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getreten sein, denn eine Reihe von bayrischen Fürstenbildnissen
aus den Jahren 1530—1535 bestätigen die Nachricht Neudörffers,
die ihn uns als den bevorzugten Hofmaler erscheinen läßt. Für
den bayrischen Hof hat er nach aller Wahrscheinlichkeit 1530
auch sein Hauptgemälde, das Kreuzeswunder, gemalt, das aus
kurfürstlichem Besitz in die Münchner Pinakothek gelangt ist.
Seine künstlerische Entwickelung, die wir aus seinen nicht sehr
zahlreichen Malereien kaum entnehmen könnten, wird uns durch
die Kupferstiche veranschaulicht, die der nachstehende Katalog
anführtJ.
Barthel Beham begann seine stecherische Tätigkeit dem An-
schein nach in demselben Alter wie sein älterer Bruder Sebald.
Wenigstens stammen wie bei jenem die frühesten datierten Stiche
aus seinem achtzehnten Lebensjahre. Auch er war ein frühreifes
Talent. Ein paar dieser Blätter von 1520 sind unübertrefflich
gestochen, so die heilige Barbara, (Nr. 14 unseres Verz.), der
Genius auf der Kugel (57) und der heilige Christoph (11). An-
deres verrät die Unsicherheit des Anfängers, und zwar im höheren
Grade als irgend etwas von Sebald Beham. Ein Blatt wie das
Brustbild der Madonna (5) ist recht unbeholfen gestochen und
gezeichnet. Dagegen sind Erfindung und Anordnung fast immer
überraschend reif und originell. Der Genius auf der Kugel und
der gute tolpatschige Christoph, auf den sich das Engelchen
herabsenkt, sind ganz ausgezeichnete Entwürfe, die Barthel in
ihrer Art nicht wieder übertroffen hat. Einige seiner damaligen
ornamentalen Erfindungen erwiesen sich sogar als so brauchbar,
daß Barthels älterer Bruder es nicht verschmähte, sie zwanzig
Jahre später zu kopieren oder doch zu benützen. Die Merkmale
der Zeichnung sind dieselben, die wir auch bei dem großen
Gemälde Behams, dem Kreuzwunder von 1530 in der Münchner
Pinakothek notieren können’, die stark gerundete Form der Ohr-
muschel mit deutlich abgesetztem Läppchen, die kurze hinauf-
gezogene Oberlippe, die großen hervortretenden Augen, die
1 Das Folgende ist zum größeren Teil dem Aufsatz des Verfassers
über Barthel Beham in seiner künstlerischen Entwicklung entnommen,
der in den Mitteilungen der Ges. f. verv. Kunst igo5, p. 41 erschienen
ist. Das dort besprochene Frauenbildnis der Sammlung Lotzbeck in
München war — was der Verfasser übersehen hatte — schon früher im
Rep. f. Kw. XVIII, p. 274 von Max Friedländer Beham zugewiesen.
getreten sein, denn eine Reihe von bayrischen Fürstenbildnissen
aus den Jahren 1530—1535 bestätigen die Nachricht Neudörffers,
die ihn uns als den bevorzugten Hofmaler erscheinen läßt. Für
den bayrischen Hof hat er nach aller Wahrscheinlichkeit 1530
auch sein Hauptgemälde, das Kreuzeswunder, gemalt, das aus
kurfürstlichem Besitz in die Münchner Pinakothek gelangt ist.
Seine künstlerische Entwickelung, die wir aus seinen nicht sehr
zahlreichen Malereien kaum entnehmen könnten, wird uns durch
die Kupferstiche veranschaulicht, die der nachstehende Katalog
anführtJ.
Barthel Beham begann seine stecherische Tätigkeit dem An-
schein nach in demselben Alter wie sein älterer Bruder Sebald.
Wenigstens stammen wie bei jenem die frühesten datierten Stiche
aus seinem achtzehnten Lebensjahre. Auch er war ein frühreifes
Talent. Ein paar dieser Blätter von 1520 sind unübertrefflich
gestochen, so die heilige Barbara, (Nr. 14 unseres Verz.), der
Genius auf der Kugel (57) und der heilige Christoph (11). An-
deres verrät die Unsicherheit des Anfängers, und zwar im höheren
Grade als irgend etwas von Sebald Beham. Ein Blatt wie das
Brustbild der Madonna (5) ist recht unbeholfen gestochen und
gezeichnet. Dagegen sind Erfindung und Anordnung fast immer
überraschend reif und originell. Der Genius auf der Kugel und
der gute tolpatschige Christoph, auf den sich das Engelchen
herabsenkt, sind ganz ausgezeichnete Entwürfe, die Barthel in
ihrer Art nicht wieder übertroffen hat. Einige seiner damaligen
ornamentalen Erfindungen erwiesen sich sogar als so brauchbar,
daß Barthels älterer Bruder es nicht verschmähte, sie zwanzig
Jahre später zu kopieren oder doch zu benützen. Die Merkmale
der Zeichnung sind dieselben, die wir auch bei dem großen
Gemälde Behams, dem Kreuzwunder von 1530 in der Münchner
Pinakothek notieren können’, die stark gerundete Form der Ohr-
muschel mit deutlich abgesetztem Läppchen, die kurze hinauf-
gezogene Oberlippe, die großen hervortretenden Augen, die
1 Das Folgende ist zum größeren Teil dem Aufsatz des Verfassers
über Barthel Beham in seiner künstlerischen Entwicklung entnommen,
der in den Mitteilungen der Ges. f. verv. Kunst igo5, p. 41 erschienen
ist. Das dort besprochene Frauenbildnis der Sammlung Lotzbeck in
München war — was der Verfasser übersehen hatte — schon früher im
Rep. f. Kw. XVIII, p. 274 von Max Friedländer Beham zugewiesen.