Naturschilderungen. Unstreitig ist aber gerade deshalb, weil sie uns einen viel
tieferen Einblick in den wahren Charakter der Zeit gewährst als alle Bilder der
Herren Akademie-Direktoren und Professoren mit ihren steifleinenen trojanischen Helden
nnd olympischen Göttern, die volkstümliche Jllustratiou, wie sie Voltz, Ramberg u. a.
vertraten, unendlich interessanter und wichtiger für die Kenntnis einer uns heute
bereits von Königsberg bis Basel merkwürdig gleich einförmig erscheinenden Periode,
in der selbst Achill einen Zopf und Gamaschen nebst ungeheuerem Rockkragen zu
tragen scheint. Am fürchterlichsten wird diese Kunst aber, wenn sie witzig und
satirisch sein will, wie in den Krnhwinkliaden und den vielen Karikaturen auf
Napoleon, von denen Voltz eine gute Zahl gestochen, wie er fast alle damaligen Bühnen-
stücke und besonders Opern illustriert hat. Den korsischen Damon von Gottfried
Biedermeyer verhöhnt zu sehen, wird fast unertrüglich. Nur sehr langsam arbeitet
sich bei den dnrch das unverdaute Studium der Antike einerseits und die sie um-
gebende trostlos enge und verzopfte Welt andererseits, um alle Freiheit des Geistes
und allen Sinn sürs Jndividuelle gebrachten Kiinstlern dieser Periode eine genauere
Beobachtung der Natur durch. Der erste, der hier Erhebliches leistete und dadurch
seine Werke zu einer vortrefflichen Quelle für die ganze Zeit gemacht hat, war Jo h.
Mich. Klein (geb. in Nürnberg 1792, f in München 1875), der sehr srüh in
den Kunstbetrieb seiner Vaterstadt hineingezogen wurde und schon 1805 zu radieren
anfing. Weniger begabt als Voltz, aber sich .eben darnm enger an die Natur an-
schließend, und diwch einen mehrjährigen Aufenthalt in Wien während der Kriegs-
jahre mittenr in eine iiberans malerische Welt versetzt, machte er besonders Studien
nach Tieren uud nach den dnrchziehenden Trnppen aller Nationalitüten, die er dann,
mit bewundernswerter Treue nnd Schärfe radiert, herausgab. Sie sanden große
Verbreitnng und verdienten sie ihrer naiven, wenn auch gründlich philisterhaften
Wahrheit halber auch, obwohl selbst ihm das antike Schema noch ost zwischen die
Beine kommt. Mit der sriiheren manirierten aber graziösen Zopfkunst hat diese
neuaustauchende nicht mehr viel gemein, eckig und ungeschickt, aber grundehrlich wie
sie es ist, hat sie doch den Mnt, mit der alten verlogenen und konventionellen
Tradition gründlich zu brechen und auf Dürers Art zurückgreifend, vor allem
deir Kontur zu betonen. Pedantisch genau und gewissenhast, ward unserem Klein
nur die Bewegung der Figuren noch schwer, wührend ihre Charakteristik meist
vortrefslich gelang.
Der bedeutendste dieser schwübisch-fränkischen Gruppe ist Albrecht Adam,
sgeb. 1786 in Nördlingen, f 1862 in München). — Von seinem Vater zum
Konditorhandwerk erzogen, kam er als solcher nach Nürnberg, wo er sich an der
Kunstschule im Zeichnen ausbildete und sich durch kleine Portrüts, Jagd- und Pferde-
stücke durchbrachte. Die Bekanntschast mit Rugendas in Augsburg leitete ihn dann
vou der Pferdemalerei zur Darstellung von Schlachten und Kriegsszenen. Keck und
unternehmend, bald weltläufig im hohen Grade, eine frische Landsknechtsnatur, die
keine idealen Jnteressen kannte, aber ein echtes Kind der wilden Zeit war, ihre
Freude am Abenteuer hatte und den eigenen Vorteil dabei rasch zu ergreisen ver-
stand, siedelte er nun nach München über. Dort studierte er in der Galerie Wouver-
mann mit großem Eifer, knüpfte in der Armee zahlreiche Verbindungen an wie bei
Hofe und machte dann sogar den Feldzug von 1809 mit den bayerischen Truppen
als Maler mit, um hierauf lüngere Zeit in Wien zu bleiüen und das Gesehene zu
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tieferen Einblick in den wahren Charakter der Zeit gewährst als alle Bilder der
Herren Akademie-Direktoren und Professoren mit ihren steifleinenen trojanischen Helden
nnd olympischen Göttern, die volkstümliche Jllustratiou, wie sie Voltz, Ramberg u. a.
