Lange.
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geordnetenhaus eingereichten Petition mehrerer Berliner Frauen,
eine Broschüre „Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung“, in
welcher die in der Petition ausgesprochenen Bitten um bessere
Bildungsgelegenheiten und vermehrte Anstellung von Lehrerinnen
an den Oberklassen der höheren Mädchenschulen eine eingehende
Begründung erfuhr. Die Verfasserin hatte darin energisch die
Notwendigkeit betont, der Frau bei der Erziehung der Mädchen
die erste Rolle zuzuerteilen. Da in den Kreisen der Lehrer über
diesen Punkt begreiflicherweise ganz andere Ansichten herrschten,
so erhob sich ein grosser Sturm gegen die Broschüre, um so mehr,
als auch die Regierung sich zunächst durchaus ablehnend gegen
die Forderungen der Frauen verhielt Der im Jahre 1890 auf
Veranlassung von Auguste Schmidt, Marie Loeper-Housselle und
Helene Lange gegründete Allgemeine deutsche Lehrerinnenverein
machte dann im Prinzip diese Forderungen zu den seinen. Die
neuerdings (1894) in Preussen erlassenen Bestimmungen für das
höhere Mädchenschulwesen beweisen, dass man die Bedeutung dieser
Forderungen nicht mehr verkennt, wie dann auch 1893, bei Gelegen-
heit der Chicagoer Weltausstellung, Helene Lange seitens des
preussischen Kultusministeriums mit der Abfassung einer Schrift
über „Entwickelung und Stand des höheren Mädchenschulwesens in
Deutschland“, Berlin, R. Gaertners Verlag, betraut wurde. Während
die eigentliche Berufsthätigkeit von Helene Lange bis 1889 haupt-
sächlich auf dem Gebiete der Lehrerinnenbildung gelegen hatte,
(sie leitete 15 Jahre lang das Crainsche Lehrerinnenseminar in
Berlin) wandte sie sich von da ab, in der Erkenntnis, dass es not
thue, auch in Deutschland den Frauen den Zugang zum Studium
zu bahnen, diesem speziellen Gebiete zu. Sie begründete in Berlin
„Realkurse für Frauen“, die sie im Jahre 1893 in „Gymnasialkurse“
umwandelte, und verschaffte dadurch jungen Mädchen (die Aufnahme
erfolgt vom vollendeten 16. Lebensjahr ab) die Möglichkeit, sich
zum Studium vorzubereiten. Ostern 1896 bestanden die ersten sechs
Schülerinnen der Anstalt die Gymnasialreifeprüfung in Preussen,
während sie schon früher Schülerinnen nach Zürich zur Maturitäts-
prüfung entsandt hatte. Die übrige Wirksamkeit von Helene Lange
liegt auf dem Gebiete der Frauenfrage. Auf ihre Thätigkeit in den
verschiedenen Frauenvereinen einzugehen, würde hier zu weit
führen; wir nennen nur noch die von ihr auf dem betreffenden
Gebiete veröffentlichten Bücher und Broschüren. Seit 1893 giebt
Helene Lange eine im Dienst der Frauenbewegung stehende Monats-
schrift heraus: „Die Frau“, an der äusser der Herausgeberin zahl-
reiche vorzügliche Mitarbeiter beschäftigt sind und die der Frauen-
bewegung wesentliche Dienste leistet.
- Die Fran. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. Herausg. v.
