104 Kuno Mittenzwey
Leben haben sie jene überlegene Geste entwickelt, mehr von den
Äußerungen des Seelenlebens zu verstehen als die gewöhnlichen
Menschen, womit sie wohl autoritätsbedürftigen Gemütern gelegent-
lich außerordentlich imponieren können, während sie bei allen kriti-
schen Menschen damit nur die ganze Theorie in ärgsten Mißkredit
bringen.
19. [Die FBEUDsche psychoanalytische Methode. In: Löwen-
feld, »Psychische Zwangserscheinungen«, 19041.]
20. [Über Psychotherapie. Vortrag im Wiener medizin. Doktor-
kollegium. Wiener Mediz. Presse, 19052.]
Nach dem Jahre 1901 tritt in der bis dahin so überreichen Pub-
likation Freud s zunächst eine kleine Pause ein. Aus den nächsten
Jahren liegen zunächst ein summarischer Bericht für Löwenfelds
»Psychische Zwangserscheinungen« und ein Vortrag vor. In dem
Bericht wendet sich Freud neuerdings energisch gegen die Hypnose,
der er vorwirft, daß sie den Widerstand nur verdecke, ihn aber nicht
aufräume, sondern ihm nur ausweiche und darum nur vorübergehende
Erfolge ergebe. Interessant sind die verschiedenen Formulierungen
über das Wesen der psychoanalytischen Kur: ihre Aufgabe sei, »die
Amnesien aufzuheben«, »alle Verdrängungen rückgängig zu machen«,
»das Unbewußte dem Bewußtsein zugänglich zu machen«, oder auch
»eine Nacherziehung zur Überwindung innerer Widerstände« zu bilden.
Vor allem aber werden in den beiden Publikationen die genauen
Indikationen für die analytische Behandlung angegeben. Feeüd
fordert von den Patienten, daß sie eine gewisse Intelligenz und
ethischen Wert haben, daß sie eines psychischen Normalzustandes
fähig seien, nicht über 50 Jahre alt seien, und daß nicht drohende
und dringende Erscheinungen (wie Anorexie) ein rascheres Eingreifen
fordern.
21. [Der Wite und seine Beziehung zum Unbewußten. 1905.]
— Wir haben schon bei der »Traumdeutung« gesehen, wieviele Be-
ziehungen die Freud sehe Traumtheorie durch ihre Kombinatorik
und Symbolik zum Witze aufweist. Auch die »Psychopathologie des
Alltagslebens« ist an solchen Beziehungen reich, man könnte sie bei-
nahe auf die Formel bringen, daß Freud die Fehlleistungen so
» Abgedruckt Kl. Sehr. I, S. 213 ff.
2 Ebda. S. 201 ff.
Leben haben sie jene überlegene Geste entwickelt, mehr von den
Äußerungen des Seelenlebens zu verstehen als die gewöhnlichen
Menschen, womit sie wohl autoritätsbedürftigen Gemütern gelegent-
lich außerordentlich imponieren können, während sie bei allen kriti-
schen Menschen damit nur die ganze Theorie in ärgsten Mißkredit
bringen.
19. [Die FBEUDsche psychoanalytische Methode. In: Löwen-
feld, »Psychische Zwangserscheinungen«, 19041.]
20. [Über Psychotherapie. Vortrag im Wiener medizin. Doktor-
kollegium. Wiener Mediz. Presse, 19052.]
Nach dem Jahre 1901 tritt in der bis dahin so überreichen Pub-
likation Freud s zunächst eine kleine Pause ein. Aus den nächsten
Jahren liegen zunächst ein summarischer Bericht für Löwenfelds
»Psychische Zwangserscheinungen« und ein Vortrag vor. In dem
Bericht wendet sich Freud neuerdings energisch gegen die Hypnose,
der er vorwirft, daß sie den Widerstand nur verdecke, ihn aber nicht
aufräume, sondern ihm nur ausweiche und darum nur vorübergehende
Erfolge ergebe. Interessant sind die verschiedenen Formulierungen
über das Wesen der psychoanalytischen Kur: ihre Aufgabe sei, »die
Amnesien aufzuheben«, »alle Verdrängungen rückgängig zu machen«,
»das Unbewußte dem Bewußtsein zugänglich zu machen«, oder auch
»eine Nacherziehung zur Überwindung innerer Widerstände« zu bilden.
Vor allem aber werden in den beiden Publikationen die genauen
Indikationen für die analytische Behandlung angegeben. Feeüd
fordert von den Patienten, daß sie eine gewisse Intelligenz und
ethischen Wert haben, daß sie eines psychischen Normalzustandes
fähig seien, nicht über 50 Jahre alt seien, und daß nicht drohende
und dringende Erscheinungen (wie Anorexie) ein rascheres Eingreifen
fordern.
21. [Der Wite und seine Beziehung zum Unbewußten. 1905.]
— Wir haben schon bei der »Traumdeutung« gesehen, wieviele Be-
ziehungen die Freud sehe Traumtheorie durch ihre Kombinatorik
und Symbolik zum Witze aufweist. Auch die »Psychopathologie des
Alltagslebens« ist an solchen Beziehungen reich, man könnte sie bei-
nahe auf die Formel bringen, daß Freud die Fehlleistungen so
» Abgedruckt Kl. Sehr. I, S. 213 ff.
2 Ebda. S. 201 ff.