vertraten, unendlich interessanter und wichtiger für die Kenntnis einer uns heute
bereits von Königsberg bis Basel merkwürdig gleich einförmig erscheinenden Periode,
in der selbst Achill einen Zopf und Gamaschen nebst ungeheuerem Rockkragen zu
tragen scheint. Am fürchterlichsten wird diese Kunst aber, wenn sie witzig und
satirisch sein will, wie in den Krnhwinkliaden und den vielen Karikaturen auf
Napoleon, von denen Voltz eine gute Zahl gestochen, wie er fast alle damaligen Bühnen-
stücke und besonders Opern illustriert hat. Den korsischen Damon von Gottfried
Biedermeyer verhöhnt zu sehen, wird fast unertrüglich. Nur sehr langsam arbeitet
sich bei den dnrch das unverdaute Studium der Antike einerseits und die sie um-
gebende trostlos enge und verzopfte Welt andererseits, um alle Freiheit des Geistes
und allen Sinn sürs Jndividuelle gebrachten Kiinstlern dieser Periode eine genauere
Beobachtung der Natur durch. Der erste, der hier Erhebliches leistete und dadurch
seine Werke zu einer vortrefflichen Quelle für die ganze Zeit gemacht hat, war Jo h.
Mich. Klein (geb. in Nürnberg 1792, f in München 1875), der sehr srüh in
den Kunstbetrieb seiner Vaterstadt hineingezogen wurde und schon 1805 zu radieren
anfing. Weniger begabt als Voltz, aber sich .eben darnm enger an die Natur an-
schließend, und diwch einen mehrjährigen Aufenthalt in Wien während der Kriegs-
jahre mittenr in eine iiberans malerische Welt versetzt, machte er besonders Studien
nach Tieren uud nach den dnrchziehenden Trnppen aller Nationalitüten, die er dann,
mit bewundernswerter Treue nnd Schärfe radiert, herausgab. Sie sanden große
Verbreitnng und verdienten sie ihrer naiven, wenn auch gründlich philisterhaften
Wahrheit halber auch, obwohl selbst ihm das antike Schema noch ost zwischen die
Beine kommt. Mit der sriiheren manirierten aber graziösen Zopfkunst hat diese
neuaustauchende nicht mehr viel gemein, eckig und ungeschickt, aber grundehrlich wie
sie es ist, hat sie doch den Mnt, mit der alten verlogenen und konventionellen
Tradition gründlich zu brechen und auf Dürers Art zurückgreifend, vor allem
deir Kontur zu betonen. Pedantisch genau und gewissenhast, ward unserem Klein
nur die Bewegung der Figuren noch schwer, wührend ihre Charakteristik meist
vortrefslich gelang.
Der bedeutendste dieser schwübisch-fränkischen Gruppe ist Albrecht Adam,
sgeb. 1786 in Nördlingen, f 1862 in München). — Von seinem Vater zum
Konditorhandwerk erzogen, kam er als solcher nach Nürnberg, wo er sich an der
Kunstschule im Zeichnen ausbildete und sich durch kleine Portrüts, Jagd- und Pferde-
stücke durchbrachte. Die Bekanntschast mit Rugendas in Augsburg leitete ihn dann
vou der Pferdemalerei zur Darstellung von Schlachten und Kriegsszenen. Keck und
unternehmend, bald weltläufig im hohen Grade, eine frische Landsknechtsnatur, die
keine idealen Jnteressen kannte, aber ein echtes Kind der wilden Zeit war, ihre
Freude am Abenteuer hatte und den eigenen Vorteil dabei rasch zu ergreisen ver-
stand, siedelte er nun nach München über. Dort studierte er in der Galerie Wouver-
mann mit großem Eifer, knüpfte in der Armee zahlreiche Verbindungen an wie bei
Hofe und machte dann sogar den Feldzug von 1809 mit den bayerischen Truppen
als Maler mit, um hierauf lüngere Zeit in Wien zu bleiüen und das Gesehene zu
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