H. L. 1. —3. Jahrg. Oktober 1893 bis September 1896. ä 12 Hefte. 8. (1. Jahrg.
I. u. 2. Heft. 140) Berlin, W. Moeser. ä Jahrg. 8.—
-Dasselbe. 4. Jahrg. Oktober 1896 bis September 1897. 12 Hefte. 8. (1. Heft
64 m. 1 Bildnis) Ebda. 1896. Vierteljähri. bar n 2.—
- Die Frauenbewegung im Bewusstsein unserer Zeit. Vortrag. 8. (30) Berlin
1892, L. Oehmigkes Verlag. n —.50
-Die ethische Bedeutung der Frauenbewegung. Vortrag. 8. (19) Ebda. 1889. n—.30
-Die höhere Mädchenschule u. ihre Bestimmung. 8. (67) Ebda. 1888. —.80
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geordnetenhaus eingereichten Petition mehrerer Berliner Frauen,
eine Broschüre „Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung“, in
welcher die in der Petition ausgesprochenen Bitten um bessere
Bildungsgelegenheiten und vermehrte Anstellung von Lehrerinnen
an den Oberklassen der höheren Mädchenschulen eine eingehende
Begründung erfuhr. Die Verfasserin hatte darin energisch die
Notwendigkeit betont, der Frau bei der Erziehung der Mädchen
die erste Rolle zuzuerteilen. Da in den Kreisen der Lehrer über
diesen Punkt begreiflicherweise ganz andere Ansichten herrschten,
so erhob sich ein grosser Sturm gegen die Broschüre, um so mehr,
als auch die Regierung sich zunächst durchaus ablehnend gegen
die Forderungen der Frauen verhielt Der im Jahre 1890 auf
Veranlassung von Auguste Schmidt, Marie Loeper-Housselle und
Helene Lange gegründete Allgemeine deutsche Lehrerinnenverein
machte dann im Prinzip diese Forderungen zu den seinen. Die
neuerdings (1894) in Preussen erlassenen Bestimmungen für das
höhere Mädchenschulwesen beweisen, dass man die Bedeutung dieser
Forderungen nicht mehr verkennt, wie dann auch 1893, bei Gelegen-
heit der Chicagoer Weltausstellung, Helene Lange seitens des
preussischen Kultusministeriums mit der Abfassung einer Schrift
über „Entwickelung und Stand des höheren Mädchenschulwesens in
Deutschland“, Berlin, R. Gaertners Verlag, betraut wurde. Während
die eigentliche Berufsthätigkeit von Helene Lange bis 1889 haupt-
sächlich auf dem Gebiete der Lehrerinnenbildung gelegen hatte,
(sie leitete 15 Jahre lang das Crainsche Lehrerinnenseminar in
Berlin) wandte sie sich von da ab, in der Erkenntnis, dass es not
thue, auch in Deutschland den Frauen den Zugang zum Studium
zu bahnen, diesem speziellen Gebiete zu. Sie begründete in Berlin
„Realkurse für Frauen“, die sie im Jahre 1893 in „Gymnasialkurse“
umwandelte, und verschaffte dadurch jungen Mädchen (die Aufnahme
erfolgt vom vollendeten 16. Lebensjahr ab) die Möglichkeit, sich
zum Studium vorzubereiten. Ostern 1896 bestanden die ersten sechs
Schülerinnen der Anstalt die Gymnasialreifeprüfung in Preussen,
während sie schon früher Schülerinnen nach Zürich zur Maturitäts-
prüfung entsandt hatte. Die übrige Wirksamkeit von Helene Lange
liegt auf dem Gebiete der Frauenfrage. Auf ihre Thätigkeit in den
verschiedenen Frauenvereinen einzugehen, würde hier zu weit
führen; wir nennen nur noch die von ihr auf dem betreffenden
Gebiete veröffentlichten Bücher und Broschüren. Seit 1893 giebt
Helene Lange eine im Dienst der Frauenbewegung stehende Monats-
schrift heraus: „Die Frau“, an der äusser der Herausgeberin zahl-
reiche vorzügliche Mitarbeiter beschäftigt sind und die der Frauen-
bewegung wesentliche Dienste leistet.
- Die Fran. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. Herausg. v.
H. L. 1. —3. Jahrg. Oktober 1893 bis September 1896. ä 12 Hefte. 8. (1. Jahrg.
I. u. 2. Heft. 140) Berlin, W. Moeser. ä Jahrg. 8.—
-Dasselbe. 4. Jahrg. Oktober 1896 bis September 1897. 12 Hefte. 8. (1. Heft
64 m. 1 Bildnis) Ebda. 1896. Vierteljähri. bar n 2.—
- Die Frauenbewegung im Bewusstsein unserer Zeit. Vortrag. 8. (30) Berlin
1892, L. Oehmigkes Verlag. n —.50
-Die ethische Bedeutung der Frauenbewegung. Vortrag. 8. (19) Ebda. 1889. n—.30
-Die höhere Mädchenschule u. ihre Bestimmung. 8. (67) Ebda. 1888. —.80