488 Theodor Hoepfher
bild auftritt, als auch da, wo es, wie Gutzmann richtig und mit Nach-
druck hervorhebt, einen rein organisch-symptomatischen Charakter
trägt (Fälle von Müller, Cornil, Pick usw.). Wir werden darauf
noch zurückkommen.
Ich bin auf diesen Gedanken vorbereitend eingegangen, um zu
sagen, daß, wenn man beim Stottern eine Neuronenläsion annehmen
will, man sie in Zentren zu suchen hätte ; da, wie stets hervorgehoben
wurde, das »Wort « in zwei Anschauungswelten gehört, so darf man
das Hypothetische der Lokalisationstheorie, die wohl von Flechsig
am reinsten und positivsten ausgesprochen ist (vgl. auch Anton u.a.;,
am wenigsten bei der Erklärung des Stotterns vernachlässigen, bei
einem Leiden, das zwei Faktoren von riesigem Gewicht bietet: erstens
eine relative Häufigkeit, Zugänglichkeit und Reinheit der individuellen
Symptome, und zweitens die Tatsache des ungestörten Intellekts vor
allem in den praktisch häufigsten Fällen, wo ein vollständiges »Leiden«
ausgebildet ist. Die Lokalisationsversuche der Kussmaul sehen Schule
sind sämtlich mißlungen. Hätte Gutzmann freilich Denhardts
Monographie genau gewürdigt (er hat sie wohl aus irgendwelchen
Gründen zu früh ad acta gelegt, besonders weil er das Verhältnis der
von Denhardt beschriebenen »Psychose« zur Sprachstörung, wie
aus Deutsche Klinik VII Seite 121 hervorgeht, völlig mißverstand),
so wäre er notwendig auf meinen Standpunkt gekommen. Das starre
Festhalten an der »naiven«: (v. Monakow) Lokalisationstheorie eines
Broca, Wernicke und Flechsig hat mit einen »imponderabilen«
Grund abgegeben für die Spasmentheorie der Kussmaul sehen Richtung.
v. Monakow, über dessen Autorität die Meinungen wohl nicht allzu
geteilt sein dürften, sagt 1910: »Die geläufige Auffassung, daß »
der Sehsphäre die Zentren für die optischen Wahrnehmungen und
Vorstellungen, in der Hörsphäre diejenigen für die SchaüVanr-
nehmungen, in der Broca sehen und Wernicke sehen Windung die
Zentren für die Erinnerungsbilder der Wortlaute bzw. Wortklange
(Wernicke), die Verstandeszentren im Frontallappen (Flechsig) ihren
Sitz haben und daß die entsprechenden Funktionen in diesen um-
schriebenen Zentren unmöglich aufgehen — ist mit Entschiedenhei
abzulehnen, sie wird wohl einst allgemein als eine naive bezeichne
werden, wie sie es seit Anbeginn der Lokalisationsforschung Ton
einzelnen einsichtigen Forschern bezeichnet wurde«.
bild auftritt, als auch da, wo es, wie Gutzmann richtig und mit Nach-
druck hervorhebt, einen rein organisch-symptomatischen Charakter
trägt (Fälle von Müller, Cornil, Pick usw.). Wir werden darauf
noch zurückkommen.
Ich bin auf diesen Gedanken vorbereitend eingegangen, um zu
sagen, daß, wenn man beim Stottern eine Neuronenläsion annehmen
will, man sie in Zentren zu suchen hätte ; da, wie stets hervorgehoben
wurde, das »Wort « in zwei Anschauungswelten gehört, so darf man
das Hypothetische der Lokalisationstheorie, die wohl von Flechsig
am reinsten und positivsten ausgesprochen ist (vgl. auch Anton u.a.;,
am wenigsten bei der Erklärung des Stotterns vernachlässigen, bei
einem Leiden, das zwei Faktoren von riesigem Gewicht bietet: erstens
eine relative Häufigkeit, Zugänglichkeit und Reinheit der individuellen
Symptome, und zweitens die Tatsache des ungestörten Intellekts vor
allem in den praktisch häufigsten Fällen, wo ein vollständiges »Leiden«
ausgebildet ist. Die Lokalisationsversuche der Kussmaul sehen Schule
sind sämtlich mißlungen. Hätte Gutzmann freilich Denhardts
Monographie genau gewürdigt (er hat sie wohl aus irgendwelchen
Gründen zu früh ad acta gelegt, besonders weil er das Verhältnis der
von Denhardt beschriebenen »Psychose« zur Sprachstörung, wie
aus Deutsche Klinik VII Seite 121 hervorgeht, völlig mißverstand),
so wäre er notwendig auf meinen Standpunkt gekommen. Das starre
Festhalten an der »naiven«: (v. Monakow) Lokalisationstheorie eines
Broca, Wernicke und Flechsig hat mit einen »imponderabilen«
Grund abgegeben für die Spasmentheorie der Kussmaul sehen Richtung.
v. Monakow, über dessen Autorität die Meinungen wohl nicht allzu
geteilt sein dürften, sagt 1910: »Die geläufige Auffassung, daß »
der Sehsphäre die Zentren für die optischen Wahrnehmungen und
Vorstellungen, in der Hörsphäre diejenigen für die SchaüVanr-
nehmungen, in der Broca sehen und Wernicke sehen Windung die
Zentren für die Erinnerungsbilder der Wortlaute bzw. Wortklange
(Wernicke), die Verstandeszentren im Frontallappen (Flechsig) ihren
Sitz haben und daß die entsprechenden Funktionen in diesen um-
schriebenen Zentren unmöglich aufgehen — ist mit Entschiedenhei
abzulehnen, sie wird wohl einst allgemein als eine naive bezeichne
werden, wie sie es seit Anbeginn der Lokalisationsforschung Ton
einzelnen einsichtigen Forschern bezeichnet wurde«.