Dichtungen „Elegie auf den Tod Alexander III.“ und „Der Engel
von Ruhberg“ (Elisa von Radziwillj wurden vom russischen Kaiser-
hause wie von der Kaiserin Friedrich durch warme Anerkennungs-
schreiben ausgezeichnet, desgleichen von der Königin von Rumänien,
Carmen Sylva.
- Warum? Balladen, Eomanzen u. Lieder. 2. Aull. 1896. 4. (140) Königsberg,
Bernhard Teichert. geb. 2.50
Der II. Band ebenda in Vorbereitung, erscheint 1898.
*Güthner, Frau Nina, geb. Baronesse v. Fuchs-Bimbach, München,
Schellingstrasse 301 r., geboren zu Schloss Bimbach am 25 August
1835, lebte in der Jugend auf den väterlichen Gütern in Franken
oder in Würzburg in „Pracht und Reichtum“. Sie erhielt ihre
Erziehung, nachdem sie ihre Mutter im 3. Jahre verlor, durch
Gouvernannten und Erzieher. 12 Jahre alt machte sie deutsche
und französische Gedichte, die den Beifall von Geibel und Prutz
fanden. 1859 mit dem bayrischen Ingenieurhauptmann Güthner
verheiratet, zog sie mit ihm nach Neu-Ulm. Nach der Pensionierung
ihres zum Major aufgerückten Gatten, suchte sie ihre schriftstelle-
rischen Arbeiten zu verwerten. Viele Zeitschriften enthalten Bei-
träge von ihr. Das Königliche Theater in München brachte ein
Lustspiel aus ihrer Feder, „Die Wahl“ zur Aufführung, welches
eine so beifällige Aufnahme fand, dass es an dieser Bühne an
20 mal, sowie an vielen anderen deutschen Bühnen, u. a. auch an
der Stuttgarter Hofbühne zur Aufführung kam. Die Pflege um den
kranken, durch einen Sturz vom Pferde sehr leidend gewordenen
Mann hinderte sie, die litterarische Fähigkeit mehr auszunützen.
Nach dem Tode ihres Gatten 1891 zog sie nach München, wo sie
nunmehr „dichtet wie in den Tagen der schönen Jugend“.
-- Balladen f. d. Vortrag geeignet. 16. (32) Leipzig 1880, Naumann. 1.—
-- Das Blaustrümpfchen. Erzählg. f. d. reifere weibl. Jugend. 8. (306) Eisenach
1887, Kirchner. geb. n 4.—
Güthner.
schon nach kurzer, kaum 11 Monate dauernder Ehe durch den Tod
verlor. Tief gebeugt durch den harten Schlag und innerlich gänzlich
gebrochen, fand die junge Witwe, deren eigenes Leben lange in
ernster Gefahr schwebte, ihren Lebensmut erst an der Wiege ihres
hilflosen Kindes wieder, dem sie jetzt Mutter und Vater sein sollte.
Aller Mittel bar, sah sie sich genötigt, um für ihr Kind und sich
zu sorgen, wieder ihren Lehrerinnenberuf aufzunehmen. Man sah
sie die nächsten 5 Jahre an einem Mädchenpensionate in Reval
ihres Amtes walten, woselbst innere Kämpfe und harte Stürme ihr
nicht erspart blieben. In Liedern gab sie jetzt wieder, was sie
litt. Bis 1893 blieb sie in Reval thätig und lebt seit dieser Zeit
ganz ihrer schriftstellerischen Neigung und Befähigung. Skizzen
und Novellen aus ihrer Feder finden sich in verschiedenen Zeitungen
und Zeitschriften. Ihre vor 4 Jahren herausgegebene Gedicht-
sammlung, welche sie als ihre „beste Biographie“ bezeichnet, soll
jetzt eine neue, vielfach vervollständigte Ausgabe erfahren. Auch
sind ein grösserer Roman und ein Märchenbuch in Vorbereitung.
Ihre Märchen, Romanzen, Balladen und Lieder hat sie in den ver-
schiedensten Städten und Badeorten Deutschlands selbst vorgetragen,
und sowohl Presse als Publikum für sich zu gewinnen gewusst. Zwei
Dichtungen „Elegie auf den Tod Alexander III.“ und „Der Engel
von Ruhberg“ (Elisa von Radziwillj wurden vom russischen Kaiser-
hause wie von der Kaiserin Friedrich durch warme Anerkennungs-
schreiben ausgezeichnet, desgleichen von der Königin von Rumänien,
Carmen Sylva.
- Warum? Balladen, Eomanzen u. Lieder. 2. Aull. 1896. 4. (140) Königsberg,
Bernhard Teichert. geb. 2.50
Der II. Band ebenda in Vorbereitung, erscheint 1898.
*Güthner, Frau Nina, geb. Baronesse v. Fuchs-Bimbach, München,
Schellingstrasse 301 r., geboren zu Schloss Bimbach am 25 August
1835, lebte in der Jugend auf den väterlichen Gütern in Franken
oder in Würzburg in „Pracht und Reichtum“. Sie erhielt ihre
Erziehung, nachdem sie ihre Mutter im 3. Jahre verlor, durch
Gouvernannten und Erzieher. 12 Jahre alt machte sie deutsche
und französische Gedichte, die den Beifall von Geibel und Prutz
fanden. 1859 mit dem bayrischen Ingenieurhauptmann Güthner
verheiratet, zog sie mit ihm nach Neu-Ulm. Nach der Pensionierung
ihres zum Major aufgerückten Gatten, suchte sie ihre schriftstelle-
rischen Arbeiten zu verwerten. Viele Zeitschriften enthalten Bei-
träge von ihr. Das Königliche Theater in München brachte ein
Lustspiel aus ihrer Feder, „Die Wahl“ zur Aufführung, welches
eine so beifällige Aufnahme fand, dass es an dieser Bühne an
20 mal, sowie an vielen anderen deutschen Bühnen, u. a. auch an
der Stuttgarter Hofbühne zur Aufführung kam. Die Pflege um den
kranken, durch einen Sturz vom Pferde sehr leidend gewordenen
Mann hinderte sie, die litterarische Fähigkeit mehr auszunützen.
Nach dem Tode ihres Gatten 1891 zog sie nach München, wo sie
nunmehr „dichtet wie in den Tagen der schönen Jugend“.
-- Balladen f. d. Vortrag geeignet. 16. (32) Leipzig 1880, Naumann. 1.—
-- Das Blaustrümpfchen. Erzählg. f. d. reifere weibl. Jugend. 8. (306) Eisenach
1887, Kirchner. geb. n 4.—