Versuch zu einer Darstellung u. Kritik der FnEUDSchen Neurosenlehre. 669
sich recht im Gegensatz za den ehen bezeichneten assoziations-
psychologischen Bestandstücken meist auf Phänomene unseres emo-
tionalen Lebens, dessen Eigengesetzlichkeit darin deutlich angenommen
ist. Und um nun diese beiden so verschiedenen Bestandteile zu einer
Einheit zusammenzubringen, ist drittens als Bindemittel ein Heer
von Begriffen verwendet wie Konversion, Transposition, Verschiebung,
Verdichtung, Regression usw., welche keinerlei psychologische An-
schauung enthalten, sondern psychologische Prozesse und Mechanismen
bezeichnen sollen, die sich selbst aller Erfahrung entziehen und mir
in ihren Effekten angeblich sichtbar werden sollen.
Diese Zusammengesetztheit des Begriffsbestandes muß auch für
die Anlage unserer systematischen Darstellung bestimmend sein. Es
erschiene ja am verlockendsten, unsere historische Darstellung, die
der der zeitlichen Entwicklung gemäß mehr die aufsteigende Ausge-
staltung der Theorie vorführte, durch eine ganz deduktiv gehaltene
Darstellung zu ergänzen. Aber hierbei würde die bezeichnete Eigen-
tümlichkeit als beengendster Mangel fühlbar werden. Das Freud sehe
Begriffsgebäude ist nicht so einheitlicher Struktur, daß es die Rück-
führung auf eine geringste Zahl von Grundbegriffen zuließe, aus
denen alles Mannigfaltige in schöner Deduktion erflösse. Wollte
man es doch versuchen, so müßte mau für alle prinzipiellen Begriffe
denselben Rekurs nehmen wie Freud selbst, d. h. auf die assoziations-
psychologischen Grundbegriffe, also gerade auf jenen Teil der Theorie,
der Freuds eigentlicher Intuition am fremdesten ist. — Übrigens
ist nach Beginn der Drucklegung dieser Arbeit eine deduktive Dar-
stellung der Theorie von Arthur Kronfeld1 erschienen, wie sie
geschlossener auf Grund der bisherigen theoretischen Publikationen
Freuds u. E. kaum geliefert werden kann.
Wir werden darum einen mehr synthetischen Weg einschlagen.
Wir werden nicht versuchen, die Theorie auf eine kleinste Anzahl
allgemeinster Begriffe zu bringen, sondern wir werden um den Kern-
gedanken herum die logischen Bestandteile der Theorie einzeln in
ihrer logischen Reihenfolge zu gruppieren versuchen. Wir gewinnen
auf diese Weise die Möglichkeit, uns der Struktur der Theorie, wie
1 Arthur Kronfeld, Über die psychologischen Theorien Freuds und ver-
wandte Anschauungen. Arch. f. d. ges. Psychologie XXL1, S. 130 ff. Auch
einzeln.
sich recht im Gegensatz za den ehen bezeichneten assoziations-
psychologischen Bestandstücken meist auf Phänomene unseres emo-
tionalen Lebens, dessen Eigengesetzlichkeit darin deutlich angenommen
ist. Und um nun diese beiden so verschiedenen Bestandteile zu einer
Einheit zusammenzubringen, ist drittens als Bindemittel ein Heer
von Begriffen verwendet wie Konversion, Transposition, Verschiebung,
Verdichtung, Regression usw., welche keinerlei psychologische An-
schauung enthalten, sondern psychologische Prozesse und Mechanismen
bezeichnen sollen, die sich selbst aller Erfahrung entziehen und mir
in ihren Effekten angeblich sichtbar werden sollen.
Diese Zusammengesetztheit des Begriffsbestandes muß auch für
die Anlage unserer systematischen Darstellung bestimmend sein. Es
erschiene ja am verlockendsten, unsere historische Darstellung, die
der der zeitlichen Entwicklung gemäß mehr die aufsteigende Ausge-
staltung der Theorie vorführte, durch eine ganz deduktiv gehaltene
Darstellung zu ergänzen. Aber hierbei würde die bezeichnete Eigen-
tümlichkeit als beengendster Mangel fühlbar werden. Das Freud sehe
Begriffsgebäude ist nicht so einheitlicher Struktur, daß es die Rück-
führung auf eine geringste Zahl von Grundbegriffen zuließe, aus
denen alles Mannigfaltige in schöner Deduktion erflösse. Wollte
man es doch versuchen, so müßte mau für alle prinzipiellen Begriffe
denselben Rekurs nehmen wie Freud selbst, d. h. auf die assoziations-
psychologischen Grundbegriffe, also gerade auf jenen Teil der Theorie,
der Freuds eigentlicher Intuition am fremdesten ist. — Übrigens
ist nach Beginn der Drucklegung dieser Arbeit eine deduktive Dar-
stellung der Theorie von Arthur Kronfeld1 erschienen, wie sie
geschlossener auf Grund der bisherigen theoretischen Publikationen
Freuds u. E. kaum geliefert werden kann.
Wir werden darum einen mehr synthetischen Weg einschlagen.
Wir werden nicht versuchen, die Theorie auf eine kleinste Anzahl
allgemeinster Begriffe zu bringen, sondern wir werden um den Kern-
gedanken herum die logischen Bestandteile der Theorie einzeln in
ihrer logischen Reihenfolge zu gruppieren versuchen. Wir gewinnen
auf diese Weise die Möglichkeit, uns der Struktur der Theorie, wie
1 Arthur Kronfeld, Über die psychologischen Theorien Freuds und ver-
wandte Anschauungen. Arch. f. d. ges. Psychologie XXL1, S. 130 ff. Auch
einzeln.