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Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

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Drittes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0278
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272 J- Berze.

obachtungen und Untersuchungen ließen mich dann außerdem an
eine Verminderung der Apperzeptions-Bereitschaft denken.

Was aber jenen eigenartigen pathologischen Akzent betrifft,
so glaubte ich ihn auf dem Wege ableiten zu können, »daß der
(gestörte) Vorgang der (passiven) Apperzeption dem Kranken in un-
lusterregender Weise fühlbar wird<. Ganz unnötigerweise lehnte
ich mich bei der näheren Bestimmung des in Betracht kommenden
Gefühles eng an Wündt an1: Bei der passiven Apperzeption ver-
bindet sich nämlich nach Wundt auch unter normalen Verhältnissen
mit dem Inhalte, während er sich eben »zu größerer Klarheit er-
hebt«, »ein Gefühl des Erleidens, das, der Richtung der depri-
mierenden Gefühle angehörend, im allgemeinen um so stärker ist,
je intensiver der psychische Vorgang und je größer die Geschwindig-
keit seines Eintritts«. Ich sagte mir, daß dieses »Gefühl des Er-
leidens« auch dann um so stärker hervortreten müsse, wenn aus
pathologischen Gründen die Auslösung und das Vonstattengehen des
Wahrnehmungsvorganges im einzelnen Falle erhöhten Widerständen
begegnet, d. h. also, daß es im Falle dea Vorliegens einer Störung,
wie ich sie bei der Paranoia fand, zu einer Steigerung des »Gefühles
des Erleidens«, bei der passiven Apperzeption kommen müsse. Und
dieses gesteigerte »Gefühl des Erleidens« ist es eben, so meinte ich,
was jenem zur Entstehung des Beziehungswahnes führenden Akzente
zugrunde liegt. Wird der Kranke z. B. darauf aufmerksam, wie
jemand in seiner Umgebung ausspuckt, so muß er sich, da er den
der Wahrnehmung (passiven Apperzeption) dieses Vorganges an-
haftenden Akzent des Erleidens nicht als ein rein subjektives Er-
gebnis der Wahrnehmungsstörung zu erkennen vermag, seinen Grund
«vielmehr in dem wahrgenommenen Außenvorgange selbst suchen
muß, durch das Ausspucken »betroffen« fühlen, muß also annehmen,
daß das Ausspucken mit Beziehung auf ihn geschehen sei, oder daß,
kurz gesagt, vor ihm ausgespuckt wurde.

Was hat nun Hevekoch gegen diese Auffassung einzuwenden.

Zunächst erklärt er, daß es nach seiner Erfahrung »nicht den
Tatsachen entspricht, daß der Paranoiker im Anfange seiner Krank-

1 Ich gehe von dieaer Anlehnung heute im ganzen ab; auf die Hauptgründe
werde ich im folgenden noch zu sprechen kommen.
 
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