292 J. Berze.
die mehr oder weniger präzise dahin gehen, daß das Wahrgenom-
mene für den Kranken etwas zu bedeuten habe. Dieses Etwas ist
seinem Inhalte nach zunächst nicht einmal beiläufig erkennbar;
allmählich festigt sich beim Kranken immer mehr die Überzeugung,
daß es nichts Gutes sein könne, daß vielmehr etwas Arges dahinter
sei1. Anfangs ist sich der Kranke — der eine kürzere, der andere
längere Zeit — des Ungewissen, Fraglichen, Problematischen seiner
Annahmen bewußt. Aber in der Erinnerung verliert sich dieser
problematische Charakter immer mehr. Der Kranke ist sich für
viele Fälle darüber nicht ganz klar, ob das früher Erlebte geeignet
war, ihm bloß unsichere oder aber sichere Anhaltspunkte für seine
Annahme zu bieten, bzw. er weiß den Grad dieser Sicherheit nicht
mehr abzuschätzen und neigt immer mehr dazu, jene Anhaltspunkte
als sicher anzusehen. Viele im gleichen Sinne wirkende Bewußt-
seinserlebnisse folgen einander. Jedes läßt einen Merks zurück, der
sich zur Masse der bereits angehäuften, vom Kranken immer mehr
als sichere Indizien für die Richtigkeit seiner Annahme genommenen
ähnlichen Rückständen früherer Erlebnisse schlägt. So wird aus
der anfänglich unsicheren Annahme, daß dies oder jenes Vorkomm-
nis für die eigene Person etwas zu bedeuten habe, sich auf sie
beziehe, ein wahrhaft begründetes und gesichertes Wissen um
diesen Zusammenhang. Dieses Wissen schwebt vielen Kranken in
ausdrücklicher, mehr oder weniger klarer begrifflicher Fassung
dauernd vor. Bei vielen anderen kommt es gefühlsartig zur Gel-
tung. Unter diesen finden sich auch solche, die immer noch, im
Falle des Vorhaltes seitens einer anderen Person, manchmal vielleicht
auch aus eigenem, der Tendenz zur Eigenbeziehung gegenüber ein
gewisses Maß von Kritik aufzubringen vermögen, freilich ohne gegen
die Übermacht jener Tendenz damit aufkommen zu können. Sie
sagen in einem speziellen Falle etwa folgendes: »Den Beweis dafür,
daß sich dieses Vorkommnis auf meine Person bezieht, kann ich
freilich nicht führen. Ich kann daher auch nichts machen, wenn
sie mir nicht glauben wollen; an ihrer Stelle würde ich mich viel-
leicht ebenso verhalten. Wer aber weiß, was ich schon alles erlebt
1 Ich spreche von Formen und Stadien, in welchen noch keinerlei Wahn,
vor allem kein Größenwahn die Szene beherrscht!
die mehr oder weniger präzise dahin gehen, daß das Wahrgenom-
mene für den Kranken etwas zu bedeuten habe. Dieses Etwas ist
seinem Inhalte nach zunächst nicht einmal beiläufig erkennbar;
allmählich festigt sich beim Kranken immer mehr die Überzeugung,
daß es nichts Gutes sein könne, daß vielmehr etwas Arges dahinter
sei1. Anfangs ist sich der Kranke — der eine kürzere, der andere
längere Zeit — des Ungewissen, Fraglichen, Problematischen seiner
Annahmen bewußt. Aber in der Erinnerung verliert sich dieser
problematische Charakter immer mehr. Der Kranke ist sich für
viele Fälle darüber nicht ganz klar, ob das früher Erlebte geeignet
war, ihm bloß unsichere oder aber sichere Anhaltspunkte für seine
Annahme zu bieten, bzw. er weiß den Grad dieser Sicherheit nicht
mehr abzuschätzen und neigt immer mehr dazu, jene Anhaltspunkte
als sicher anzusehen. Viele im gleichen Sinne wirkende Bewußt-
seinserlebnisse folgen einander. Jedes läßt einen Merks zurück, der
sich zur Masse der bereits angehäuften, vom Kranken immer mehr
als sichere Indizien für die Richtigkeit seiner Annahme genommenen
ähnlichen Rückständen früherer Erlebnisse schlägt. So wird aus
der anfänglich unsicheren Annahme, daß dies oder jenes Vorkomm-
nis für die eigene Person etwas zu bedeuten habe, sich auf sie
beziehe, ein wahrhaft begründetes und gesichertes Wissen um
diesen Zusammenhang. Dieses Wissen schwebt vielen Kranken in
ausdrücklicher, mehr oder weniger klarer begrifflicher Fassung
dauernd vor. Bei vielen anderen kommt es gefühlsartig zur Gel-
tung. Unter diesen finden sich auch solche, die immer noch, im
Falle des Vorhaltes seitens einer anderen Person, manchmal vielleicht
auch aus eigenem, der Tendenz zur Eigenbeziehung gegenüber ein
gewisses Maß von Kritik aufzubringen vermögen, freilich ohne gegen
die Übermacht jener Tendenz damit aufkommen zu können. Sie
sagen in einem speziellen Falle etwa folgendes: »Den Beweis dafür,
daß sich dieses Vorkommnis auf meine Person bezieht, kann ich
freilich nicht führen. Ich kann daher auch nichts machen, wenn
sie mir nicht glauben wollen; an ihrer Stelle würde ich mich viel-
leicht ebenso verhalten. Wer aber weiß, was ich schon alles erlebt
1 Ich spreche von Formen und Stadien, in welchen noch keinerlei Wahn,
vor allem kein Größenwahn die Szene beherrscht!