Beiträge zur Psychologie und Psychopathologie des Selbst werterlebens. 511
Wir können damit unsere allgemeinen Bemerkungen liber da»
Selbstwerterlebnis verlassen nnd ans non zar Schilderang unseres
Materials und der sich daraas ergebenden Folgerungen wenden.
III. Krankheit und Selbstwerterlebnis.
Unter den Momenten, welche ein aktuelles Selbstwerterlebnis
auslösen und die Tönung des habituellen Selbatwerterlebnisses im
weitgehendsten Maße beeinflussen, stehen kankhafte Veränderungen
des eigenen körperlichen und geistigen Zustandes. Gesundheit ist
von jeher von den Menschen als Wert geschätzt worden und diese
Gruppe der vitalen Werte, die dem Individuum so eindringlich zum
Bewußtsein kommen, gehen als eine wesentliche Komponente in jenen
Geftthlskomplex ein, welchen wir am besten vielleicht als allgemeines
Lebensgefühl bezeichnen können. Und dieses wiederum bildet eine
wesentliche Teilkomponente des Selbstwerterlebens, während es aber
andererseits auch durch dieses bestimmt ist. Überhaupt findet eine
Wirkung in dieser Ebene des seelischen Erlebens nicht nur in einer
Richtung statt, sondern fast stets handelt es sich um eine Wechsel-
wirkung. Wenn hier von Erkrankungen die Rede ist, so ist damit
nicht die krankhafte Steigerung oder Verminderung des Selbstwert-
erlebens gemeint, sondern der Einfluß, welchen krankhafte Störungen
ganz allgemein auf das Erleben des Selbstwertes haben. In der
Regel wird Krankheit als ein, das Selbstwerterleben in negativer
Richtung beeinflussender Faktor anzusehen sein. Wir finden bei
vielen Kranken, welche glauben, an körperlichen Krankheiten zu
leiden und nicht wissen, daß alle ihre Klagen und vermeintlichen
Beschwerden psychogener Natur sind, eine außerordentlich ungünstige
Beeinflussung des Selbstwerterlebens. So schreibt eine Patientin:
»Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr begann meine Krankheit. Zu-
erst hieß es, ich sei bleichsüchtig. Ich merkte aber bald, daß ich
innerlich ganz kaputt wäre, und das wurde ständig schlechter. Seit
der Zeit fühle ich mich so schlecht, ich bin nichts mehr wert und
alles, was für mich geschieht, ist überflüssig«. Hier führt also die
Kranke die Herabsetzung ihres Wertgefühles deutlich auf ihre kör-
perlichen Beschwerden zurück, ein Verhalten, das wir auch in der
Norm sehr häufig finden und das oft vielleicht ans dem Gefühle der
verminderten Leistungsfähigkeit, welches aus der Krankheit entspringt,
Wir können damit unsere allgemeinen Bemerkungen liber da»
Selbstwerterlebnis verlassen nnd ans non zar Schilderang unseres
Materials und der sich daraas ergebenden Folgerungen wenden.
III. Krankheit und Selbstwerterlebnis.
Unter den Momenten, welche ein aktuelles Selbstwerterlebnis
auslösen und die Tönung des habituellen Selbatwerterlebnisses im
weitgehendsten Maße beeinflussen, stehen kankhafte Veränderungen
des eigenen körperlichen und geistigen Zustandes. Gesundheit ist
von jeher von den Menschen als Wert geschätzt worden und diese
Gruppe der vitalen Werte, die dem Individuum so eindringlich zum
Bewußtsein kommen, gehen als eine wesentliche Komponente in jenen
Geftthlskomplex ein, welchen wir am besten vielleicht als allgemeines
Lebensgefühl bezeichnen können. Und dieses wiederum bildet eine
wesentliche Teilkomponente des Selbstwerterlebens, während es aber
andererseits auch durch dieses bestimmt ist. Überhaupt findet eine
Wirkung in dieser Ebene des seelischen Erlebens nicht nur in einer
Richtung statt, sondern fast stets handelt es sich um eine Wechsel-
wirkung. Wenn hier von Erkrankungen die Rede ist, so ist damit
nicht die krankhafte Steigerung oder Verminderung des Selbstwert-
erlebens gemeint, sondern der Einfluß, welchen krankhafte Störungen
ganz allgemein auf das Erleben des Selbstwertes haben. In der
Regel wird Krankheit als ein, das Selbstwerterleben in negativer
Richtung beeinflussender Faktor anzusehen sein. Wir finden bei
vielen Kranken, welche glauben, an körperlichen Krankheiten zu
leiden und nicht wissen, daß alle ihre Klagen und vermeintlichen
Beschwerden psychogener Natur sind, eine außerordentlich ungünstige
Beeinflussung des Selbstwerterlebens. So schreibt eine Patientin:
»Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr begann meine Krankheit. Zu-
erst hieß es, ich sei bleichsüchtig. Ich merkte aber bald, daß ich
innerlich ganz kaputt wäre, und das wurde ständig schlechter. Seit
der Zeit fühle ich mich so schlecht, ich bin nichts mehr wert und
alles, was für mich geschieht, ist überflüssig«. Hier führt also die
Kranke die Herabsetzung ihres Wertgefühles deutlich auf ihre kör-
perlichen Beschwerden zurück, ein Verhalten, das wir auch in der
Norm sehr häufig finden und das oft vielleicht ans dem Gefühle der
verminderten Leistungsfähigkeit, welches aus der Krankheit entspringt,