Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Pathopsychologie — Leipzig und Berlin, 3.1914-1919

DOI issue:
Zweites Heft
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2777#0250
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
244 Johannes Lange nnd Wilhelm Specht.

denen die Alkohol versuche stattfanden. Mit demselben Rechte könnte
man die in den Alkoholversuchen gefundene Herabsetzung der Unter-
schiedsempfindlichkeit dahin interpretieren, daß an den Alkohol-
tagen die Adaptation geringer gewesen wäre als an den Normaltagen.

Zweitens. Wenn die Adaptationshöhe an den verschiedenen Tagen
eine derartig verschiedene gewesen wäre, daß sich auf sie der Aus-
fall der Versuchsergebnisse an den verschiedenen Versuchstagen
zurückführen ließe, so hätten die Tagesschwankungen der Adaptation
in den Vorversnchen in Erscheinung treten müssen. Das ist aber mit
Sicherheit nicht geschehen.

Drittens versagt die Hypothese der Tagesschwankungen der Adap-
tationshöhe völlig angesichts der Tatsache, daß auch in jener Versuchs-
reihe, bei der Normal- und Alkoholversuche nicht auf verschiedene
Tage fielen, der Alkoholversuch vielmehr unmittelbar an den Normal-
versuch angeschlossen wurde, nach der Einnahme des Alkohols eine
Steigerung der Reizempfindlichkeit deutlich in Erscheinung trat.

Endlich ist die Hypothese unvereinbar mit dem von uns kon-
statierten zeitlichen Ablauf der Wirkung des Alkohols auf die Reiz-
empfindlichkeit. Tagesschwankungen der Adaptationshöhe können
sich nur darin zu erkennen geben, daß an dem einen Tage Reize
bemerkt werden, die an einem anderen Tage unterschwellig bleiben,
oder daß minimale Reize an verschiedenen Tagen nach verschieden
langer Zeit zur Perzeption gelangen. Demgegenüber fanden wir,
daß nach einer gewissen Zeit nach der Alkoholeinverleibung die Reiz-
empfindlichkeit fortwährend ansteigt bis zu einem Maximum, um dann
wieder zur Norm zurückzukehren. Und diese Veränderung der Reiz-
empfindlichkeit, die bei allen Versuchspersonen gesetzmäßig in Er-
scheinung trat, zeigte bezüglich des Grades der Veränderung nnd
ihrer zeitlichen Dauer eine deutliche Abhängigkeit von der Dosis des
eingenommenen Alkohols.

Wenn sich demnach der Einfluß von etwaigen Tagesschwankungen
der Adaptationshöhe auf den Ansfall unserer Versuche mit absoluter
Sicherheit ausschließen läßt, so muß andererseits eine mögliche Be-
deutung der Adaptation in ganz anderer Hinsicht zugestanden werden.

Der Alkohol könnte nämlich eine direkte Wirkung auf die Adap-
tation ausüben. Wir haben früher gesagt, daß die normale Dunkel-
adaptation nach einer Zeit von ungefähr 40 Minuten ein erstes rela-
 
Annotationen