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Hartmann; Paul, Hermann [Hrsg.]; Hartmann [Mitarb.]
Die Werke Hartmanns von Aue: Gregorius — Halle a.S.: Niemeyer, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.66089#0011
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nutzte französische text hat der fassung, die durch die
hs. des Arsenals und die des Britischen Museums ver-
treten ist, näher gestanden, als der im ganzen weit-
läufigeren fassung in der hs. von Tours, scheint aber
von beiden verschieden gewesen zu sein, da Hartmann
mehrfach abweichend von beiden mit dem englischen
texte übereinstimmt*). Das verhältniss des dichters zu
seiner quelle ist ein freieres als das im Iwein, ähnlich
dem im Erec. Doch berühren seine veränderungen nir-
gends wesentliche punkte der erzählung und lassen sich
der hauptsache nach zurückführen auf das streben nach
einschränkung in der schilderung des äusseren details
und nach genauerer darstellung der seelenzustände und
der motive der handelnden personen.

Aus Hartmanns gedicht sind wider mehrere be-
arbeitungen geflossen. Zunächst zwei lateinische. Die
eine in kurzen reimpaaren, nach deutscher weise ge-
messen, wovon nur 36 Zeilen erhalten ‘sind (== Hartm.
740— 775)?) schliesst sich eng an Hartmann an. Die
andere in hexametern und im ‚stile des Ovid?) ist viel
freier und kürzer gehalten. Auf Hartmann beruht
ferner die deutsche prosabearbeitung in Der heiligen
leben*). Dieselbe ist später mehrfach in abgekürzter
gestalt verbreitet, auch ins schwedische übersetzt©).

mährchen, ein toscanisches (mitgeteilt von Knust in Eberts Jahrb. f. roma-
nische lit. VIT, 398) und ein sicilisches (bei Gonzenbach, Sicilische mährchen,
Leipzig 1877, s. 134). Alle drei haben das miteinander gemein, dass eine.
übertragung in bürgerliche verhältnisse stattgefunden hat, und dass der
vater am leben bleibt und an der busse teil nimmt. Der name Gregorius
erscheint in ihnen nicht mehr, aber Crivolin im sicilischen mährchen erinnert
noch daran. Die Gesta Romanorum sind auch ins polnische und daraus
in das russische übertragen (vgl. Diedrichs s. 128). Aus der letzteren schon
vom originale vielfach abweichenden übertragung ist dann eine noch freiere
bearbeitung der legende in russischer sprache entstanden (vgl. ib. s. 130
und Smith, s. 127). 1) Das ist das resultat der oben erwähnten ab-
handlung von Kölbing, bei der auch die nicht vollständig abgedruckten
französischen hss. benutzt sind, Dadurch ist die untersuchung von Lippold
„Ueber die quelle des Gregorius von Hartmann von Aue’ ergänzt und be-
richtigt. 2) Zuerst veröffentlicht von Leo in den Blättern f. literarische
unterhaltung 1837, s. 1431; auch bei Lippold, s. 3. 3) Herausgegeben
von Schmeller in der Zschr. f. deutsches altertum II, 486. 4) Heraus-
gegeben von Zingerle, Von sant Gregorio auf dem Stain und von Sand
Gerdraut. Innsbruck 1873. 5) Vgl. Köhler, Germania XV, 284.
 
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